und nothdürftig für sich bestehen lassen. Indessen dürfen wir sagen, was wir glauben und was wir hoffen.
Vom Philosophen glauben wir Dank zu ver- dienen, daß wir gesucht die Phänomene bis zu ih- ren Urquellen zu verfolgen, bis dorthin, wo sie blos erscheinen und sind, und wo sich nichts weiter an ihnen erklären läßt. Ferner wird ihm willkommen seyn, daß wir die Erscheinungen in eine leicht über- sehbare Ordnung gestellt, wenn er diese Ordnung selbst auch nicht ganz billigen sollte.
Den Arzt, besonders denjenigen, der das Or- gan des Auges zu beobachten, es zu erhalten, des- sen Mängeln abzuhelfen und dessen Uebel zu heilen berufen ist, glauben wir uns vorzüglich zum Freunde zu machen. In der Abtheilung von den physiolo- gischen Farben, in dem Anhange, der die patholo- gischen andeutet, findet er sich ganz zu Hause. Und wir werden gewiß durch die Bemühungen je- ner Männer, die zu unserer Zeit dieses Fach mit Glück behandeln, jene erste, bisher vernachlässigte und man kann wohl sagen wichtigste Abtheilung der Farbenlehre ausführlich bearbeitet sehen.
und nothduͤrftig fuͤr ſich beſtehen laſſen. Indeſſen duͤrfen wir ſagen, was wir glauben und was wir hoffen.
Vom Philoſophen glauben wir Dank zu ver- dienen, daß wir geſucht die Phaͤnomene bis zu ih- ren Urquellen zu verfolgen, bis dorthin, wo ſie blos erſcheinen und ſind, und wo ſich nichts weiter an ihnen erklaͤren laͤßt. Ferner wird ihm willkommen ſeyn, daß wir die Erſcheinungen in eine leicht uͤber- ſehbare Ordnung geſtellt, wenn er dieſe Ordnung ſelbſt auch nicht ganz billigen ſollte.
Den Arzt, beſonders denjenigen, der das Or- gan des Auges zu beobachten, es zu erhalten, deſ- ſen Maͤngeln abzuhelfen und deſſen Uebel zu heilen berufen iſt, glauben wir uns vorzuͤglich zum Freunde zu machen. In der Abtheilung von den phyſiolo- giſchen Farben, in dem Anhange, der die patholo- giſchen andeutet, findet er ſich ganz zu Hauſe. Und wir werden gewiß durch die Bemuͤhungen je- ner Maͤnner, die zu unſerer Zeit dieſes Fach mit Gluͤck behandeln, jene erſte, bisher vernachlaͤſſigte und man kann wohl ſagen wichtigſte Abtheilung der Farbenlehre ausfuͤhrlich bearbeitet ſehen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0050"n="XLIV"/>
und nothduͤrftig fuͤr ſich beſtehen laſſen. Indeſſen<lb/>
duͤrfen wir ſagen, was wir glauben und was wir<lb/>
hoffen.</p><lb/><p>Vom Philoſophen glauben wir Dank zu ver-<lb/>
dienen, daß wir geſucht die Phaͤnomene bis zu ih-<lb/>
ren Urquellen zu verfolgen, bis dorthin, wo ſie blos<lb/>
erſcheinen und ſind, und wo ſich nichts weiter an<lb/>
ihnen erklaͤren laͤßt. Ferner wird ihm willkommen<lb/>ſeyn, daß wir die Erſcheinungen in eine leicht uͤber-<lb/>ſehbare Ordnung geſtellt, wenn er dieſe Ordnung<lb/>ſelbſt auch nicht ganz billigen ſollte.</p><lb/><p>Den Arzt, beſonders denjenigen, der das Or-<lb/>
gan des Auges zu beobachten, es zu erhalten, deſ-<lb/>ſen Maͤngeln abzuhelfen und deſſen Uebel zu heilen<lb/>
berufen iſt, glauben wir uns vorzuͤglich zum Freunde<lb/>
zu machen. In der Abtheilung von den phyſiolo-<lb/>
giſchen Farben, in dem Anhange, der die patholo-<lb/>
giſchen andeutet, findet er ſich ganz zu Hauſe.<lb/>
Und wir werden gewiß durch die Bemuͤhungen je-<lb/>
ner Maͤnner, die zu unſerer Zeit dieſes Fach mit<lb/>
Gluͤck behandeln, jene erſte, bisher vernachlaͤſſigte<lb/>
und man kann wohl ſagen wichtigſte Abtheilung<lb/>
der Farbenlehre ausfuͤhrlich bearbeitet ſehen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[XLIV/0050]
und nothduͤrftig fuͤr ſich beſtehen laſſen. Indeſſen
duͤrfen wir ſagen, was wir glauben und was wir
hoffen.
Vom Philoſophen glauben wir Dank zu ver-
dienen, daß wir geſucht die Phaͤnomene bis zu ih-
ren Urquellen zu verfolgen, bis dorthin, wo ſie blos
erſcheinen und ſind, und wo ſich nichts weiter an
ihnen erklaͤren laͤßt. Ferner wird ihm willkommen
ſeyn, daß wir die Erſcheinungen in eine leicht uͤber-
ſehbare Ordnung geſtellt, wenn er dieſe Ordnung
ſelbſt auch nicht ganz billigen ſollte.
Den Arzt, beſonders denjenigen, der das Or-
gan des Auges zu beobachten, es zu erhalten, deſ-
ſen Maͤngeln abzuhelfen und deſſen Uebel zu heilen
berufen iſt, glauben wir uns vorzuͤglich zum Freunde
zu machen. In der Abtheilung von den phyſiolo-
giſchen Farben, in dem Anhange, der die patholo-
giſchen andeutet, findet er ſich ganz zu Hauſe.
Und wir werden gewiß durch die Bemuͤhungen je-
ner Maͤnner, die zu unſerer Zeit dieſes Fach mit
Gluͤck behandeln, jene erſte, bisher vernachlaͤſſigte
und man kann wohl ſagen wichtigſte Abtheilung
der Farbenlehre ausfuͤhrlich bearbeitet ſehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. XLIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/50>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.