Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.Rittersaal. Dämmernde Beleuchtung. Kaiser und Hof sind eingezogen. Herold. Mein alt Geschäft, das Schauspiel anzukünden, Verkümmert mir der Geister heimlich Walten; Vergebens wagt man aus verständigen Gründen Sich zu erklären das verworrne Schalten. Die Sessel sind, die Stühle schon zur Hand; Den Kaiser setzt man grade vor die Wand; Auf den Tapeten mag er da die Schlachten Der großen Zeit bequemlich sich betrachten. Hier sitzt nun alles, Herr und Hof im Runde, Die Bänke drängen sich im Hintergrunde; Auch Liebchen hat, in düstern Geisterstunden, Zur Seite Liebchens lieblich Raum gefunden. Und so, da alle schicklich Platz genommen, Sind wir bereit, die Geister mögen kommen! (Posaunen.) Astrolog.
Beginne gleich das Drama seinen Lauf, Der Herr befiehlt's, ihr Wände thut euch auf! Nichts hindert mehr, hier ist Magie zur Hand, Die Teppiche schwinden, wie gerollt vom Brand; Die Mauer spaltet sich, sie kehrt sich um, Ein tief Theater scheint sich aufzustellen, Geheimnißvoll ein Schein uns zu erhellen, Und ich besteige das Proscenium. Rittersaal. Dämmernde Beleuchtung. Kaiser und Hof sind eingezogen. Herold. Mein alt Geschäft, das Schauspiel anzukünden, Verkümmert mir der Geister heimlich Walten; Vergebens wagt man aus verständigen Gründen Sich zu erklären das verworrne Schalten. Die Sessel sind, die Stühle schon zur Hand; Den Kaiser setzt man grade vor die Wand; Auf den Tapeten mag er da die Schlachten Der großen Zeit bequemlich sich betrachten. Hier sitzt nun alles, Herr und Hof im Runde, Die Bänke drängen sich im Hintergrunde; Auch Liebchen hat, in düstern Geisterstunden, Zur Seite Liebchens lieblich Raum gefunden. Und so, da alle schicklich Platz genommen, Sind wir bereit, die Geister mögen kommen! (Posaunen.) Astrolog.
Beginne gleich das Drama seinen Lauf, Der Herr befiehlt’s, ihr Wände thut euch auf! Nichts hindert mehr, hier ist Magie zur Hand, Die Teppiche schwinden, wie gerollt vom Brand; Die Mauer spaltet sich, sie kehrt sich um, Ein tief Theater scheint sich aufzustellen, Geheimnißvoll ein Schein uns zu erhellen, Und ich besteige das Proscenium. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <pb facs="#f0094" n="82"/> <div type="scene" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Rittersaal.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <stage>Dämmernde Beleuchtung.</stage><lb/> <stage><hi rendition="#g">Kaiser</hi> und <hi rendition="#g">Hof</hi> sind eingezogen.</stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Herold.</hi> </speaker><lb/> <p>Mein alt Geschäft, das Schauspiel anzukünden,<lb/> Verkümmert mir der Geister heimlich Walten;<lb/> Vergebens wagt man aus verständigen Gründen<lb/> Sich zu erklären das verworrne Schalten.<lb/> Die Sessel sind, die Stühle schon zur Hand;<lb/> Den Kaiser setzt man grade vor die Wand;<lb/> Auf den Tapeten mag er da die Schlachten<lb/> Der großen Zeit bequemlich sich betrachten.<lb/> Hier sitzt nun alles, Herr und Hof im Runde,<lb/> Die Bänke drängen sich im Hintergrunde;<lb/> Auch Liebchen hat, in düstern Geisterstunden,<lb/> Zur Seite Liebchens lieblich Raum gefunden.<lb/> Und so, da alle schicklich Platz genommen,<lb/> Sind wir bereit, die Geister mögen kommen!<lb/></p> </sp> <sp> <stage>(Posaunen.)</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Astrolog.</hi> </speaker><lb/> <p>Beginne gleich das Drama seinen Lauf,<lb/> Der Herr befiehlt’s, ihr Wände thut euch auf!<lb/> Nichts hindert mehr, hier ist Magie zur Hand,<lb/> Die Teppiche schwinden, wie gerollt vom Brand;<lb/> Die Mauer spaltet sich, sie kehrt sich um,<lb/> Ein tief Theater scheint sich aufzustellen,<lb/> Geheimnißvoll ein Schein uns zu erhellen,<lb/> Und ich besteige das Proscenium.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0094]
Rittersaal.
Dämmernde Beleuchtung.
Kaiser und Hof sind eingezogen.
Herold.
Mein alt Geschäft, das Schauspiel anzukünden,
Verkümmert mir der Geister heimlich Walten;
Vergebens wagt man aus verständigen Gründen
Sich zu erklären das verworrne Schalten.
Die Sessel sind, die Stühle schon zur Hand;
Den Kaiser setzt man grade vor die Wand;
Auf den Tapeten mag er da die Schlachten
Der großen Zeit bequemlich sich betrachten.
Hier sitzt nun alles, Herr und Hof im Runde,
Die Bänke drängen sich im Hintergrunde;
Auch Liebchen hat, in düstern Geisterstunden,
Zur Seite Liebchens lieblich Raum gefunden.
Und so, da alle schicklich Platz genommen,
Sind wir bereit, die Geister mögen kommen!
(Posaunen.)
Astrolog.
Beginne gleich das Drama seinen Lauf,
Der Herr befiehlt’s, ihr Wände thut euch auf!
Nichts hindert mehr, hier ist Magie zur Hand,
Die Teppiche schwinden, wie gerollt vom Brand;
Die Mauer spaltet sich, sie kehrt sich um,
Ein tief Theater scheint sich aufzustellen,
Geheimnißvoll ein Schein uns zu erhellen,
Und ich besteige das Proscenium.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |