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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

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Droben aber auf der Zinne
Jene Göttin, mit behenden
Breiten Flügeln, zum Gewinne
Allerseits sich hinzuwenden.
Rings umgibt sie Glanz und Glorie
Leuchtend fern nach allen Seiten;
Und sie nennet sich Victorie,
Göttin aller Thätigkeiten.
Zoilo-Thersites.
Hu! Hu! da komm' ich eben recht,
Ich schelt' euch allzusammen schlecht!
Doch was ich mir zum Ziel ersah
Ist oben Frau Victoria.
Mit ihrem weißen Flügelpaar,
Sie dünkt sich wohl sie sey ein Aar,
Und wo sie sich nur hingewandt
Gehör' ihr alles Volk und Land;
Doch, wo was Rühmliches gelingt
Es mich sogleich in Harnisch bringt.
Das Tiefe hoch, das Hohe tief,
Das Schiefe grad, das Grade schief,
Das ganz allein macht mich gesund,
So will ich's auf dem Erdenrund.
Herold.
So treffe dich, du Lumpenhund,
Des frommen Stabes Meisterstreich!
Da krümm' und winde dich sogleich! -
Droben aber auf der Zinne
Jene Göttin, mit behenden
Breiten Flügeln, zum Gewinne
Allerseits sich hinzuwenden.
Rings umgibt sie Glanz und Glorie
Leuchtend fern nach allen Seiten;
Und sie nennet sich Victorie,
Göttin aller Thätigkeiten.
Zoilo-Thersites.
Hu! Hu! da komm’ ich eben recht,
Ich schelt’ euch allzusammen schlecht!
Doch was ich mir zum Ziel ersah
Ist oben Frau Victoria.
Mit ihrem weißen Flügelpaar,
Sie dünkt sich wohl sie sey ein Aar,
Und wo sie sich nur hingewandt
Gehör’ ihr alles Volk und Land;
Doch, wo was Rühmliches gelingt
Es mich sogleich in Harnisch bringt.
Das Tiefe hoch, das Hohe tief,
Das Schiefe grad, das Grade schief,
Das ganz allein macht mich gesund,
So will ich’s auf dem Erdenrund.
Herold.
So treffe dich, du Lumpenhund,
Des frommen Stabes Meisterstreich!
Da krümm’ und winde dich sogleich! –
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[40/0052] Droben aber auf der Zinne Jene Göttin, mit behenden Breiten Flügeln, zum Gewinne Allerseits sich hinzuwenden. Rings umgibt sie Glanz und Glorie Leuchtend fern nach allen Seiten; Und sie nennet sich Victorie, Göttin aller Thätigkeiten. Zoilo-Thersites. Hu! Hu! da komm’ ich eben recht, Ich schelt’ euch allzusammen schlecht! Doch was ich mir zum Ziel ersah Ist oben Frau Victoria. Mit ihrem weißen Flügelpaar, Sie dünkt sich wohl sie sey ein Aar, Und wo sie sich nur hingewandt Gehör’ ihr alles Volk und Land; Doch, wo was Rühmliches gelingt Es mich sogleich in Harnisch bringt. Das Tiefe hoch, das Hohe tief, Das Schiefe grad, das Grade schief, Das ganz allein macht mich gesund, So will ich’s auf dem Erdenrund. Herold. So treffe dich, du Lumpenhund, Des frommen Stabes Meisterstreich! Da krümm’ und winde dich sogleich! –

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/52>, abgerufen am 24.11.2024.