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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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ihm durch die seiner Camera obscura gegenüberstehen-
den Häuser geboten worden, genugsam in wiederhohl-
bare Versuche verwandelt.

Wenn ihm ferner der Versuch mit dem nephritischen
Holze nicht gelingen wollen, so scheint uns die Ursach
darin zu liegen, daß er kein echtes erhalten können.
Denn eben so ist es uns auch ergangen, ob wir uns
gleich aus vielen Apotheken ein sogenanntes nephriti-
sches Holz angeschafft haben. An dem Versuche, den
Kircher und nach ihm andre so deutlich beschreiben,
hat man keine Ursache zu zweifeln; allein darin hat
Nüguet völlig Recht, daß er auf mehr als eine Art
an festen und flüssigen Mitteln zu wiederhohlen ist:
man darf ihnen nur, auf eine oder die andre Weise,
eine reine Trübe mittheilen, wie wir in unserm Ent-
wurfe umständlich angezeigt haben.

Nachdem wir nun am Ende des siebzehnten Jahr-
hunderts noch ganz unerwartet ein erfreuliches Wahre
hervorblicken sehen, bereiten wir uns zu einem ver-
drießlichen Durchwandern jener Irrgänge, aus welchen
die Naturforscher des achtzehnten Jahrhunderts sich her-
aus zu finden weder vermochten noch geneigt waren.


ihm durch die ſeiner Camera obſcura gegenuͤberſtehen-
den Haͤuſer geboten worden, genugſam in wiederhohl-
bare Verſuche verwandelt.

Wenn ihm ferner der Verſuch mit dem nephritiſchen
Holze nicht gelingen wollen, ſo ſcheint uns die Urſach
darin zu liegen, daß er kein echtes erhalten koͤnnen.
Denn eben ſo iſt es uns auch ergangen, ob wir uns
gleich aus vielen Apotheken ein ſogenanntes nephriti-
ſches Holz angeſchafft haben. An dem Verſuche, den
Kircher und nach ihm andre ſo deutlich beſchreiben,
hat man keine Urſache zu zweifeln; allein darin hat
Nuͤguet voͤllig Recht, daß er auf mehr als eine Art
an feſten und fluͤſſigen Mitteln zu wiederhohlen iſt:
man darf ihnen nur, auf eine oder die andre Weiſe,
eine reine Truͤbe mittheilen, wie wir in unſerm Ent-
wurfe umſtaͤndlich angezeigt haben.

Nachdem wir nun am Ende des ſiebzehnten Jahr-
hunderts noch ganz unerwartet ein erfreuliches Wahre
hervorblicken ſehen, bereiten wir uns zu einem ver-
drießlichen Durchwandern jener Irrgaͤnge, aus welchen
die Naturforſcher des achtzehnten Jahrhunderts ſich her-
aus zu finden weder vermochten noch geneigt waren.


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[345/0379] ihm durch die ſeiner Camera obſcura gegenuͤberſtehen- den Haͤuſer geboten worden, genugſam in wiederhohl- bare Verſuche verwandelt. Wenn ihm ferner der Verſuch mit dem nephritiſchen Holze nicht gelingen wollen, ſo ſcheint uns die Urſach darin zu liegen, daß er kein echtes erhalten koͤnnen. Denn eben ſo iſt es uns auch ergangen, ob wir uns gleich aus vielen Apotheken ein ſogenanntes nephriti- ſches Holz angeſchafft haben. An dem Verſuche, den Kircher und nach ihm andre ſo deutlich beſchreiben, hat man keine Urſache zu zweifeln; allein darin hat Nuͤguet voͤllig Recht, daß er auf mehr als eine Art an feſten und fluͤſſigen Mitteln zu wiederhohlen iſt: man darf ihnen nur, auf eine oder die andre Weiſe, eine reine Truͤbe mittheilen, wie wir in unſerm Ent- wurfe umſtaͤndlich angezeigt haben. Nachdem wir nun am Ende des ſiebzehnten Jahr- hunderts noch ganz unerwartet ein erfreuliches Wahre hervorblicken ſehen, bereiten wir uns zu einem ver- drießlichen Durchwandern jener Irrgaͤnge, aus welchen die Naturforſcher des achtzehnten Jahrhunderts ſich her- aus zu finden weder vermochten noch geneigt waren.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/379>, abgerufen am 21.11.2024.