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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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feuchtes und auf Papier gestrichenes Hornsilber fallen
ließ, und 15 bis 20 Minuten, durch eine schickliche
Vorrichtung, in unveränderter Stellung erhielt; so
fand ich das Hornsilber folgendermaßen verändert. Im
Violett war es röthlich braun (bald mehr violett, bald
mehr blau) geworden, und auch noch über die vorher be-
zeichnete Gränze des Violett hinaus erstreckte sich diese
Färbung, doch war sie nicht stärker als im Violett; im
Blauen des Spectrums war das Hornsilber rein blau ge-
worden, und diese Farbe erstreckte sich abnehmend und hel-
ler werdend bis ins Grün; im Gelben fand ich das Horn-
silber mehrentheils unverändert, bisweilen kam es mir
etwas gelblicher vor als vorher; im Roth dagegen, und
mehrentheils noch etwas über das Roth hinaus, hatte
es meist rosenrothe oder hortensienrothe Farbe angenom-
men. Bey einigen Prismen fiel diese Röthung ganz
außerhalb dem Roth des Spectrums, es waren dieß
solche, bey welchen auch die stärkste Erwärmung außer
dem Roth statt hatte.

Das prismatische Farbenbild hat jenseits des Vio-
lett und jenseits des Roth noch einen mehr oder minder
hellen farblosen Schein; in diesem veränderte sich das
Hornsilber folgendermaßen: Ueber dem oben beschriebe-
nen braunen Streifen, -- der im Violett und hart darüber
entstanden war, -- hatte sich das Hornsilber mehrere Zoll
hinauf, allmählich heller werdend, bläulichgrau gefärbt,
jenseits des rothen Streifen aber, der so eben beschrie-
ben worden, war es noch eine beträchtliche Strecke hin-
ab schwach röthlich geworden.

feuchtes und auf Papier geſtrichenes Hornſilber fallen
ließ, und 15 bis 20 Minuten, durch eine ſchickliche
Vorrichtung, in unveraͤnderter Stellung erhielt; ſo
fand ich das Hornſilber folgendermaßen veraͤndert. Im
Violett war es roͤthlich braun (bald mehr violett, bald
mehr blau) geworden, und auch noch uͤber die vorher be-
zeichnete Graͤnze des Violett hinaus erſtreckte ſich dieſe
Faͤrbung, doch war ſie nicht ſtaͤrker als im Violett; im
Blauen des Spectrums war das Hornſilber rein blau ge-
worden, und dieſe Farbe erſtreckte ſich abnehmend und hel-
ler werdend bis ins Gruͤn; im Gelben fand ich das Horn-
ſilber mehrentheils unveraͤndert, bisweilen kam es mir
etwas gelblicher vor als vorher; im Roth dagegen, und
mehrentheils noch etwas uͤber das Roth hinaus, hatte
es meiſt roſenrothe oder hortenſienrothe Farbe angenom-
men. Bey einigen Prismen fiel dieſe Roͤthung ganz
außerhalb dem Roth des Spectrums, es waren dieß
ſolche, bey welchen auch die ſtaͤrkſte Erwaͤrmung außer
dem Roth ſtatt hatte.

Das prismatiſche Farbenbild hat jenſeits des Vio-
lett und jenſeits des Roth noch einen mehr oder minder
hellen farbloſen Schein; in dieſem veraͤnderte ſich das
Hornſilber folgendermaßen: Ueber dem oben beſchriebe-
nen braunen Streifen, — der im Violett und hart daruͤber
entſtanden war, — hatte ſich das Hornſilber mehrere Zoll
hinauf, allmaͤhlich heller werdend, blaͤulichgrau gefaͤrbt,
jenſeits des rothen Streifen aber, der ſo eben beſchrie-
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ab ſchwach roͤthlich geworden.

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[718/0752] feuchtes und auf Papier geſtrichenes Hornſilber fallen ließ, und 15 bis 20 Minuten, durch eine ſchickliche Vorrichtung, in unveraͤnderter Stellung erhielt; ſo fand ich das Hornſilber folgendermaßen veraͤndert. Im Violett war es roͤthlich braun (bald mehr violett, bald mehr blau) geworden, und auch noch uͤber die vorher be- zeichnete Graͤnze des Violett hinaus erſtreckte ſich dieſe Faͤrbung, doch war ſie nicht ſtaͤrker als im Violett; im Blauen des Spectrums war das Hornſilber rein blau ge- worden, und dieſe Farbe erſtreckte ſich abnehmend und hel- ler werdend bis ins Gruͤn; im Gelben fand ich das Horn- ſilber mehrentheils unveraͤndert, bisweilen kam es mir etwas gelblicher vor als vorher; im Roth dagegen, und mehrentheils noch etwas uͤber das Roth hinaus, hatte es meiſt roſenrothe oder hortenſienrothe Farbe angenom- men. Bey einigen Prismen fiel dieſe Roͤthung ganz außerhalb dem Roth des Spectrums, es waren dieß ſolche, bey welchen auch die ſtaͤrkſte Erwaͤrmung außer dem Roth ſtatt hatte. Das prismatiſche Farbenbild hat jenſeits des Vio- lett und jenſeits des Roth noch einen mehr oder minder hellen farbloſen Schein; in dieſem veraͤnderte ſich das Hornſilber folgendermaßen: Ueber dem oben beſchriebe- nen braunen Streifen, — der im Violett und hart daruͤber entſtanden war, — hatte ſich das Hornſilber mehrere Zoll hinauf, allmaͤhlich heller werdend, blaͤulichgrau gefaͤrbt, jenſeits des rothen Streifen aber, der ſo eben beſchrie- ben worden, war es noch eine betraͤchtliche Strecke hin- ab ſchwach roͤthlich geworden.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/752>, abgerufen am 23.11.2024.