Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Beyde Chöre.
Es schwe[i]gt der Wind, es flieht der Stern,
Der trübe Mond verbirgt sich gern.
Im Sausen sprüht das Zauberchor
Viel tausend Feuer[f]unken hervor.
Stimme von unten.
Halte! Halte!
Stimme von oben.
Wer ruft da aus der Felsenspalte?
Stimme unten.
Nehmt mich mit! Nehmt mich mit!
Ich steige schon dreyhundert Jahr,
Und kann den Gipfel nicht erreichen.
Ich wäre gern bey meines gleichen.
Beyde Chöre.
Es trägt der Besen, trägt der Stock,
Die Gabel trägt, es trägt der Bock,
Wer heute sich nicht heben kann,
Ist ewig ein verlorner Mann.
Halbhexe unten.
Ich tripple nach, so lange Zeit,
Wie sind die andern schon so weit!
Beyde Choͤre.
Es ſchwe[i]gt der Wind, es flieht der Stern,
Der truͤbe Mond verbirgt ſich gern.
Im Sauſen ſpruͤht das Zauberchor
Viel tauſend Feuer[f]unken hervor.
Stimme von unten.
Halte! Halte!
Stimme von oben.
Wer ruft da aus der Felſenſpalte?
Stimme unten.
Nehmt mich mit! Nehmt mich mit!
Ich ſteige ſchon dreyhundert Jahr,
Und kann den Gipfel nicht erreichen.
Ich waͤre gern bey meines gleichen.
Beyde Choͤre.
Es traͤgt der Beſen, traͤgt der Stock,
Die Gabel traͤgt, es traͤgt der Bock,
Wer heute ſich nicht heben kann,
Iſt ewig ein verlorner Mann.
Halbhexe unten.
Ich tripple nach, ſo lange Zeit,
Wie ſind die andern ſchon ſo weit!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0271" n="265"/>
          <sp who="#BEYCHOR">
            <speaker><hi rendition="#g">Beyde Cho&#x0364;re</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Es &#x017F;chwe<supplied>i</supplied>gt der Wind, es flieht der Stern,<lb/>
Der tru&#x0364;be Mond verbirgt &#x017F;ich gern.<lb/>
Im Sau&#x017F;en &#x017F;pru&#x0364;ht das Zauberchor<lb/>
Viel tau&#x017F;end Feuer<supplied>f</supplied>unken hervor.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STI">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stimme</hi> </speaker>
            <stage>von unten.</stage><lb/>
            <p>Halte! Halte!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STI">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stimme</hi> </speaker>
            <stage>von oben.</stage><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Wer ruft da aus der Fel&#x017F;en&#x017F;palte?</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STI">
            <speaker> <hi rendition="#g">Stimme</hi> </speaker>
            <stage>unten.</stage><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Nehmt mich mit! Nehmt mich mit!<lb/>
Ich &#x017F;teige &#x017F;chon dreyhundert Jahr,<lb/>
Und kann den Gipfel nicht erreichen.<lb/>
Ich wa&#x0364;re gern bey meines gleichen.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#BEYCHOR">
            <speaker><hi rendition="#g">Beyde Cho&#x0364;re</hi>.</speaker><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Es tra&#x0364;gt der Be&#x017F;en, tra&#x0364;gt der Stock,<lb/>
Die Gabel tra&#x0364;gt, es tra&#x0364;gt der Bock,<lb/>
Wer heute &#x017F;ich nicht heben kann,<lb/>
I&#x017F;t ewig ein verlorner Mann.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HALHEX">
            <speaker> <hi rendition="#g">Halbhexe</hi> </speaker>
            <stage>unten.</stage><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Ich tripple nach, &#x017F;o lange Zeit,<lb/>
Wie &#x017F;ind die andern &#x017F;chon &#x017F;o weit!<lb/></hi> </p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[265/0271] Beyde Choͤre. Es ſchweigt der Wind, es flieht der Stern, Der truͤbe Mond verbirgt ſich gern. Im Sauſen ſpruͤht das Zauberchor Viel tauſend Feuerfunken hervor. Stimme von unten. Halte! Halte! Stimme von oben. Wer ruft da aus der Felſenſpalte? Stimme unten. Nehmt mich mit! Nehmt mich mit! Ich ſteige ſchon dreyhundert Jahr, Und kann den Gipfel nicht erreichen. Ich waͤre gern bey meines gleichen. Beyde Choͤre. Es traͤgt der Beſen, traͤgt der Stock, Die Gabel traͤgt, es traͤgt der Bock, Wer heute ſich nicht heben kann, Iſt ewig ein verlorner Mann. Halbhexe unten. Ich tripple nach, ſo lange Zeit, Wie ſind die andern ſchon ſo weit!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/271
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/271>, abgerufen am 08.05.2024.