Stünd' ich, Natur! vor dir ein Mann allein, Da wär's der Mühe werth ein Mensch zu seyn.
Das war ich sonst, eh' ich's im Düstern suchte, Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte. Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll Daß niemand weiß wie er ihn meiden soll. Wenn auch Ein Tag uns klar vernünftig lacht, In Traumgespinnst verwickelt uns die Nacht; Wir kehren froh von junger Flur zurück, Ein Vogel krächzt, was krächzt er? Mißgeschick. Von Aberglauben früh und spat umgarnt. Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt. Und so verschüchtert, stehen wir allein; Die Pforte knarrt und niemand kommt herein. (Erschüttert.) Ist jemand hier?
Sorge. Die Frage fordert Ja!
Faust. Und du, wer bist denn du?
Sorge. Bin einmal da.
Faust. Entferne dich!
Sorge. Ich bin am rechten Ort.
Stünd’ ich, Natur! vor dir ein Mann allein, Da wär’s der Mühe werth ein Mensch zu seyn.
Das war ich sonst, eh’ ich’s im Düstern suchte, Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte. Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll Daß niemand weiß wie er ihn meiden soll. Wenn auch Ein Tag uns klar vernünftig lacht, In Traumgespinnst verwickelt uns die Nacht; Wir kehren froh von junger Flur zurück, Ein Vogel krächzt, was krächzt er? Mißgeschick. Von Aberglauben früh und spat umgarnt. Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt. Und so verschüchtert, stehen wir allein; Die Pforte knarrt und niemand kommt herein. (Erschüttert.) Ist jemand hier?
Sorge. Die Frage fordert Ja!
Faust. Und du, wer bist denn du?
Sorge. Bin einmal da.
Faust. Entferne dich!
Sorge. Ich bin am rechten Ort.
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Stünd’ ich, Natur! vor dir ein Mann allein,
Da wär’s der Mühe werth ein Mensch zu seyn.
Das war ich sonst, eh’ ich’s im Düstern suchte,
Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte.
Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll
Daß niemand weiß wie er ihn meiden soll.
Wenn auch Ein Tag uns klar vernünftig lacht,
In Traumgespinnst verwickelt uns die Nacht;
Wir kehren froh von junger Flur zurück,
Ein Vogel krächzt, was krächzt er? Mißgeschick.
Von Aberglauben früh und spat umgarnt.
Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt.
Und so verschüchtert, stehen wir allein;
Die Pforte knarrt und niemand kommt herein.
(Erschüttert.)
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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/326>, abgerufen am 16.02.2025.
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