Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.Wald und Höhle. Faust allein. Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir alles, Warum ich bat. Du hast mir nicht umsonst Dein Angesicht im Feuer zugewendet. Gabst mir die herrliche Natur zum Königreich, Kraft, sie zu fühlen, zu genießen. Nicht Kalt staunenden Besuch erlaubst du nur, Vergönnest mir in ihre tiefe Brust, Wie in den Busen eines Freund's, zu schauen. Du führst die Reihe der Lebendigen Vor mir vorbey, und lehrst mich meine Brüder Im stillen Busch, in Luft und Wasser kennen. Und wenn der Sturm im Walde braus't und knarrt, Die Riesenfichte, stürzend, Nachbaräste Wald und Höhle. Fauſt allein. Erhabner Geiſt, du gabſt mir, gabſt mir alles, Warum ich bat. Du haſt mir nicht umſonſt Dein Angeſicht im Feuer zugewendet. Gabſt mir die herrliche Natur zum Koͤnigreich, Kraft, ſie zu fuͤhlen, zu genießen. Nicht Kalt ſtaunenden Beſuch erlaubſt du nur, Vergoͤnneſt mir in ihre tiefe Bruſt, Wie in den Buſen eines Freund’s, zu ſchauen. Du fuͤhrſt die Reihe der Lebendigen Vor mir vorbey, und lehrſt mich meine Bruͤder Im ſtillen Buſch, in Luft und Waſſer kennen. Und wenn der Sturm im Walde brauſ’t und knarrt, Die Rieſenfichte, ſtuͤrzend, Nachbaraͤſte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="[214]"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Wald und Höhle</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <sp who="#FAU"> <speaker> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </speaker> <stage>allein.</stage><lb/> <p>Erhabner Geiſt, du gabſt mir, gabſt mir alles,<lb/> Warum ich bat. Du haſt mir nicht umſonſt<lb/> Dein Angeſicht im Feuer zugewendet.<lb/> Gabſt mir die herrliche Natur zum Koͤnigreich,<lb/> Kraft, ſie zu fuͤhlen, zu genießen. Nicht<lb/> Kalt ſtaunenden Beſuch erlaubſt du nur,<lb/> Vergoͤnneſt mir in ihre tiefe Bruſt,<lb/> Wie in den Buſen eines Freund’s, zu ſchauen.<lb/> Du fuͤhrſt die Reihe der Lebendigen<lb/> Vor mir vorbey, und lehrſt mich meine Bruͤder<lb/> Im ſtillen Buſch, in Luft und Waſſer kennen.<lb/> Und wenn der Sturm im Walde brauſ’t und knarrt,<lb/> Die Rieſenfichte, ſtuͤrzend, Nachbaraͤſte<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[214]/0220]
Wald und Höhle.
Fauſt allein.
Erhabner Geiſt, du gabſt mir, gabſt mir alles,
Warum ich bat. Du haſt mir nicht umſonſt
Dein Angeſicht im Feuer zugewendet.
Gabſt mir die herrliche Natur zum Koͤnigreich,
Kraft, ſie zu fuͤhlen, zu genießen. Nicht
Kalt ſtaunenden Beſuch erlaubſt du nur,
Vergoͤnneſt mir in ihre tiefe Bruſt,
Wie in den Buſen eines Freund’s, zu ſchauen.
Du fuͤhrſt die Reihe der Lebendigen
Vor mir vorbey, und lehrſt mich meine Bruͤder
Im ſtillen Buſch, in Luft und Waſſer kennen.
Und wenn der Sturm im Walde brauſ’t und knarrt,
Die Rieſenfichte, ſtuͤrzend, Nachbaraͤſte
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