einen allgemeinen Grundsatz bestätigen, wie Grimaldi durch unzählige Versuche nur immer dahin deutete, daß das Licht wohl eine Substanz seyn möchte.
Newtons Verfahren hingegen war ganz eigen, ja unerhört. Eine tief verborgene Eigenschaft der Natur an den Tag zu bringen, dazu bedient er sich nicht mehr als dreyer Versuche, durch welche keineswegs Urphänomene, sondern höchst abgeleitete dargestellt wur- den. Diese, dem Brief an die Societät zum Grunde liegenden drey Versuche, den mit dem Spectrum durch das einfache Prisma, den mit zwey Prismen, Experi- mentum Crucis, und den mit der Linse, ausschließlich zu empfehlen, alles andere aber abzuweisen, darin besteht sein ganzes Monövre gegen die ersten Gegner.
Wir bemerken hiebey, daß jener von uns oben aus- gezogene Brief an die Societät eigentlich das erste Do- cument war, wodurch die Welt Newtons Lehre kennen lernte. Wir können uns, da seine Lectiones opticae, seine Optik nunmehr vor uns liegen, da die Sache so tausendmal durchgesprochen und durchgestritten worden, keinen Begriff machen, wie abrupt und abstrus die Newtonische Vorstellungsart in der wissenschaftlichen Welt erscheinen mußte.
Auch können die Gelehrten sich in die Sache nicht finden. Im Praktischen will es Niemanden in den Kopf, daß die dioptrischen Fernröhre, denen man so viel verdankt, um die man sich so viel Mühe gegeben,
einen allgemeinen Grundſatz beſtaͤtigen, wie Grimaldi durch unzaͤhlige Verſuche nur immer dahin deutete, daß das Licht wohl eine Subſtanz ſeyn moͤchte.
Newtons Verfahren hingegen war ganz eigen, ja unerhoͤrt. Eine tief verborgene Eigenſchaft der Natur an den Tag zu bringen, dazu bedient er ſich nicht mehr als dreyer Verſuche, durch welche keineswegs Urphaͤnomene, ſondern hoͤchſt abgeleitete dargeſtellt wur- den. Dieſe, dem Brief an die Societaͤt zum Grunde liegenden drey Verſuche, den mit dem Spectrum durch das einfache Prisma, den mit zwey Prismen, Experi- mentum Crucis, und den mit der Linſe, ausſchließlich zu empfehlen, alles andere aber abzuweiſen, darin beſteht ſein ganzes Monoͤvre gegen die erſten Gegner.
Wir bemerken hiebey, daß jener von uns oben aus- gezogene Brief an die Societaͤt eigentlich das erſte Do- cument war, wodurch die Welt Newtons Lehre kennen lernte. Wir koͤnnen uns, da ſeine Lectiones opticae, ſeine Optik nunmehr vor uns liegen, da die Sache ſo tauſendmal durchgeſprochen und durchgeſtritten worden, keinen Begriff machen, wie abrupt und abſtrus die Newtoniſche Vorſtellungsart in der wiſſenſchaftlichen Welt erſcheinen mußte.
Auch koͤnnen die Gelehrten ſich in die Sache nicht finden. Im Praktiſchen will es Niemanden in den Kopf, daß die dioptriſchen Fernroͤhre, denen man ſo viel verdankt, um die man ſich ſo viel Muͤhe gegeben,
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einen allgemeinen Grundſatz beſtaͤtigen, wie Grimaldi
durch unzaͤhlige Verſuche nur immer dahin deutete,
daß das Licht wohl eine Subſtanz ſeyn moͤchte.
Newtons Verfahren hingegen war ganz eigen, ja
unerhoͤrt. Eine tief verborgene Eigenſchaft der Natur
an den Tag zu bringen, dazu bedient er ſich nicht
mehr als dreyer Verſuche, durch welche keineswegs
Urphaͤnomene, ſondern hoͤchſt abgeleitete dargeſtellt wur-
den. Dieſe, dem Brief an die Societaͤt zum Grunde
liegenden drey Verſuche, den mit dem Spectrum durch
das einfache Prisma, den mit zwey Prismen, Experi-
mentum Crucis, und den mit der Linſe, ausſchließlich
zu empfehlen, alles andere aber abzuweiſen, darin
beſteht ſein ganzes Monoͤvre gegen die erſten Gegner.
Wir bemerken hiebey, daß jener von uns oben aus-
gezogene Brief an die Societaͤt eigentlich das erſte Do-
cument war, wodurch die Welt Newtons Lehre kennen
lernte. Wir koͤnnen uns, da ſeine Lectiones opticae,
ſeine Optik nunmehr vor uns liegen, da die Sache ſo
tauſendmal durchgeſprochen und durchgeſtritten worden,
keinen Begriff machen, wie abrupt und abſtrus die
Newtoniſche Vorſtellungsart in der wiſſenſchaftlichen
Welt erſcheinen mußte.
Auch koͤnnen die Gelehrten ſich in die Sache nicht
finden. Im Praktiſchen will es Niemanden in den
Kopf, daß die dioptriſchen Fernroͤhre, denen man ſo
viel verdankt, um die man ſich ſo viel Muͤhe gegeben,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/458>, abgerufen am 22.11.2024.
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