ven Mittel gebraucht, und als die wenigst refrangiblen, sobald die zweyte Classe angewendet wird. So in den zwey andern Fällen, wo das Violette das am we- nigsten und das Rothe das am meisten refrangible wird, und wo diese beyden in entgegengesetzten Directionen gebrochen werden; alsdann werden die grünen Strah- len zu den rothen gelangen, wenn die erste Classe der dispersiven Mittel gebraucht wird, und werden sich zu den violetten gesellen, wenn man die zweyte Classe braucht."
XXIV. "Nur noch ein anderer Fall ungleicher Re- fraction bleibt übrig zu bemerken, und das ist der, wenn Licht gebrochen wird an der Gränze von Mitteln, die zu den zwey verschiedenen Classen dispersiver Flüs- sigkeiten gehören. Bey dem Uebergang z. B. von ei- nem wesentlichen Oel, oder einer metallischen Solution in die Salzsäuren, läßt sich die refractive Dichtigkeit dieser Flüssigkeiten so zurichten, daß die rothen und violetten Strahlen keine Refraction erdulden, wenn sie aus einer Flüssigkeit in die andere gehen, wie schief auch ihre Incidenz seyn möge. Aber die grünen Strah- len werden alsdann eine merkliche Brechung erleiden, und diese Brechung wird sich vom Perpendikel wegbe- wegen, wenn das Licht aus der Salzsäure in das we- sentliche Oel übergeht, und gegen den Perpendikel, wenn es von dem wesentlichen Oel in die Salzsäure übergeht. Die andern Reihen der Strahlen erleiden ähnliche Brechungen, welche am größesten sind bey denen die dem Grün am nächsten kommen, und abneh-
II. 42
ven Mittel gebraucht, und als die wenigſt refrangiblen, ſobald die zweyte Claſſe angewendet wird. So in den zwey andern Faͤllen, wo das Violette das am we- nigſten und das Rothe das am meiſten refrangible wird, und wo dieſe beyden in entgegengeſetzten Directionen gebrochen werden; alsdann werden die gruͤnen Strah- len zu den rothen gelangen, wenn die erſte Claſſe der diſperſiven Mittel gebraucht wird, und werden ſich zu den violetten geſellen, wenn man die zweyte Claſſe braucht.“
XXIV. „Nur noch ein anderer Fall ungleicher Re- fraction bleibt uͤbrig zu bemerken, und das iſt der, wenn Licht gebrochen wird an der Graͤnze von Mitteln, die zu den zwey verſchiedenen Claſſen diſperſiver Fluͤſ- ſigkeiten gehoͤren. Bey dem Uebergang z. B. von ei- nem weſentlichen Oel, oder einer metalliſchen Solution in die Salzſaͤuren, laͤßt ſich die refractive Dichtigkeit dieſer Fluͤſſigkeiten ſo zurichten, daß die rothen und violetten Strahlen keine Refraction erdulden, wenn ſie aus einer Fluͤſſigkeit in die andere gehen, wie ſchief auch ihre Incidenz ſeyn moͤge. Aber die gruͤnen Strah- len werden alsdann eine merkliche Brechung erleiden, und dieſe Brechung wird ſich vom Perpendikel wegbe- wegen, wenn das Licht aus der Salzſaͤure in das we- ſentliche Oel uͤbergeht, und gegen den Perpendikel, wenn es von dem weſentlichen Oel in die Salzſaͤure uͤbergeht. Die andern Reihen der Strahlen erleiden aͤhnliche Brechungen, welche am groͤßeſten ſind bey denen die dem Gruͤn am naͤchſten kommen, und abneh-
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ven Mittel gebraucht, und als die wenigſt refrangiblen,
ſobald die zweyte Claſſe angewendet wird. So in den
zwey andern Faͤllen, wo das Violette das am we-
nigſten und das Rothe das am meiſten refrangible wird,
und wo dieſe beyden in entgegengeſetzten Directionen
gebrochen werden; alsdann werden die gruͤnen Strah-
len zu den rothen gelangen, wenn die erſte Claſſe der
diſperſiven Mittel gebraucht wird, und werden ſich zu
den violetten geſellen, wenn man die zweyte Claſſe
braucht.“
XXIV. „Nur noch ein anderer Fall ungleicher Re-
fraction bleibt uͤbrig zu bemerken, und das iſt der,
wenn Licht gebrochen wird an der Graͤnze von Mitteln,
die zu den zwey verſchiedenen Claſſen diſperſiver Fluͤſ-
ſigkeiten gehoͤren. Bey dem Uebergang z. B. von ei-
nem weſentlichen Oel, oder einer metalliſchen Solution
in die Salzſaͤuren, laͤßt ſich die refractive Dichtigkeit
dieſer Fluͤſſigkeiten ſo zurichten, daß die rothen und
violetten Strahlen keine Refraction erdulden, wenn ſie
aus einer Fluͤſſigkeit in die andere gehen, wie ſchief
auch ihre Incidenz ſeyn moͤge. Aber die gruͤnen Strah-
len werden alsdann eine merkliche Brechung erleiden,
und dieſe Brechung wird ſich vom Perpendikel wegbe-
wegen, wenn das Licht aus der Salzſaͤure in das we-
ſentliche Oel uͤbergeht, und gegen den Perpendikel,
wenn es von dem weſentlichen Oel in die Salzſaͤure
uͤbergeht. Die andern Reihen der Strahlen erleiden
aͤhnliche Brechungen, welche am groͤßeſten ſind bey
denen die dem Gruͤn am naͤchſten kommen, und abneh-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/691>, abgerufen am 22.11.2024.
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