Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Kühn ist das Mühen, Herrlich der Lohn! Und die Soldaten Ziehen davon. Faust und Wagner. Faust. Vom Eise befreyt sind Strom und Bäche, Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Thale grünet Hoffnungs-Glück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dorther sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weißes, Ueberall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt zurück zu sehen.
Kuͤhn iſt das Muͤhen, Herrlich der Lohn! Und die Soldaten Ziehen davon. Fauſt und Wagner. Fauſt. Vom Eiſe befreyt ſind Strom und Baͤche, Durch des Fruͤhlings holden, belebenden Blick, Im Thale gruͤnet Hoffnungs-Gluͤck; Der alte Winter, in ſeiner Schwaͤche, Zog ſich in rauhe Berge zuruͤck. Von dorther ſendet er, fliehend, nur Ohnmaͤchtige Schauer koͤrnigen Eiſes In Streifen uͤber die gruͤnende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weißes, Ueberall regt ſich Bildung und Streben, Alles will ſie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menſchen dafuͤr. Kehre dich um, von dieſen Hoͤhen Nach der Stadt zuruͤck zu ſehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SOL"> <p> <hi rendition="#c"><pb facs="#f0069" n="63"/> Kuͤhn iſt das Muͤhen,<lb/> Herrlich der Lohn!<lb/> Und die Soldaten<lb/> Ziehen davon.</hi> </p> </sp><lb/> <castList> <castItem><hi rendition="#g">Fauſt</hi> und </castItem> <castItem><hi rendition="#g">Wagner</hi>.</castItem> </castList><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Vom Eiſe befreyt ſind Strom und Baͤche,<lb/> Durch des Fruͤhlings holden, belebenden Blick,<lb/> Im Thale gruͤnet Hoffnungs-Gluͤck;<lb/> Der alte Winter, in ſeiner Schwaͤche,<lb/> Zog ſich in rauhe Berge zuruͤck.<lb/> Von dorther ſendet er, fliehend, nur<lb/> Ohnmaͤchtige Schauer koͤrnigen Eiſes<lb/> In Streifen uͤber die gruͤnende Flur;<lb/> Aber die Sonne duldet kein Weißes,<lb/> Ueberall regt ſich Bildung und Streben,<lb/> Alles will ſie mit Farben beleben;<lb/> Doch an Blumen fehlts im Revier,<lb/> Sie nimmt geputzte Menſchen dafuͤr.<lb/> Kehre dich um, von dieſen Hoͤhen<lb/> Nach der Stadt zuruͤck zu ſehen.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0069]
Kuͤhn iſt das Muͤhen,
Herrlich der Lohn!
Und die Soldaten
Ziehen davon.
Fauſt und Wagner.
Fauſt.
Vom Eiſe befreyt ſind Strom und Baͤche,
Durch des Fruͤhlings holden, belebenden Blick,
Im Thale gruͤnet Hoffnungs-Gluͤck;
Der alte Winter, in ſeiner Schwaͤche,
Zog ſich in rauhe Berge zuruͤck.
Von dorther ſendet er, fliehend, nur
Ohnmaͤchtige Schauer koͤrnigen Eiſes
In Streifen uͤber die gruͤnende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
Ueberall regt ſich Bildung und Streben,
Alles will ſie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlts im Revier,
Sie nimmt geputzte Menſchen dafuͤr.
Kehre dich um, von dieſen Hoͤhen
Nach der Stadt zuruͤck zu ſehen.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/69>, abgerufen am 16.07.2024. |