Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Nebel verdichtet die Nacht.
Höre wie's durch die Wälder kracht!
Aufgescheucht fliegen die Eulen.
Hör' es splittern die Säulen
Ewig grüner Palläste.
Girren und Brechen der Aeste
Der Stämme mächtiges Dröhnen!
Der Wurzeln Knarren und Gähnen!
Im fürchterlich verworrenen Falle
Ueber einander krachen sie alle,
Und durch die übertrümmerten Klüfte
Zischen und heulen die Lüfte.
Hörst du Stimmen in der Höhe?
In der Ferne in der Nähe?
Ja, den ganzen Berg entlang
Strömt ein wüthender Zaubergesang.
Hexen im Chor.
Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün.
Dort sammelt sich der große Hauf,
Herr Urian sitzt oben auf.
Ein Nebel verdichtet die Nacht.
Hoͤre wie’s durch die Waͤlder kracht!
Aufgeſcheucht fliegen die Eulen.
Hoͤr’ es ſplittern die Saͤulen
Ewig gruͤner Pallaͤſte.
Girren und Brechen der Aeſte
Der Staͤmme maͤchtiges Droͤhnen!
Der Wurzeln Knarren und Gaͤhnen!
Im fuͤrchterlich verworrenen Falle
Ueber einander krachen ſie alle,
Und durch die uͤbertruͤmmerten Kluͤfte
Ziſchen und heulen die Luͤfte.
Hoͤrſt du Stimmen in der Hoͤhe?
In der Ferne in der Naͤhe?
Ja, den ganzen Berg entlang
Stroͤmt ein wuͤthender Zaubergeſang.
Hexen im Chor.
Die Hexen zu dem Brocken ziehn,
Die Stoppel iſt gelb, die Saat iſt gruͤn.
Dort ſammelt ſich der große Hauf,
Herr Urian ſitzt oben auf.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MEP">
            <p><pb facs="#f0268" n="262"/>
Ein Nebel verdichtet die Nacht.<lb/>
Ho&#x0364;re wie&#x2019;s durch die Wa&#x0364;lder kracht!<lb/>
Aufge&#x017F;cheucht fliegen die Eulen.<lb/>
Ho&#x0364;r&#x2019; es &#x017F;plittern die Sa&#x0364;ulen<lb/>
Ewig gru&#x0364;ner Palla&#x0364;&#x017F;te.<lb/>
Girren und Brechen der Ae&#x017F;te<lb/>
Der Sta&#x0364;mme ma&#x0364;chtiges Dro&#x0364;hnen!<lb/>
Der Wurzeln Knarren und Ga&#x0364;hnen!<lb/>
Im fu&#x0364;rchterlich verworrenen Falle<lb/>
Ueber einander krachen &#x017F;ie alle,<lb/>
Und durch die u&#x0364;bertru&#x0364;mmerten Klu&#x0364;fte<lb/>
Zi&#x017F;chen und heulen die Lu&#x0364;fte.<lb/>
Ho&#x0364;r&#x017F;t du Stimmen in der Ho&#x0364;he?<lb/>
In der Ferne in der Na&#x0364;he?<lb/>
Ja, den ganzen Berg entlang<lb/>
Stro&#x0364;mt ein wu&#x0364;thender Zauberge&#x017F;ang.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HEX">
            <speaker> <hi rendition="#g">Hexen</hi> </speaker>
            <stage>im Chor.</stage><lb/>
            <p> <hi rendition="#et">Die Hexen zu dem Brocken ziehn,<lb/>
Die Stoppel i&#x017F;t gelb, die Saat i&#x017F;t gru&#x0364;n.<lb/>
Dort &#x017F;ammelt &#x017F;ich der große Hauf,<lb/>
Herr Urian &#x017F;itzt oben auf.<lb/></hi> </p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0268] Ein Nebel verdichtet die Nacht. Hoͤre wie’s durch die Waͤlder kracht! Aufgeſcheucht fliegen die Eulen. Hoͤr’ es ſplittern die Saͤulen Ewig gruͤner Pallaͤſte. Girren und Brechen der Aeſte Der Staͤmme maͤchtiges Droͤhnen! Der Wurzeln Knarren und Gaͤhnen! Im fuͤrchterlich verworrenen Falle Ueber einander krachen ſie alle, Und durch die uͤbertruͤmmerten Kluͤfte Ziſchen und heulen die Luͤfte. Hoͤrſt du Stimmen in der Hoͤhe? In der Ferne in der Naͤhe? Ja, den ganzen Berg entlang Stroͤmt ein wuͤthender Zaubergeſang. Hexen im Chor. Die Hexen zu dem Brocken ziehn, Die Stoppel iſt gelb, die Saat iſt gruͤn. Dort ſammelt ſich der große Hauf, Herr Urian ſitzt oben auf.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/268
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/268>, abgerufen am 28.11.2024.