Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Fragment.
Grethchen.
Das ist nicht schön!
Lieschen.
Kriegt sie ihn, soll's ihr übel gehn.
Das Kränzel reißen die Buben ihr
Und Häckerling streuen wir vor die Thür!

ab.
Grethchen
nach Hause gehend.
Wie konnt' ich sonst so tapfer schmählen,
Sah ich ein armes Mägdlein fehlen!
Wie konnt' ich über andrer Sünden
Nicht Worte g'nug der Zunge finden!
Wie schien mir's schwarz, und schwärzt's noch
gar,
Mir's immer doch nicht schwarz g'nug war,
Ein Fragment.
Grethchen.
Das iſt nicht ſchön!
Lieschen.
Kriegt ſie ihn, ſoll’s ihr übel gehn.
Das Kränzel reißen die Buben ihr
Und Häckerling ſtreuen wir vor die Thür!

ab.
Grethchen
nach Hauſe gehend.
Wie konnt’ ich ſonſt ſo tapfer ſchmählen,
Sah ich ein armes Mägdlein fehlen!
Wie konnt’ ich über andrer Sünden
Nicht Worte g’nug der Zunge finden!
Wie ſchien mir’s ſchwarz, und ſchwärzt’s noch
gar,
Mir’s immer doch nicht ſchwarz g’nug war,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0159" n="149"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Fragment</hi>.</fw><lb/>
          <sp who="#GRET">
            <speaker><hi rendition="#g">Grethchen</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t nicht &#x017F;chön!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker><hi rendition="#g">Lieschen</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Kriegt &#x017F;ie ihn, &#x017F;oll&#x2019;s ihr übel gehn.<lb/>
Das Kränzel reißen die Buben ihr<lb/>
Und Häckerling &#x017F;treuen wir vor die Thür!</p><lb/>
            <stage>ab.</stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRET">
            <speaker> <hi rendition="#g">Grethchen</hi> </speaker><lb/>
            <stage>nach Hau&#x017F;e gehend.</stage><lb/>
            <p>Wie konnt&#x2019; ich &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o tapfer &#x017F;chmählen,<lb/>
Sah ich ein armes Mägdlein fehlen!<lb/>
Wie konnt&#x2019; ich über andrer Sünden<lb/>
Nicht Worte g&#x2019;nug der Zunge finden!<lb/>
Wie &#x017F;chien mir&#x2019;s &#x017F;chwarz, und &#x017F;chwärzt&#x2019;s noch<lb/>
gar,<lb/>
Mir&#x2019;s immer doch nicht &#x017F;chwarz g&#x2019;nug war,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0159] Ein Fragment. Grethchen. Das iſt nicht ſchön! Lieschen. Kriegt ſie ihn, ſoll’s ihr übel gehn. Das Kränzel reißen die Buben ihr Und Häckerling ſtreuen wir vor die Thür! ab. Grethchen nach Hauſe gehend. Wie konnt’ ich ſonſt ſo tapfer ſchmählen, Sah ich ein armes Mägdlein fehlen! Wie konnt’ ich über andrer Sünden Nicht Worte g’nug der Zunge finden! Wie ſchien mir’s ſchwarz, und ſchwärzt’s noch gar, Mir’s immer doch nicht ſchwarz g’nug war,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/159
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/159>, abgerufen am 27.11.2024.