Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Mephistopheles.
Ja, eine Bitte, groß und schwer;
Laß Sie doch ja für ihn dreyhundert Messen singen!
Im übrigen sind meine Taschen leer.
Marthe.
Was! nicht ein Schaustück? Kein Geschmeid'?
Was jeder Handwerksbursch im Grund des Säckels spart,
Zum Angedenken aufbewahrt,
Und lieber hungert lieber bettelt!
Mephistopheles.
Madam, es thut mir herzlich leid;
Allein er hat sein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.
Auch er bereute seine Fehler sehr,
Ja, und bejammerte sein Unglück noch viel mehr.
Margarete.
Ach! daß die Menschen so unglücklich sind!
Gewiß ich will für ihn manch Requiem noch beten.
Mephistopheles.
Ihr wäret werth, gleich in die Eh' zu treten:
Ihr seyd ein liebenswürdig Kind.
Margarete.
Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.

Mephiſtopheles.
Ja, eine Bitte, groß und ſchwer;
Laß Sie doch ja fuͤr ihn dreyhundert Meſſen ſingen!
Im uͤbrigen ſind meine Taſchen leer.
Marthe.
Was! nicht ein Schauſtuͤck? Kein Geſchmeid’?
Was jeder Handwerksburſch im Grund des Saͤckels ſpart,
Zum Angedenken aufbewahrt,
Und lieber hungert lieber bettelt!
Mephiſtopheles.
Madam, es thut mir herzlich leid;
Allein er hat ſein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.
Auch er bereute ſeine Fehler ſehr,
Ja, und bejammerte ſein Ungluͤck noch viel mehr.
Margarete.
Ach! daß die Menſchen ſo ungluͤcklich ſind!
Gewiß ich will fuͤr ihn manch Requiem noch beten.
Mephiſtopheles.
Ihr waͤret werth, gleich in die Eh’ zu treten:
Ihr ſeyd ein liebenswuͤrdig Kind.
Margarete.
Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0195" n="189"/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ja, eine Bitte, groß und &#x017F;chwer;<lb/>
Laß Sie doch ja fu&#x0364;r ihn dreyhundert Me&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ingen!<lb/>
Im u&#x0364;brigen &#x017F;ind meine Ta&#x017F;chen leer.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARTHE">
            <speaker><hi rendition="#g">Marthe</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Was! nicht ein Schau&#x017F;tu&#x0364;ck? Kein Ge&#x017F;chmeid&#x2019;?<lb/>
Was jeder Handwerksbur&#x017F;ch im Grund des Sa&#x0364;ckels &#x017F;part,<lb/>
Zum Angedenken aufbewahrt,<lb/>
Und lieber hungert lieber bettelt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Madam, es thut mir herzlich leid;<lb/>
Allein er hat &#x017F;ein Geld wahrhaftig nicht verzettelt.<lb/>
Auch er bereute &#x017F;eine Fehler &#x017F;ehr,<lb/>
Ja, und bejammerte &#x017F;ein Unglu&#x0364;ck noch viel mehr.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARGA">
            <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ach! daß die Men&#x017F;chen &#x017F;o unglu&#x0364;cklich &#x017F;ind!<lb/>
Gewiß ich will fu&#x0364;r ihn manch Requiem noch beten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ihr wa&#x0364;ret werth, gleich in die Eh&#x2019; zu treten:<lb/>
Ihr &#x017F;eyd ein liebenswu&#x0364;rdig Kind.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MARGA">
            <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0195] Mephiſtopheles. Ja, eine Bitte, groß und ſchwer; Laß Sie doch ja fuͤr ihn dreyhundert Meſſen ſingen! Im uͤbrigen ſind meine Taſchen leer. Marthe. Was! nicht ein Schauſtuͤck? Kein Geſchmeid’? Was jeder Handwerksburſch im Grund des Saͤckels ſpart, Zum Angedenken aufbewahrt, Und lieber hungert lieber bettelt! Mephiſtopheles. Madam, es thut mir herzlich leid; Allein er hat ſein Geld wahrhaftig nicht verzettelt. Auch er bereute ſeine Fehler ſehr, Ja, und bejammerte ſein Ungluͤck noch viel mehr. Margarete. Ach! daß die Menſchen ſo ungluͤcklich ſind! Gewiß ich will fuͤr ihn manch Requiem noch beten. Mephiſtopheles. Ihr waͤret werth, gleich in die Eh’ zu treten: Ihr ſeyd ein liebenswuͤrdig Kind. Margarete. Ach nein, das geht jetzt noch nicht an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/195
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/195>, abgerufen am 03.05.2024.