Stets muß etwas bestehn, das unveränderlich bleibe; Soll nicht alles in Nichts von Grund aus wieder sich kehren: Denn was irgend verläßt die Gränzen des eigenen Daseyns, Stirbt als das, was es war, wird augenblicklich ein andres. Hüte dich also, den Stoff mit wechselnden Farben zu tünchen, Soll ins völlige Nichts zuletzt nicht alles ver- gehen.
Sind die Stoffe nun gleich nicht farbig ihrer Na- tur nach; Sind sie dennoch begabt mit mannigfaltigen For- men, Wechselnde Farben daraus von allerley Arten zu schaffen. Dann auch lieget noch viel an Mischung und Lage der Stoffe, Wie sie sich unter sich selbst, und wie sie zu andern sich halten, Welche Bewegung sie sich ertheilen, und wieder em- pfangen; Also, daß leicht sich hieraus ein rechenschaftlicher Grund giebt, Wie, was kurz noch zuvor von Farbe dunkel und schwarz war,
Stets muß etwas beſtehn, das unveraͤnderlich bleibe; Soll nicht alles in Nichts von Grund aus wieder ſich kehren: Denn was irgend verlaͤßt die Graͤnzen des eigenen Daſeyns, Stirbt als das, was es war, wird augenblicklich ein andres. Huͤte dich alſo, den Stoff mit wechſelnden Farben zu tuͤnchen, Soll ins voͤllige Nichts zuletzt nicht alles ver- gehen.
Sind die Stoffe nun gleich nicht farbig ihrer Na- tur nach; Sind ſie dennoch begabt mit mannigfaltigen For- men, Wechſelnde Farben daraus von allerley Arten zu ſchaffen. Dann auch lieget noch viel an Miſchung und Lage der Stoffe, Wie ſie ſich unter ſich ſelbſt, und wie ſie zu andern ſich halten, Welche Bewegung ſie ſich ertheilen, und wieder em- pfangen; Alſo, daß leicht ſich hieraus ein rechenſchaftlicher Grund giebt, Wie, was kurz noch zuvor von Farbe dunkel und ſchwarz war,
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Stets muß etwas beſtehn, das unveraͤnderlich
bleibe;
Soll nicht alles in Nichts von Grund aus wieder ſich
kehren:
Denn was irgend verlaͤßt die Graͤnzen des eigenen
Daſeyns,
Stirbt als das, was es war, wird augenblicklich ein
andres.
Huͤte dich alſo, den Stoff mit wechſelnden Farben zu
tuͤnchen,
Soll ins voͤllige Nichts zuletzt nicht alles ver-
gehen.
Sind die Stoffe nun gleich nicht farbig ihrer Na-
tur nach;
Sind ſie dennoch begabt mit mannigfaltigen For-
men,
Wechſelnde Farben daraus von allerley Arten zu
ſchaffen.
Dann auch lieget noch viel an Miſchung und Lage der
Stoffe,
Wie ſie ſich unter ſich ſelbſt, und wie ſie zu andern
ſich halten,
Welche Bewegung ſie ſich ertheilen, und wieder em-
pfangen;
Alſo, daß leicht ſich hieraus ein rechenſchaftlicher
Grund giebt,
Wie, was kurz noch zuvor von Farbe dunkel und
ſchwarz war,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/96>, abgerufen am 22.11.2024.
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