Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Kaiser. Zwar fühl' ich mich zu ernst auf Festlichkeit zu sinnen, Doch sey's! Es fördert auch frohmüthiges Beginnen. (Zum Dritten.) Dich wähl' ich zum Erztruchseß! Also sey fortan, Dir Jagd, Geflügel-Hof und Vorwerk unterthan; Der Lieblingsspeise Wahl laß mir zu allen Zeiten Wie sie der Monat bringt und sorgsam zubereiten. Erztruchseß. Streng Fasten sey für mich die angenehmste Pflicht, Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht. Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir verein'gen, Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleun'gen. Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt, Einfach und kräftig ist's wornach dein Sinn verlangt. Kaiser (zum Vierten). Weil unausweichlich hier sich's nur von Festen handelt, So sey mir junger Held, zum Schenken umgewandelt. Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerey Auf's reichlichste versorgt mit gutem Weine sey. Du selbst sey mäßig, laß nicht über Heiterkeiten, Durch der Gelegenheit Verlocken, dich verleiten. Erzschenk. Mein Fürst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur ver- traut, Steht, eh' man sich's versieht, zu Männern auferbaut. Auch ich versetze mich zu jenem großen Feste; Ein Kaiserlich Büffet schmück' ich auf's allerbeste. Kaiser. Zwar fühl’ ich mich zu ernst auf Festlichkeit zu sinnen, Doch sey’s! Es fördert auch frohmüthiges Beginnen. (Zum Dritten.) Dich wähl’ ich zum Erztruchseß! Also sey fortan, Dir Jagd, Geflügel-Hof und Vorwerk unterthan; Der Lieblingsspeise Wahl laß mir zu allen Zeiten Wie sie der Monat bringt und sorgsam zubereiten. Erztruchseß. Streng Fasten sey für mich die angenehmste Pflicht, Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht. Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir verein’gen, Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleun’gen. Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt, Einfach und kräftig ist’s wornach dein Sinn verlangt. Kaiser (zum Vierten). Weil unausweichlich hier sich’s nur von Festen handelt, So sey mir junger Held, zum Schenken umgewandelt. Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerey Auf’s reichlichste versorgt mit gutem Weine sey. Du selbst sey mäßig, laß nicht über Heiterkeiten, Durch der Gelegenheit Verlocken, dich verleiten. Erzschenk. Mein Fürst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur ver- traut, Steht, eh’ man sich’s versieht, zu Männern auferbaut. Auch ich versetze mich zu jenem großen Feste; Ein Kaiserlich Büffet schmück’ ich auf’s allerbeste. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0302" n="290"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Kaiser.</hi> </speaker><lb/> <p>Zwar fühl’ ich mich zu ernst auf Festlichkeit zu sinnen,<lb/> Doch sey’s! Es fördert auch frohmüthiges Beginnen.<lb/></p> <stage>(Zum Dritten.)</stage><lb/> <p>Dich wähl’ ich zum Erztruchseß! Also sey fortan,<lb/> Dir Jagd, Geflügel-Hof und Vorwerk unterthan;<lb/> Der Lieblingsspeise Wahl laß mir zu allen Zeiten<lb/> Wie sie der Monat bringt und sorgsam zubereiten.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Erztruchseß.</hi> </speaker><lb/> <p>Streng Fasten sey für mich die angenehmste Pflicht,<lb/> Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht.<lb/> Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir verein’gen,<lb/> Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleun’gen.<lb/> Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt,<lb/> Einfach und kräftig ist’s wornach dein Sinn verlangt.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Kaiser</hi> </speaker> <stage>(zum Vierten).</stage><lb/> <p>Weil unausweichlich hier sich’s nur von Festen handelt,<lb/> So sey mir junger Held, zum Schenken umgewandelt.<lb/> Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerey<lb/> Auf’s reichlichste versorgt mit gutem Weine sey.<lb/> Du selbst sey mäßig, laß nicht über Heiterkeiten,<lb/> Durch der Gelegenheit Verlocken, dich verleiten.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Erzschenk.</hi> </speaker><lb/> <p>Mein Fürst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur ver-<lb/><hi rendition="#et">traut,</hi><lb/> Steht, eh’ man sich’s versieht, zu Männern auferbaut.<lb/> Auch ich versetze mich zu jenem großen Feste;<lb/> Ein Kaiserlich Büffet schmück’ ich auf’s allerbeste.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0302]
Kaiser.
Zwar fühl’ ich mich zu ernst auf Festlichkeit zu sinnen,
Doch sey’s! Es fördert auch frohmüthiges Beginnen.
(Zum Dritten.)
Dich wähl’ ich zum Erztruchseß! Also sey fortan,
Dir Jagd, Geflügel-Hof und Vorwerk unterthan;
Der Lieblingsspeise Wahl laß mir zu allen Zeiten
Wie sie der Monat bringt und sorgsam zubereiten.
Erztruchseß.
Streng Fasten sey für mich die angenehmste Pflicht,
Bis, vor dich hingestellt, dich freut ein Wohlgericht.
Der Küche Dienerschaft soll sich mit mir verein’gen,
Das Ferne beizuziehn, die Jahrszeit zu beschleun’gen.
Dich reizt nicht Fern und Früh, womit die Tafel prangt,
Einfach und kräftig ist’s wornach dein Sinn verlangt.
Kaiser (zum Vierten).
Weil unausweichlich hier sich’s nur von Festen handelt,
So sey mir junger Held, zum Schenken umgewandelt.
Erzschenke, sorge nun, daß unsre Kellerey
Auf’s reichlichste versorgt mit gutem Weine sey.
Du selbst sey mäßig, laß nicht über Heiterkeiten,
Durch der Gelegenheit Verlocken, dich verleiten.
Erzschenk.
Mein Fürst, die Jugend selbst, wenn man ihr nur ver-
traut,
Steht, eh’ man sich’s versieht, zu Männern auferbaut.
Auch ich versetze mich zu jenem großen Feste;
Ein Kaiserlich Büffet schmück’ ich auf’s allerbeste.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/302 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/302>, abgerufen am 16.07.2024. |