Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Vergebens klettr' ich auf und nieder,
Wo find' ich meine Sphinxe wieder?
So toll hätt' ich mir's nicht gedacht,
Ein solch Gebirg in Einer Nacht!
Das heiß' ich frischen Hexenritt,
Die bringen ihren Blocksberg mit.
Oreas (vom Naturfels).
Herauf hier! Mein Gebirg ist alt,
Steht in ursprünglicher Gestalt.
Verehre schroffe Felsensteige,
Des Pindus letztgedehnte Zweige.
Schon stand ich unerschüttert so
Als über mich Pompejus floh.
Daneben, das Gebild des Wahns,
Verschwindet schon beim Krähn des Hahns.
Dergleichen Mährchen seh' ich oft entstehn
Und plötzlich wieder untergehn.
Mephistopheles.
Sey Ehre dir, ehrwürdiges Haupt!
Von hoher Eichenkraft umlaubt.
Der allerklarste Mondenschein
Dringt nicht zur Finsterniß herein. -
Doch neben am Gebüsche zieht
Ein Licht das gar bescheiden glüht.
Wie sich das alles fügen muß!
Fürwahr! es ist Homunculus.
Woher des Wegs, du Kleingeselle?
Vergebens klettr’ ich auf und nieder,
Wo find’ ich meine Sphinxe wieder?
So toll hätt’ ich mir’s nicht gedacht,
Ein solch Gebirg in Einer Nacht!
Das heiß’ ich frischen Hexenritt,
Die bringen ihren Blocksberg mit.
Oreas (vom Naturfels).
Herauf hier! Mein Gebirg ist alt,
Steht in ursprünglicher Gestalt.
Verehre schroffe Felsensteige,
Des Pindus letztgedehnte Zweige.
Schon stand ich unerschüttert so
Als über mich Pompejus floh.
Daneben, das Gebild des Wahns,
Verschwindet schon beim Krähn des Hahns.
Dergleichen Mährchen seh’ ich oft entstehn
Und plötzlich wieder untergehn.
Mephistopheles.
Sey Ehre dir, ehrwürdiges Haupt!
Von hoher Eichenkraft umlaubt.
Der allerklarste Mondenschein
Dringt nicht zur Finsterniß herein. –
Doch neben am Gebüsche zieht
Ein Licht das gar bescheiden glüht.
Wie sich das alles fügen muß!
Fürwahr! es ist Homunculus.
Woher des Wegs, du Kleingeselle?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0160" n="148"/>
Vergebens klettr&#x2019; ich auf und nieder,<lb/>
Wo find&#x2019; ich meine Sphinxe wieder?<lb/>
So toll hätt&#x2019; ich mir&#x2019;s nicht gedacht,<lb/>
Ein solch Gebirg in Einer Nacht!<lb/>
Das heiß&#x2019; ich frischen Hexenritt,<lb/>
Die bringen ihren Blocksberg mit.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Oreas</hi> </speaker>
            <stage>(vom Naturfels).</stage><lb/>
            <p>Herauf hier! Mein Gebirg ist alt,<lb/>
Steht in ursprünglicher Gestalt.<lb/>
Verehre schroffe Felsensteige,<lb/>
Des Pindus letztgedehnte Zweige.<lb/>
Schon stand ich unerschüttert so<lb/>
Als über mich Pompejus floh.<lb/>
Daneben, das Gebild des Wahns,<lb/>
Verschwindet schon beim Krähn des Hahns.<lb/>
Dergleichen Mährchen seh&#x2019; ich oft entstehn<lb/>
Und plötzlich wieder untergehn.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Sey Ehre dir, ehrwürdiges Haupt!<lb/>
Von hoher Eichenkraft umlaubt.<lb/>
Der allerklarste Mondenschein<lb/>
Dringt nicht zur Finsterniß herein. &#x2013;<lb/>
Doch neben am Gebüsche zieht<lb/>
Ein Licht das gar bescheiden glüht.<lb/>
Wie sich das alles fügen muß!<lb/>
Fürwahr! es ist Homunculus.<lb/>
Woher des Wegs, du Kleingeselle?<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0160] Vergebens klettr’ ich auf und nieder, Wo find’ ich meine Sphinxe wieder? So toll hätt’ ich mir’s nicht gedacht, Ein solch Gebirg in Einer Nacht! Das heiß’ ich frischen Hexenritt, Die bringen ihren Blocksberg mit. Oreas (vom Naturfels). Herauf hier! Mein Gebirg ist alt, Steht in ursprünglicher Gestalt. Verehre schroffe Felsensteige, Des Pindus letztgedehnte Zweige. Schon stand ich unerschüttert so Als über mich Pompejus floh. Daneben, das Gebild des Wahns, Verschwindet schon beim Krähn des Hahns. Dergleichen Mährchen seh’ ich oft entstehn Und plötzlich wieder untergehn. Mephistopheles. Sey Ehre dir, ehrwürdiges Haupt! Von hoher Eichenkraft umlaubt. Der allerklarste Mondenschein Dringt nicht zur Finsterniß herein. – Doch neben am Gebüsche zieht Ein Licht das gar bescheiden glüht. Wie sich das alles fügen muß! Fürwahr! es ist Homunculus. Woher des Wegs, du Kleingeselle?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/160
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/160>, abgerufen am 05.05.2024.