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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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wenigstens geahndet, und das Ganze der Wissenschaft
so wie jeder Tüchtigkeit und Kunst, von ihnen empfun-
den, geschätzt und nach ihrer Weise geübt worden.

Doch wäre vielleicht vor allem andern noch das Ge-
schichtliche der letzten zwanzig Jahre nachzubringen, ob-
gleich keine sonderliche Ausbeute davon zu hoffen steht.
Das Bedeutende darunter, die Wirkung farbiger Be-
leuchtung betreffend, welche Herschel wieder zur Sprache
gebracht, wird in einem Aufsatze, den wir Herrn Doctor
Seebeck in Jena verdanken, hier zum Schlusse mitge-
theilt. Das seltsam Unerfreuliche, durch welches Wünsch
neue Verwirrung in der Farbenlehre angerichtet, ist bey
Erklärung der Tafeln in seine ersten Elemente aufgelöst
und dabey das Nöthige erinnert worden.

Der andern, minder wirksamen Aeußerungen
möchte ich überhaupt gegenwärtig nicht gerne, so we-
nig als dessen was sich auf mich bezieht, gedenken.
Theils hat man gesucht, durch ein mißwollendes Ver-
schweigen, meine frühern Bemühungen gänzlich aus-
zulöschen, welches um so mehr thunlich schien, als ich
selbst seit vielen Jahren nichts direct deshalb zur
Sprache brachte. Theils hat man von meinen Ansich-
ten, die ich seit eben so langer Zeit im Leben und
Gespräch gern mittheilte, in größern und kleineren
Schriften eine Art von Halbgebrauch gemacht, ohne
mir die Ehre zu erzeigen, meiner dabey zu gedenken.
Dieses alles zu rügen, deutlich zu machen, wie auf

wenigſtens geahndet, und das Ganze der Wiſſenſchaft
ſo wie jeder Tuͤchtigkeit und Kunſt, von ihnen empfun-
den, geſchaͤtzt und nach ihrer Weiſe geuͤbt worden.

Doch waͤre vielleicht vor allem andern noch das Ge-
ſchichtliche der letzten zwanzig Jahre nachzubringen, ob-
gleich keine ſonderliche Ausbeute davon zu hoffen ſteht.
Das Bedeutende darunter, die Wirkung farbiger Be-
leuchtung betreffend, welche Herſchel wieder zur Sprache
gebracht, wird in einem Aufſatze, den wir Herrn Doctor
Seebeck in Jena verdanken, hier zum Schluſſe mitge-
theilt. Das ſeltſam Unerfreuliche, durch welches Wuͤnſch
neue Verwirrung in der Farbenlehre angerichtet, iſt bey
Erklaͤrung der Tafeln in ſeine erſten Elemente aufgeloͤſt
und dabey das Noͤthige erinnert worden.

Der andern, minder wirkſamen Aeußerungen
moͤchte ich uͤberhaupt gegenwaͤrtig nicht gerne, ſo we-
nig als deſſen was ſich auf mich bezieht, gedenken.
Theils hat man geſucht, durch ein mißwollendes Ver-
ſchweigen, meine fruͤhern Bemuͤhungen gaͤnzlich aus-
zuloͤſchen, welches um ſo mehr thunlich ſchien, als ich
ſelbſt ſeit vielen Jahren nichts direct deshalb zur
Sprache brachte. Theils hat man von meinen Anſich-
ten, die ich ſeit eben ſo langer Zeit im Leben und
Geſpraͤch gern mittheilte, in groͤßern und kleineren
Schriften eine Art von Halbgebrauch gemacht, ohne
mir die Ehre zu erzeigen, meiner dabey zu gedenken.
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[700/0734] wenigſtens geahndet, und das Ganze der Wiſſenſchaft ſo wie jeder Tuͤchtigkeit und Kunſt, von ihnen empfun- den, geſchaͤtzt und nach ihrer Weiſe geuͤbt worden. Doch waͤre vielleicht vor allem andern noch das Ge- ſchichtliche der letzten zwanzig Jahre nachzubringen, ob- gleich keine ſonderliche Ausbeute davon zu hoffen ſteht. Das Bedeutende darunter, die Wirkung farbiger Be- leuchtung betreffend, welche Herſchel wieder zur Sprache gebracht, wird in einem Aufſatze, den wir Herrn Doctor Seebeck in Jena verdanken, hier zum Schluſſe mitge- theilt. Das ſeltſam Unerfreuliche, durch welches Wuͤnſch neue Verwirrung in der Farbenlehre angerichtet, iſt bey Erklaͤrung der Tafeln in ſeine erſten Elemente aufgeloͤſt und dabey das Noͤthige erinnert worden. Der andern, minder wirkſamen Aeußerungen moͤchte ich uͤberhaupt gegenwaͤrtig nicht gerne, ſo we- nig als deſſen was ſich auf mich bezieht, gedenken. Theils hat man geſucht, durch ein mißwollendes Ver- ſchweigen, meine fruͤhern Bemuͤhungen gaͤnzlich aus- zuloͤſchen, welches um ſo mehr thunlich ſchien, als ich ſelbſt ſeit vielen Jahren nichts direct deshalb zur Sprache brachte. Theils hat man von meinen Anſich- ten, die ich ſeit eben ſo langer Zeit im Leben und Geſpraͤch gern mittheilte, in groͤßern und kleineren Schriften eine Art von Halbgebrauch gemacht, ohne mir die Ehre zu erzeigen, meiner dabey zu gedenken. Dieſes alles zu ruͤgen, deutlich zu machen, wie auf

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/734>, abgerufen am 22.11.2024.