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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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K. Art. XVIII. Nicht durchaus ungereimte, doch
nur problematisch vorgetragene Einwürfe: Man könne
sich mit Blau und Gelb als Grundfarben begnügen;
man könne vielleicht aus einigen Farben, ohne sie ge-
rade alle zusammen zu nehmen, Weiß machen. Wenn
Newtons Lehre wahr wäre, so müßten die Telescope
lange nicht die Bilder so deutlich zeigen als sie wirk-
lich thäten.

Was das erste betrifft, so kann man ihm, unter
gewissen Bedingungen, Recht geben. Das zweyte ist
eine alberne nicht zu lösende Aufgabe, wie Jedem gleich
in's Gesicht fällt. Bey dem dritten aber hat er voll-
kommen Recht.

L. Art. XIX. Newton zieht sich, wegen des ersten
Punctes, auf seine Lehre zurück. Was den zweyten be-
trifft, so wird es ihm nicht schwer sich zu vertheidigen.
Den dritten, sagt er, habe er selbst nicht übersehen und
schon früher erwähnt, daß er sich verwundert habe,
daß die Linsen noch so deutlich zeigten als sie thun.

Man sieht, wie sehr sich Newton schon gleich an-
fangs verstockt und in seinen magischen Kreis einge-
schlossen haben müsse, daß ihn seine Verwunderung
nicht selbst zu neuen Untersuchungen und aufs Rechte
geführt.

M. Art. XX. Der Ungenannte antwortet, aber

K. Art. XVIII. Nicht durchaus ungereimte, doch
nur problematiſch vorgetragene Einwuͤrfe: Man koͤnne
ſich mit Blau und Gelb als Grundfarben begnuͤgen;
man koͤnne vielleicht aus einigen Farben, ohne ſie ge-
rade alle zuſammen zu nehmen, Weiß machen. Wenn
Newtons Lehre wahr waͤre, ſo muͤßten die Teleſcope
lange nicht die Bilder ſo deutlich zeigen als ſie wirk-
lich thaͤten.

Was das erſte betrifft, ſo kann man ihm, unter
gewiſſen Bedingungen, Recht geben. Das zweyte iſt
eine alberne nicht zu loͤſende Aufgabe, wie Jedem gleich
in’s Geſicht faͤllt. Bey dem dritten aber hat er voll-
kommen Recht.

L. Art. XIX. Newton zieht ſich, wegen des erſten
Punctes, auf ſeine Lehre zuruͤck. Was den zweyten be-
trifft, ſo wird es ihm nicht ſchwer ſich zu vertheidigen.
Den dritten, ſagt er, habe er ſelbſt nicht uͤberſehen und
ſchon fruͤher erwaͤhnt, daß er ſich verwundert habe,
daß die Linſen noch ſo deutlich zeigten als ſie thun.

Man ſieht, wie ſehr ſich Newton ſchon gleich an-
fangs verſtockt und in ſeinen magiſchen Kreis einge-
ſchloſſen haben muͤſſe, daß ihn ſeine Verwunderung
nicht ſelbſt zu neuen Unterſuchungen und aufs Rechte
gefuͤhrt.

M. Art. XX. Der Ungenannte antwortet, aber

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[430/0464] K. Art. XVIII. Nicht durchaus ungereimte, doch nur problematiſch vorgetragene Einwuͤrfe: Man koͤnne ſich mit Blau und Gelb als Grundfarben begnuͤgen; man koͤnne vielleicht aus einigen Farben, ohne ſie ge- rade alle zuſammen zu nehmen, Weiß machen. Wenn Newtons Lehre wahr waͤre, ſo muͤßten die Teleſcope lange nicht die Bilder ſo deutlich zeigen als ſie wirk- lich thaͤten. Was das erſte betrifft, ſo kann man ihm, unter gewiſſen Bedingungen, Recht geben. Das zweyte iſt eine alberne nicht zu loͤſende Aufgabe, wie Jedem gleich in’s Geſicht faͤllt. Bey dem dritten aber hat er voll- kommen Recht. L. Art. XIX. Newton zieht ſich, wegen des erſten Punctes, auf ſeine Lehre zuruͤck. Was den zweyten be- trifft, ſo wird es ihm nicht ſchwer ſich zu vertheidigen. Den dritten, ſagt er, habe er ſelbſt nicht uͤberſehen und ſchon fruͤher erwaͤhnt, daß er ſich verwundert habe, daß die Linſen noch ſo deutlich zeigten als ſie thun. Man ſieht, wie ſehr ſich Newton ſchon gleich an- fangs verſtockt und in ſeinen magiſchen Kreis einge- ſchloſſen haben muͤſſe, daß ihn ſeine Verwunderung nicht ſelbſt zu neuen Unterſuchungen und aufs Rechte gefuͤhrt. M. Art. XX. Der Ungenannte antwortet, aber

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/464>, abgerufen am 22.11.2024.