Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Der Lippe Roth, der Wange Licht, Die Tage der Welt vergess' ich's nicht! Wie sie die Augen niederschlägt, Hat tief sich in mein Herz geprägt; Wie sie kurz angebunden war, Das ist nun zum Entzücken gar! Mephistopheles tritt auf. Faust. Hör, du mußt mir die Dirne schaffen! Mephistopheles. Nun, welche? Faust. Sie ging just vorbey. Mephistopheles. Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen, Der sprach sie aller Sünden frey; Ich schlich mich hart am Stuhl vorbey, Es ist ein gar unschuldig Ding, Das eben für nichts zur Beichte ging; Ueber die hab' ich keine Gewalt! Faust. Ist über vierzehn Jahr doch alt.
Der Lippe Roth, der Wange Licht, Die Tage der Welt vergeſſ’ ich’s nicht! Wie ſie die Augen niederſchlaͤgt, Hat tief ſich in mein Herz gepraͤgt; Wie ſie kurz angebunden war, Das iſt nun zum Entzuͤcken gar! Mephiſtopheles tritt auf. Fauſt. Hoͤr, du mußt mir die Dirne ſchaffen! Mephiſtopheles. Nun, welche? Fauſt. Sie ging juſt vorbey. Mephiſtopheles. Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen, Der ſprach ſie aller Suͤnden frey; Ich ſchlich mich hart am Stuhl vorbey, Es iſt ein gar unſchuldig Ding, Das eben fuͤr nichts zur Beichte ging; Ueber die hab’ ich keine Gewalt! Fauſt. Iſt uͤber vierzehn Jahr doch alt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0173" n="167"/> Der Lippe Roth, der Wange Licht,<lb/> Die Tage der Welt vergeſſ’ ich’s nicht!<lb/> Wie ſie die Augen niederſchlaͤgt,<lb/> Hat tief ſich in mein Herz gepraͤgt;<lb/> Wie ſie kurz angebunden war,<lb/> Das iſt nun zum Entzuͤcken gar!</p><lb/> <stage><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi> tritt auf.</stage> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Hoͤr, du mußt mir die Dirne ſchaffen!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun, welche?</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">Sie ging juſt vorbey.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,<lb/> Der ſprach ſie aller Suͤnden frey;<lb/> Ich ſchlich mich hart am Stuhl vorbey,<lb/> Es iſt ein gar unſchuldig Ding,<lb/> Das eben fuͤr nichts zur Beichte ging;<lb/> Ueber die hab’ ich keine Gewalt!</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Iſt uͤber vierzehn Jahr doch alt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0173]
Der Lippe Roth, der Wange Licht,
Die Tage der Welt vergeſſ’ ich’s nicht!
Wie ſie die Augen niederſchlaͤgt,
Hat tief ſich in mein Herz gepraͤgt;
Wie ſie kurz angebunden war,
Das iſt nun zum Entzuͤcken gar!
Mephiſtopheles tritt auf.
Fauſt.
Hoͤr, du mußt mir die Dirne ſchaffen!
Mephiſtopheles.
Nun, welche?
Fauſt.
Sie ging juſt vorbey.
Mephiſtopheles.
Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen,
Der ſprach ſie aller Suͤnden frey;
Ich ſchlich mich hart am Stuhl vorbey,
Es iſt ein gar unſchuldig Ding,
Das eben fuͤr nichts zur Beichte ging;
Ueber die hab’ ich keine Gewalt!
Fauſt.
Iſt uͤber vierzehn Jahr doch alt.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/173>, abgerufen am 03.07.2024. |