Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
621.

Aber warum? Weil der Indig, der eigentlich nur
eine dunkle satte blaue Farbe ist, durch das violette
Licht einen Glanz, einen Schein, Hellung und Leben er-
hält; und sein Glanz wird stufenweise vermindert, wie
man ihn gegen Grün, Gelb und Roth bewegt.

622.

Warum spricht denn der Verfasser nur vom Glanz
der sich vermindern soll? warum spricht er nicht von
der neuen gemischten Farbenerscheinung, welche auf die-
sem Wege entsteht? Freylich ist das Wahre zu natür-
lich, und man braucht das Falsche, Halbe, um die Un-
natur zu beschönigen, in die man die Sache gezogen
hat.

623.

Ein Lauchblatt

624.

Und was soll nun der Knoblauch im Experimente
und gleich auf die Pulver? Warum bleibt er nicht
bey gleichen Flächen, Papier oder aufgezogenem Sei-
denzeug? Wahrscheinlich soll der Knoblauch hier nur
so viel heißen, daß die Lehre auch von Pflanzen gelte.

625.

wirft das grüne Licht und das gelbe und blaue, woraus

40 *
621.

Aber warum? Weil der Indig, der eigentlich nur
eine dunkle ſatte blaue Farbe iſt, durch das violette
Licht einen Glanz, einen Schein, Hellung und Leben er-
haͤlt; und ſein Glanz wird ſtufenweiſe vermindert, wie
man ihn gegen Gruͤn, Gelb und Roth bewegt.

622.

Warum ſpricht denn der Verfaſſer nur vom Glanz
der ſich vermindern ſoll? warum ſpricht er nicht von
der neuen gemiſchten Farbenerſcheinung, welche auf die-
ſem Wege entſteht? Freylich iſt das Wahre zu natuͤr-
lich, und man braucht das Falſche, Halbe, um die Un-
natur zu beſchoͤnigen, in die man die Sache gezogen
hat.

623.

Ein Lauchblatt

624.

Und was ſoll nun der Knoblauch im Experimente
und gleich auf die Pulver? Warum bleibt er nicht
bey gleichen Flaͤchen, Papier oder aufgezogenem Sei-
denzeug? Wahrſcheinlich ſoll der Knoblauch hier nur
ſo viel heißen, daß die Lehre auch von Pflanzen gelte.

625.

wirft das gruͤne Licht und das gelbe und blaue, woraus

40 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0681" n="627"/>
              <div n="5">
                <head>621.</head><lb/>
                <p>Aber warum? Weil der Indig, der eigentlich nur<lb/>
eine dunkle &#x017F;atte blaue Farbe i&#x017F;t, durch das violette<lb/>
Licht einen Glanz, einen Schein, Hellung und Leben er-<lb/>
ha&#x0364;lt; und &#x017F;ein Glanz wird &#x017F;tufenwei&#x017F;e vermindert, wie<lb/>
man ihn gegen Gru&#x0364;n, Gelb und Roth bewegt.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>622.</head><lb/>
                <p>Warum &#x017F;pricht denn der Verfa&#x017F;&#x017F;er nur vom Glanz<lb/>
der &#x017F;ich vermindern &#x017F;oll? warum &#x017F;pricht er nicht von<lb/>
der neuen gemi&#x017F;chten Farbener&#x017F;cheinung, welche auf die-<lb/>
&#x017F;em Wege ent&#x017F;teht? Freylich i&#x017F;t das Wahre zu natu&#x0364;r-<lb/>
lich, und man braucht das Fal&#x017F;che, Halbe, um die Un-<lb/>
natur zu be&#x017F;cho&#x0364;nigen, in die man die Sache gezogen<lb/>
hat.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>623.</head><lb/>
                <p>Ein Lauchblatt</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>624.</head><lb/>
                <p>Und was &#x017F;oll nun der Knoblauch im Experimente<lb/>
und gleich auf die Pulver? Warum bleibt er nicht<lb/>
bey gleichen Fla&#x0364;chen, Papier oder aufgezogenem Sei-<lb/>
denzeug? Wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;oll der Knoblauch hier nur<lb/>
&#x017F;o viel heißen, daß die Lehre auch von Pflanzen gelte.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>625.</head><lb/>
                <p>wirft das gru&#x0364;ne Licht und das gelbe und blaue, woraus<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">40 *</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[627/0681] 621. Aber warum? Weil der Indig, der eigentlich nur eine dunkle ſatte blaue Farbe iſt, durch das violette Licht einen Glanz, einen Schein, Hellung und Leben er- haͤlt; und ſein Glanz wird ſtufenweiſe vermindert, wie man ihn gegen Gruͤn, Gelb und Roth bewegt. 622. Warum ſpricht denn der Verfaſſer nur vom Glanz der ſich vermindern ſoll? warum ſpricht er nicht von der neuen gemiſchten Farbenerſcheinung, welche auf die- ſem Wege entſteht? Freylich iſt das Wahre zu natuͤr- lich, und man braucht das Falſche, Halbe, um die Un- natur zu beſchoͤnigen, in die man die Sache gezogen hat. 623. Ein Lauchblatt 624. Und was ſoll nun der Knoblauch im Experimente und gleich auf die Pulver? Warum bleibt er nicht bey gleichen Flaͤchen, Papier oder aufgezogenem Sei- denzeug? Wahrſcheinlich ſoll der Knoblauch hier nur ſo viel heißen, daß die Lehre auch von Pflanzen gelte. 625. wirft das gruͤne Licht und das gelbe und blaue, woraus 40 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/681
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/681>, abgerufen am 18.12.2024.