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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

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Durch das Moos und durch die Heide!
Und die Funkenwürmer fliegen,
Mit gedrängten Schwärme-Zügen,
Zum verwirrenden Geleite.

Aber sag' mir ob wir stehen?
Oder ob wir weiter gehen?
Alles alles scheint zu drehen,
Fels und Bäume, die Gesichter
Schneiden, und die irren Lichter,
Die sich mehren, die sich blähen.
Mephistopheles.
Fasse wacker meinen Zipfel!
Hier ist so ein Mittelgipfel,
Wo man mit Erstaunen sieht,
Wie im Berg der Mammon glüht.
Faust.
Wie seltsam glimmert durch die Gründe
Ein morgenröthlich trüber Schein!
Und selbst bis in die tiefen Schlünde
Des Abgrunds wittert er hinein.
Da steigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden,
Durch das Moos und durch die Heide!
Und die Funkenwuͤrmer fliegen,
Mit gedraͤngten Schwaͤrme-Zuͤgen,
Zum verwirrenden Geleite.

Aber ſag’ mir ob wir ſtehen?
Oder ob wir weiter gehen?
Alles alles ſcheint zu drehen,
Fels und Baͤume, die Geſichter
Schneiden, und die irren Lichter,
Die ſich mehren, die ſich blaͤhen.
Mephiſtopheles.
Faſſe wacker meinen Zipfel!
Hier iſt ſo ein Mittelgipfel,
Wo man mit Erſtaunen ſieht,
Wie im Berg der Mammon gluͤht.
Fauſt.
Wie ſeltſam glimmert durch die Gruͤnde
Ein morgenroͤthlich truͤber Schein!
Und ſelbſt bis in die tiefen Schluͤnde
Des Abgrunds wittert er hinein.
Da ſteigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden,
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[260/0266] Durch das Moos und durch die Heide! Und die Funkenwuͤrmer fliegen, Mit gedraͤngten Schwaͤrme-Zuͤgen, Zum verwirrenden Geleite. Aber ſag’ mir ob wir ſtehen? Oder ob wir weiter gehen? Alles alles ſcheint zu drehen, Fels und Baͤume, die Geſichter Schneiden, und die irren Lichter, Die ſich mehren, die ſich blaͤhen. Mephiſtopheles. Faſſe wacker meinen Zipfel! Hier iſt ſo ein Mittelgipfel, Wo man mit Erſtaunen ſieht, Wie im Berg der Mammon gluͤht. Fauſt. Wie ſeltſam glimmert durch die Gruͤnde Ein morgenroͤthlich truͤber Schein! Und ſelbſt bis in die tiefen Schluͤnde Des Abgrunds wittert er hinein. Da ſteigt ein Dampf, dort ziehen Schwaden,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/266>, abgerufen am 08.05.2024.