Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Helena. Meine Hand. Chor.
Wer verdächt' es unsrer Fürstin Gönnet sie dem Herrn der Burg Freundliches Erzeigen. Denn gesteht, sämmtliche sind wir Ja Gefangene, wie schon öfter Seit dem schmählichen Untergang Ilios und der ängstlich- Labyrinthischen Kummerfahrt. Fraun, gewöhnt an Männerliebe, Wählerinnen sind sie nicht, Aber Kennerinnen. Und wie goldlockigen Hirten, Vielleicht schwarzborstigen Faunen, Wie es bringt die Gelegenheit, Ueber die schwellenden Glieder Vollertheilen sie gleiches Recht. Nah und näher sitzen sie schon An einander gelehnet, Schulter an Schulter, Knie an Knie; Hand in Hand wiegen sie sich Ueber des Throns Aufgepolsterter Herrlichkeit. Nicht versagt sich die Majestät Heimlicher Freuden Vor den Augen des Volkes Uebermüthiges Offenbarseyn. Helena. Meine Hand. Chor.
Wer verdächt’ es unsrer Fürstin Gönnet sie dem Herrn der Burg Freundliches Erzeigen. Denn gesteht, sämmtliche sind wir Ja Gefangene, wie schon öfter Seit dem schmählichen Untergang Ilios und der ängstlich- Labyrinthischen Kummerfahrt. Fraun, gewöhnt an Männerliebe, Wählerinnen sind sie nicht, Aber Kennerinnen. Und wie goldlockigen Hirten, Vielleicht schwarzborstigen Faunen, Wie es bringt die Gelegenheit, Ueber die schwellenden Glieder Vollertheilen sie gleiches Recht. Nah und näher sitzen sie schon An einander gelehnet, Schulter an Schulter, Knie an Knie; Hand in Hand wiegen sie sich Ueber des Throns Aufgepolsterter Herrlichkeit. Nicht versagt sich die Majestät Heimlicher Freuden Vor den Augen des Volkes Uebermüthiges Offenbarseyn. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0231" n="219"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Helena.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Meine Hand.</hi><lb/> </p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/> <p>Wer verdächt’ es unsrer Fürstin<lb/> Gönnet sie dem Herrn der Burg<lb/> Freundliches Erzeigen.<lb/> Denn gesteht, sämmtliche sind wir<lb/> Ja Gefangene, wie schon öfter<lb/> Seit dem schmählichen Untergang<lb/> Ilios und der ängstlich-<lb/> Labyrinthischen Kummerfahrt.<lb/> Fraun, gewöhnt an Männerliebe,<lb/> Wählerinnen sind sie nicht,<lb/> Aber Kennerinnen.<lb/> Und wie goldlockigen Hirten,<lb/> Vielleicht schwarzborstigen Faunen,<lb/> Wie es bringt die Gelegenheit,<lb/> Ueber die schwellenden Glieder<lb/> Vollertheilen sie gleiches Recht.<lb/> Nah und näher sitzen sie schon<lb/> An einander gelehnet,<lb/> Schulter an Schulter, Knie an Knie;<lb/> Hand in Hand wiegen sie sich<lb/> Ueber des Throns<lb/> Aufgepolsterter Herrlichkeit.<lb/> Nicht versagt sich die Majestät<lb/> Heimlicher Freuden<lb/> Vor den Augen des Volkes<lb/> Uebermüthiges Offenbarseyn.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0231]
Helena.
Meine Hand.
Chor.
Wer verdächt’ es unsrer Fürstin
Gönnet sie dem Herrn der Burg
Freundliches Erzeigen.
Denn gesteht, sämmtliche sind wir
Ja Gefangene, wie schon öfter
Seit dem schmählichen Untergang
Ilios und der ängstlich-
Labyrinthischen Kummerfahrt.
Fraun, gewöhnt an Männerliebe,
Wählerinnen sind sie nicht,
Aber Kennerinnen.
Und wie goldlockigen Hirten,
Vielleicht schwarzborstigen Faunen,
Wie es bringt die Gelegenheit,
Ueber die schwellenden Glieder
Vollertheilen sie gleiches Recht.
Nah und näher sitzen sie schon
An einander gelehnet,
Schulter an Schulter, Knie an Knie;
Hand in Hand wiegen sie sich
Ueber des Throns
Aufgepolsterter Herrlichkeit.
Nicht versagt sich die Majestät
Heimlicher Freuden
Vor den Augen des Volkes
Uebermüthiges Offenbarseyn.
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