Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Dem sey nun wie ihm sey, so haben wir nicht
Ursache uns dabey aufzuhalten: denn es ist außer
Zweifel, daß der Cardinal die Newtonische diverse
Refrangibilität angenommen, wie aus einer Stelle
seines Anti-Lucretius hervorgeht, wo er, im Begriff
Newtonen in einigen Puncten zu widersprechen, hiezu
durch Lob und Beyfall sich gleichsam die Erlaubniß
zu nehmen sucht.

Lib. II. v. 874.

Dicam
Tanti pace viri, quo non solertior alter
Naturam rerum ad leges componere motaus,
Ac Mundi partes justa perpendere libra,
Et radium Solis transverso prismate fractum
Septem in primigenos permansurosque colores
Solvere; quei potuit Spatium sibi fingere vanum,
Quod nihil est, multisque prius nihil esse probatum
est?

Voltaire.

geb. 1694. gest. 1778.

In der besten Zeit dieses außerordentlichen Mannes
war [es] zum höchsten Bedürfniß geworden, Göttliches
und Menschliches, Himmlisches und Irdisches vor das
Publicum überhaupt, besonders vor die gute Gesellschaft
zu bringen, um sie zu unterhalten, zu belehren, aufzu-

II. 33

Dem ſey nun wie ihm ſey, ſo haben wir nicht
Urſache uns dabey aufzuhalten: denn es iſt außer
Zweifel, daß der Cardinal die Newtoniſche diverſe
Refrangibilitaͤt angenommen, wie aus einer Stelle
ſeines Anti-Lucretius hervorgeht, wo er, im Begriff
Newtonen in einigen Puncten zu widerſprechen, hiezu
durch Lob und Beyfall ſich gleichſam die Erlaubniß
zu nehmen ſucht.

Lib. II. v. 874.

Dicam
Tanti pace viri, quo non solertior alter
Naturam rerum ad leges componere motûs,
Ac Mundi partes justâ perpendere librâ,
Et radium Solis transverso prismate fractum
Septem in primigenos permansurosque colores
Solvere; quî potuit Spatium sibi fingere vanum,
Quod nihil est, multisque prius nihil esse probatum
est?

Voltaire.

geb. 1694. geſt. 1778.

In der beſten Zeit dieſes außerordentlichen Mannes
war [es] zum hoͤchſten Beduͤrfniß geworden, Goͤttliches
und Menſchliches, Himmliſches und Irdiſches vor das
Publicum uͤberhaupt, beſonders vor die gute Geſellſchaft
zu bringen, um ſie zu unterhalten, zu belehren, aufzu-

II. 33
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0547" n="513"/>
            <p>Dem &#x017F;ey nun wie ihm &#x017F;ey, &#x017F;o haben wir nicht<lb/>
Ur&#x017F;ache uns dabey aufzuhalten: denn es i&#x017F;t außer<lb/>
Zweifel, daß der Cardinal die Newtoni&#x017F;che diver&#x017F;e<lb/>
Refrangibilita&#x0364;t angenommen, wie aus einer Stelle<lb/>
&#x017F;eines <hi rendition="#aq">Anti-Lucretius</hi> hervorgeht, wo er, im Begriff<lb/>
Newtonen in einigen Puncten zu wider&#x017F;prechen, hiezu<lb/>
durch Lob und Beyfall &#x017F;ich gleich&#x017F;am die Erlaubniß<lb/>
zu nehmen &#x017F;ucht.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Lib. II. v.</hi> 874.</hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq">Dicam</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Tanti pace viri, quo non solertior alter</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Naturam rerum ad leges componere motûs,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Ac Mundi partes justâ perpendere librâ,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Et radium Solis transverso prismate fractum</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Septem in primigenos permansurosque colores</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Solvere; quî potuit Spatium sibi fingere vanum,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Quod nihil est, multisque prius nihil esse probatum</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">est?</hi> </l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Voltaire</hi>.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">geb. 1694. ge&#x017F;t. 1778</hi>.</hi> </p><lb/>
            <p>In der be&#x017F;ten Zeit die&#x017F;es außerordentlichen Mannes<lb/>
war <supplied>es</supplied> zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten Bedu&#x0364;rfniß geworden, Go&#x0364;ttliches<lb/>
und Men&#x017F;chliches, Himmli&#x017F;ches und Irdi&#x017F;ches vor das<lb/>
Publicum u&#x0364;berhaupt, be&#x017F;onders vor die gute Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
zu bringen, um &#x017F;ie zu unterhalten, zu belehren, aufzu-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> 33</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0547] Dem ſey nun wie ihm ſey, ſo haben wir nicht Urſache uns dabey aufzuhalten: denn es iſt außer Zweifel, daß der Cardinal die Newtoniſche diverſe Refrangibilitaͤt angenommen, wie aus einer Stelle ſeines Anti-Lucretius hervorgeht, wo er, im Begriff Newtonen in einigen Puncten zu widerſprechen, hiezu durch Lob und Beyfall ſich gleichſam die Erlaubniß zu nehmen ſucht. Lib. II. v. 874. Dicam Tanti pace viri, quo non solertior alter Naturam rerum ad leges componere motûs, Ac Mundi partes justâ perpendere librâ, Et radium Solis transverso prismate fractum Septem in primigenos permansurosque colores Solvere; quî potuit Spatium sibi fingere vanum, Quod nihil est, multisque prius nihil esse probatum est? Voltaire. geb. 1694. geſt. 1778. In der beſten Zeit dieſes außerordentlichen Mannes war es zum hoͤchſten Beduͤrfniß geworden, Goͤttliches und Menſchliches, Himmliſches und Irdiſches vor das Publicum uͤberhaupt, beſonders vor die gute Geſellſchaft zu bringen, um ſie zu unterhalten, zu belehren, aufzu- II. 33

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/547
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/547>, abgerufen am 11.05.2024.