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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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heit hinderlich ist, ordnet er seine Erfahrungen, so gut
es gehen will, zusammen, in der Form als wenn er
das Unvollständige einem jungen Freunde zu weiterer
Bearbeitung übergäbe. Dabey möchte er zwar gern
von einer Seite das Ansehen haben, als wenn er nur
Erfahrungen zusammenstellte, ohne eben dadurch eine
Hypothese begründen zu wollen; allein er ist von der
andern Seite aufrichtig genug, zu gestehen, daß er
sich zur corpuscularen mechanischen Erklärungsart
hinneige und mit dieser am weitesten auszulangen
glaube. Er bearbeitet daher das Weiße und Schwarze
am ausführlichsten, weil freylich bey diesem noch am
ersten ein gewisser Mechanismus plausibel werden
dürfte. Was aber die eigentlich farbigen Phänomene
der Körper, so wie was die apparenten Farben be-
trifft, bey diesen geht er weniger methodisch zu Werke,
stellt aber eine Menge Erfahrungen zusammen, welche
interessant genug sind und nach ihm immer wieder
zur Sprache gekommen. Auch haben wir sie, in sofern
wir es für nöthig erachtet, in unserm Entwurfe, nach
unserer Weise und Ueberzeugung aufgeführt.

Der Titel dieses Werkes in der lateinischen Aus-
gabe, der wir gefolgt sind, ist: Experimenta et consi-
derationes de coloribus -- seu initium historiae
experimentalis de Coloribus a Roberto Boyle.
Londini
1665.

Seine ganze Denkart, seine Vorsätze, sein Thun
und Leisten wird aus dem fünften Capitel des ersten Thei-

heit hinderlich iſt, ordnet er ſeine Erfahrungen, ſo gut
es gehen will, zuſammen, in der Form als wenn er
das Unvollſtaͤndige einem jungen Freunde zu weiterer
Bearbeitung uͤbergaͤbe. Dabey moͤchte er zwar gern
von einer Seite das Anſehen haben, als wenn er nur
Erfahrungen zuſammenſtellte, ohne eben dadurch eine
Hypotheſe begruͤnden zu wollen; allein er iſt von der
andern Seite aufrichtig genug, zu geſtehen, daß er
ſich zur corpuscularen mechaniſchen Erklaͤrungsart
hinneige und mit dieſer am weiteſten auszulangen
glaube. Er bearbeitet daher das Weiße und Schwarze
am ausfuͤhrlichſten, weil freylich bey dieſem noch am
erſten ein gewiſſer Mechanismus plauſibel werden
duͤrfte. Was aber die eigentlich farbigen Phaͤnomene
der Koͤrper, ſo wie was die apparenten Farben be-
trifft, bey dieſen geht er weniger methodiſch zu Werke,
ſtellt aber eine Menge Erfahrungen zuſammen, welche
intereſſant genug ſind und nach ihm immer wieder
zur Sprache gekommen. Auch haben wir ſie, in ſofern
wir es fuͤr noͤthig erachtet, in unſerm Entwurfe, nach
unſerer Weiſe und Ueberzeugung aufgefuͤhrt.

Der Titel dieſes Werkes in der lateiniſchen Aus-
gabe, der wir gefolgt ſind, iſt: Experimenta et consi-
derationes de coloribus — seu initium historiae
experimentalis de Coloribus a Roberto Boyle.
Londini
1665.

Seine ganze Denkart, ſeine Vorſaͤtze, ſein Thun
und Leiſten wird aus dem fuͤnften Capitel des erſten Thei-

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[313/0347] heit hinderlich iſt, ordnet er ſeine Erfahrungen, ſo gut es gehen will, zuſammen, in der Form als wenn er das Unvollſtaͤndige einem jungen Freunde zu weiterer Bearbeitung uͤbergaͤbe. Dabey moͤchte er zwar gern von einer Seite das Anſehen haben, als wenn er nur Erfahrungen zuſammenſtellte, ohne eben dadurch eine Hypotheſe begruͤnden zu wollen; allein er iſt von der andern Seite aufrichtig genug, zu geſtehen, daß er ſich zur corpuscularen mechaniſchen Erklaͤrungsart hinneige und mit dieſer am weiteſten auszulangen glaube. Er bearbeitet daher das Weiße und Schwarze am ausfuͤhrlichſten, weil freylich bey dieſem noch am erſten ein gewiſſer Mechanismus plauſibel werden duͤrfte. Was aber die eigentlich farbigen Phaͤnomene der Koͤrper, ſo wie was die apparenten Farben be- trifft, bey dieſen geht er weniger methodiſch zu Werke, ſtellt aber eine Menge Erfahrungen zuſammen, welche intereſſant genug ſind und nach ihm immer wieder zur Sprache gekommen. Auch haben wir ſie, in ſofern wir es fuͤr noͤthig erachtet, in unſerm Entwurfe, nach unſerer Weiſe und Ueberzeugung aufgefuͤhrt. Der Titel dieſes Werkes in der lateiniſchen Aus- gabe, der wir gefolgt ſind, iſt: Experimenta et consi- derationes de coloribus — seu initium historiae experimentalis de Coloribus a Roberto Boyle. Londini 1665. Seine ganze Denkart, ſeine Vorſaͤtze, ſein Thun und Leiſten wird aus dem fuͤnften Capitel des erſten Thei-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/347>, abgerufen am 28.04.2024.