Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808. Margarete. Ich muß nun fort. Faust. Ach kann ich nie Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen, Und Brust an Brust und Seel' in Seele drängen? Margarete. Ach wenn ich nur alleine schlief! Ich ließ dir gern heut Nacht den Riegel offen; Doch meine Mutter schläft nicht tief, Und würden wir von ihr betroffen, Ich wär' gleich auf der Stelle todt! Faust. Du Engel, das hat keine Noth. Hier ist ein Fläschchen! Drey Tropfen nur In ihren Trank umhüllen Mit tiefem Schlaf gefällig die Natur. Margarete. Was thu' ich nicht um deinetwillen? Es wird ihr hoffentlich nicht schaden! Faust. Würd' ich sonst, Liebchen, dir es rathen? Margarete. Ich muß nun fort. Fauſt. Ach kann ich nie Ein Stuͤndchen ruhig dir am Buſen haͤngen, Und Bruſt an Bruſt und Seel’ in Seele draͤngen? Margarete. Ach wenn ich nur alleine ſchlief! Ich ließ dir gern heut Nacht den Riegel offen; Doch meine Mutter ſchlaͤft nicht tief, Und wuͤrden wir von ihr betroffen, Ich waͤr’ gleich auf der Stelle todt! Fauſt. Du Engel, das hat keine Noth. Hier iſt ein Flaͤſchchen! Drey Tropfen nur In ihren Trank umhuͤllen Mit tiefem Schlaf gefaͤllig die Natur. Margarete. Was thu’ ich nicht um deinetwillen? Es wird ihr hoffentlich nicht ſchaden! Fauſt. Wuͤrd’ ich ſonſt, Liebchen, dir es rathen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0238" n="232"/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich muß nun fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ach kann ich nie</hi><lb/> Ein Stuͤndchen ruhig dir am Buſen haͤngen,<lb/> Und Bruſt an Bruſt und Seel’ in Seele draͤngen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach wenn ich nur alleine ſchlief!<lb/> Ich ließ dir gern heut Nacht den Riegel offen;<lb/> Doch meine Mutter ſchlaͤft nicht tief,<lb/> Und wuͤrden wir von ihr betroffen,<lb/> Ich waͤr’ gleich auf der Stelle todt!</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Du Engel, das hat keine Noth.<lb/> Hier iſt ein Flaͤſchchen! Drey Tropfen nur<lb/> In ihren Trank umhuͤllen<lb/> Mit tiefem Schlaf gefaͤllig die Natur.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARGA"> <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/> <p>Was thu’ ich nicht um deinetwillen?<lb/> Es wird ihr hoffentlich nicht ſchaden!</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Wuͤrd’ ich ſonſt, Liebchen, dir es rathen?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0238]
Margarete.
Ich muß nun fort.
Fauſt.
Ach kann ich nie
Ein Stuͤndchen ruhig dir am Buſen haͤngen,
Und Bruſt an Bruſt und Seel’ in Seele draͤngen?
Margarete.
Ach wenn ich nur alleine ſchlief!
Ich ließ dir gern heut Nacht den Riegel offen;
Doch meine Mutter ſchlaͤft nicht tief,
Und wuͤrden wir von ihr betroffen,
Ich waͤr’ gleich auf der Stelle todt!
Fauſt.
Du Engel, das hat keine Noth.
Hier iſt ein Flaͤſchchen! Drey Tropfen nur
In ihren Trank umhuͤllen
Mit tiefem Schlaf gefaͤllig die Natur.
Margarete.
Was thu’ ich nicht um deinetwillen?
Es wird ihr hoffentlich nicht ſchaden!
Fauſt.
Wuͤrd’ ich ſonſt, Liebchen, dir es rathen?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/238 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/238>, abgerufen am 17.07.2024. |