Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Ein Fragment. Wagner im Schlafrocke und der Nachtmütze, eine Lampe in der Hand. Faust wendet sich unwillig. Wagner. Verzeiht! ich hör' euch declamiren; Ihr las't gewiß ein Griechisch Trauerspiel? In dieser Kunst möcht' ich was profitiren, Denn heut zu Tage wirkt das viel. Ich hab' es öfters rühmen hören, Ein Kommödiant könnt' einen Pfarrer lehren. Faust. Ja, wenn der Pfarrer ein Kommödiant ist; Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag. Wagner. Ach! wenn man so in sein Museum gebannt ist, Und sieht die Welt kaum einen Feiertag, Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten, Wie soll man sie durch Überredung leiten? Faust. Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht er- jagen. Ein Fragment. Wagner im Schlafrocke und der Nachtmütze, eine Lampe in der Hand. Fauſt wendet ſich unwillig. Wagner. Verzeiht! ich hör’ euch declamiren; Ihr laſ’t gewiß ein Griechiſch Trauerſpiel? In dieſer Kunſt möcht’ ich was profitiren, Denn heut zu Tage wirkt das viel. Ich hab’ es öfters rühmen hören, Ein Kommödiant könnt’ einen Pfarrer lehren. Fauſt. Ja, wenn der Pfarrer ein Kommödiant iſt; Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag. Wagner. Ach! wenn man ſo in ſein Muſeum gebannt iſt, Und ſieht die Welt kaum einen Feiertag, Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten, Wie ſoll man ſie durch Überredung leiten? Fauſt. Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht er- jagen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <pb facs="#f0023" n="13"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Fragment</hi>.</fw><lb/> <stage><hi rendition="#g">Wagner</hi> im Schlafrocke und der Nachtmütze,<lb/> eine Lampe in der Hand. Fauſt wendet ſich unwillig.</stage> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagner</hi>.</speaker><lb/> <p>Verzeiht! ich hör’ euch declamiren;<lb/> Ihr laſ’t gewiß ein Griechiſch Trauerſpiel?<lb/> In dieſer Kunſt möcht’ ich was profitiren,<lb/> Denn heut zu Tage wirkt das viel.<lb/> Ich hab’ es öfters rühmen hören,<lb/> Ein Kommödiant könnt’ einen Pfarrer lehren.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, wenn der Pfarrer ein Kommödiant iſt;<lb/> Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAG"> <speaker><hi rendition="#g">Wagner</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach! wenn man ſo in ſein Muſeum gebannt iſt,<lb/> Und ſieht die Welt kaum einen Feiertag,<lb/> Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten,<lb/> Wie ſoll man ſie durch Überredung leiten?</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht er-<lb/> jagen.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
Ein Fragment.
Wagner im Schlafrocke und der Nachtmütze,
eine Lampe in der Hand. Fauſt wendet ſich unwillig.
Wagner.
Verzeiht! ich hör’ euch declamiren;
Ihr laſ’t gewiß ein Griechiſch Trauerſpiel?
In dieſer Kunſt möcht’ ich was profitiren,
Denn heut zu Tage wirkt das viel.
Ich hab’ es öfters rühmen hören,
Ein Kommödiant könnt’ einen Pfarrer lehren.
Fauſt.
Ja, wenn der Pfarrer ein Kommödiant iſt;
Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag.
Wagner.
Ach! wenn man ſo in ſein Muſeum gebannt iſt,
Und ſieht die Welt kaum einen Feiertag,
Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten,
Wie ſoll man ſie durch Überredung leiten?
Fauſt.
Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht er-
jagen.
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