In jenen Poren und Irrgängen, wunderlichen Aus- und Einwegen, Schlupflöchern und andern man- nigfaltigen Bestimmungen, müdet sich nun das Licht auf oben beschriebene Weise gewaltig ab und erleidet eine Zerstreuung (dissipatio), Zerbrechung (diffractio), Zerreißung (disscissio) und natürlicher Weise auch eine Trennung (separatio); dabey denn auch gelegentlich eine Anhäufung (glomeratio) statt findet.
Wir bemerken hier im Vorbeygehen, daß einer Zerstreuung des Lichtes schon bey den Griechen erwähnt wird. Dort ist es aber nur ein empirischer naiver Ausdruck, der eine oft vorkommende Erscheinung von hin und wiedergeworfenem, geschwächtem Lichte so gut er kann bezeichnen soll. Bey Grimaldi hingegen sol- len die mannigfaltigen Versuren des Lichtes, das In- nere dieses zarten, unbegreiflichen Wesens aufschließen und uns von seiner Natur dogmatisch belehren.
Die Farben werden also, nach Grimaldi, bey Ge- legenheit der Refraction, Reflexion und Inflexion be- merkt; sie sind das Licht selbst, das nur auf eine be- sondre Weise für den Sinn des Gesichts fühlbar wird. Doch geht der Verfasser auch wohl so weit, daß er im Licht bestimmte Arten der Farbe annimmt und also die Newtonische Lehre unmittelbar vorbereitet.
Alle Farben sind ihm wahr und entspringen auf einerley Weise; doch läßt er, um sie erklären zu kön- nen, den Unterschied zwischen dauernden und vorüber-
In jenen Poren und Irrgaͤngen, wunderlichen Aus- und Einwegen, Schlupfloͤchern und andern man- nigfaltigen Beſtimmungen, muͤdet ſich nun das Licht auf oben beſchriebene Weiſe gewaltig ab und erleidet eine Zerſtreuung (dissipatio), Zerbrechung (diffractio), Zerreißung (disscissio) und natuͤrlicher Weiſe auch eine Trennung (separatio); dabey denn auch gelegentlich eine Anhaͤufung (glomeratio) ſtatt findet.
Wir bemerken hier im Vorbeygehen, daß einer Zerſtreuung des Lichtes ſchon bey den Griechen erwaͤhnt wird. Dort iſt es aber nur ein empiriſcher naiver Ausdruck, der eine oft vorkommende Erſcheinung von hin und wiedergeworfenem, geſchwaͤchtem Lichte ſo gut er kann bezeichnen ſoll. Bey Grimaldi hingegen ſol- len die mannigfaltigen Verſuren des Lichtes, das In- nere dieſes zarten, unbegreiflichen Weſens aufſchließen und uns von ſeiner Natur dogmatiſch belehren.
Die Farben werden alſo, nach Grimaldi, bey Ge- legenheit der Refraction, Reflexion und Inflexion be- merkt; ſie ſind das Licht ſelbſt, das nur auf eine be- ſondre Weiſe fuͤr den Sinn des Geſichts fuͤhlbar wird. Doch geht der Verfaſſer auch wohl ſo weit, daß er im Licht beſtimmte Arten der Farbe annimmt und alſo die Newtoniſche Lehre unmittelbar vorbereitet.
Alle Farben ſind ihm wahr und entſpringen auf einerley Weiſe; doch laͤßt er, um ſie erklaͤren zu koͤn- nen, den Unterſchied zwiſchen dauernden und voruͤber-
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In jenen Poren und Irrgaͤngen, wunderlichen
Aus- und Einwegen, Schlupfloͤchern und andern man-
nigfaltigen Beſtimmungen, muͤdet ſich nun das Licht
auf oben beſchriebene Weiſe gewaltig ab und erleidet
eine Zerſtreuung (dissipatio), Zerbrechung (diffractio),
Zerreißung (disscissio) und natuͤrlicher Weiſe auch eine
Trennung (separatio); dabey denn auch gelegentlich
eine Anhaͤufung (glomeratio) ſtatt findet.
Wir bemerken hier im Vorbeygehen, daß einer
Zerſtreuung des Lichtes ſchon bey den Griechen erwaͤhnt
wird. Dort iſt es aber nur ein empiriſcher naiver
Ausdruck, der eine oft vorkommende Erſcheinung von
hin und wiedergeworfenem, geſchwaͤchtem Lichte ſo gut
er kann bezeichnen ſoll. Bey Grimaldi hingegen ſol-
len die mannigfaltigen Verſuren des Lichtes, das In-
nere dieſes zarten, unbegreiflichen Weſens aufſchließen
und uns von ſeiner Natur dogmatiſch belehren.
Die Farben werden alſo, nach Grimaldi, bey Ge-
legenheit der Refraction, Reflexion und Inflexion be-
merkt; ſie ſind das Licht ſelbſt, das nur auf eine be-
ſondre Weiſe fuͤr den Sinn des Geſichts fuͤhlbar wird.
Doch geht der Verfaſſer auch wohl ſo weit, daß er im
Licht beſtimmte Arten der Farbe annimmt und alſo die
Newtoniſche Lehre unmittelbar vorbereitet.
Alle Farben ſind ihm wahr und entſpringen auf
einerley Weiſe; doch laͤßt er, um ſie erklaͤren zu koͤn-
nen, den Unterſchied zwiſchen dauernden und voruͤber-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/344>, abgerufen am 23.11.2024.
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