Conflict, in dem er sich befand, nur allzu lästig, und in- dem er sich das ihm Widerstrebende recht häßlich, mit Hörnern, Schwanz und Klauen dachte, so wurde sein heroisches Gemüth nur desto lebhafter aufgeregt, dem Feindseligen zu begegnen und das Gehaßte zu ver- tilgen.
An jene Neigung Roger Bacons, das Unbekannte durch das Bekannte aufzulösen, das Ferne durch das Nahe zu gewältigen, wodurch sich eben sein vorzügli- cher Geist legitimirt, schließt sich eine Eigenheit an, welche genau beachtet zu werden verdient, weil sie schon früher historische Zweifel erregt hat. Aus ge- wissen Eigenschaften der Körper, die ihm bekannt sind, aus gewissen Folgen, die sich von ihrer Verbindung oder von einer gewissen bestimmten Form hoffen lassen, folgert er so richtig, daß er über das, was zu seiner Zeit geleistet war, weit hinausgeht und von Dingen spricht, als wenn sie schon geleistet wären. Das Schießpulver, besonders aber die Fernröhre, behandelt er so genau, daß wir uns überzeugt halten müssen, er habe sie vor sich gehabt, zumal da er ja schon ge- schliffene Kugeln, Abschnitte von Kugeln in Glas be- sessen.
Allein wem bekannt ist, wie der Menschengeist voreilen kann, ehe ihm die Technik nachkommt, der wird auch hier nichts Unerhörtes finden.
Und so wagen wir zu behaupten, daß es nur Fol- gerungen bey ihm gewesen. Auch hier bey der ange-
Conflict, in dem er ſich befand, nur allzu laͤſtig, und in- dem er ſich das ihm Widerſtrebende recht haͤßlich, mit Hoͤrnern, Schwanz und Klauen dachte, ſo wurde ſein heroiſches Gemuͤth nur deſto lebhafter aufgeregt, dem Feindſeligen zu begegnen und das Gehaßte zu ver- tilgen.
An jene Neigung Roger Bacons, das Unbekannte durch das Bekannte aufzuloͤſen, das Ferne durch das Nahe zu gewaͤltigen, wodurch ſich eben ſein vorzuͤgli- cher Geiſt legitimirt, ſchließt ſich eine Eigenheit an, welche genau beachtet zu werden verdient, weil ſie ſchon fruͤher hiſtoriſche Zweifel erregt hat. Aus ge- wiſſen Eigenſchaften der Koͤrper, die ihm bekannt ſind, aus gewiſſen Folgen, die ſich von ihrer Verbindung oder von einer gewiſſen beſtimmten Form hoffen laſſen, folgert er ſo richtig, daß er uͤber das, was zu ſeiner Zeit geleiſtet war, weit hinausgeht und von Dingen ſpricht, als wenn ſie ſchon geleiſtet waͤren. Das Schießpulver, beſonders aber die Fernroͤhre, behandelt er ſo genau, daß wir uns uͤberzeugt halten muͤſſen, er habe ſie vor ſich gehabt, zumal da er ja ſchon ge- ſchliffene Kugeln, Abſchnitte von Kugeln in Glas be- ſeſſen.
Allein wem bekannt iſt, wie der Menſchengeiſt voreilen kann, ehe ihm die Technik nachkommt, der wird auch hier nichts Unerhoͤrtes finden.
Und ſo wagen wir zu behaupten, daß es nur Fol- gerungen bey ihm geweſen. Auch hier bey der ange-
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Conflict, in dem er ſich befand, nur allzu laͤſtig, und in-
dem er ſich das ihm Widerſtrebende recht haͤßlich, mit
Hoͤrnern, Schwanz und Klauen dachte, ſo wurde ſein
heroiſches Gemuͤth nur deſto lebhafter aufgeregt, dem
Feindſeligen zu begegnen und das Gehaßte zu ver-
tilgen.
An jene Neigung Roger Bacons, das Unbekannte
durch das Bekannte aufzuloͤſen, das Ferne durch das
Nahe zu gewaͤltigen, wodurch ſich eben ſein vorzuͤgli-
cher Geiſt legitimirt, ſchließt ſich eine Eigenheit an,
welche genau beachtet zu werden verdient, weil ſie
ſchon fruͤher hiſtoriſche Zweifel erregt hat. Aus ge-
wiſſen Eigenſchaften der Koͤrper, die ihm bekannt ſind,
aus gewiſſen Folgen, die ſich von ihrer Verbindung
oder von einer gewiſſen beſtimmten Form hoffen laſſen,
folgert er ſo richtig, daß er uͤber das, was zu ſeiner
Zeit geleiſtet war, weit hinausgeht und von Dingen
ſpricht, als wenn ſie ſchon geleiſtet waͤren. Das
Schießpulver, beſonders aber die Fernroͤhre, behandelt
er ſo genau, daß wir uns uͤberzeugt halten muͤſſen, er
habe ſie vor ſich gehabt, zumal da er ja ſchon ge-
ſchliffene Kugeln, Abſchnitte von Kugeln in Glas be-
ſeſſen.
Allein wem bekannt iſt, wie der Menſchengeiſt
voreilen kann, ehe ihm die Technik nachkommt, der
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Und ſo wagen wir zu behaupten, daß es nur Fol-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/194>, abgerufen am 22.11.2024.
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