Wir hätten also hier eine Steigerung von der Minusseite bis zur Culmination, die wir bey den un- organischen Fällen nicht leicht gewahr wurden; ja wir können diese Erscheinung beynahe ein Durchwandern des ganzen Kreises nennen, und wir sind überzeugt, daß durch gehörige Versuche wirklich die ganze Durch- wanderung des Kreises bewirkt werden könne: denn es ist wohl kein Zweifel, daß sich durch wohl ange- wendete Säuern der Purpur vom Culminationspuncte herüber nach dem Scharlach führen ließe.
643.
Diese Feuchtigkeit scheint von der einen Seite mit der Begattung zusammenzuhängen, ja sogar finden sich Eier, die Anfänge künftiger Schalthiere, welche ein solches färbendes Wesen enthalten. Von der an- dern Seite scheint aber dieser Saft auf das bey höher stehenden Thieren sich entwickelnde Blut zu deuten. Denn das Blut läßt uns ähnliche Eigenschaften der Farbe sehen. In seinem verdünntesten Zustande er- scheint es uns gelb, verdichtet, wie es in den Adern sich befindet, roth, und zwar zeigt das arterielle Blut ein höheres Roth, wahrscheinlich wegen der Säurung, die ihm beym Athemholen widerfährt; das venöse Blut geht mehr nach dem Violetten hin, und zeigt durch diese Beweglichkeit auf jenes uns genug- sam bekannte Steigern und Wandern.
642.
Wir haͤtten alſo hier eine Steigerung von der Minusſeite bis zur Culmination, die wir bey den un- organiſchen Faͤllen nicht leicht gewahr wurden; ja wir koͤnnen dieſe Erſcheinung beynahe ein Durchwandern des ganzen Kreiſes nennen, und wir ſind uͤberzeugt, daß durch gehoͤrige Verſuche wirklich die ganze Durch- wanderung des Kreiſes bewirkt werden koͤnne: denn es iſt wohl kein Zweifel, daß ſich durch wohl ange- wendete Saͤuern der Purpur vom Culminationspuncte heruͤber nach dem Scharlach fuͤhren ließe.
643.
Dieſe Feuchtigkeit ſcheint von der einen Seite mit der Begattung zuſammenzuhaͤngen, ja ſogar finden ſich Eier, die Anfaͤnge kuͤnftiger Schalthiere, welche ein ſolches faͤrbendes Weſen enthalten. Von der an- dern Seite ſcheint aber dieſer Saft auf das bey hoͤher ſtehenden Thieren ſich entwickelnde Blut zu deuten. Denn das Blut laͤßt uns aͤhnliche Eigenſchaften der Farbe ſehen. In ſeinem verduͤnnteſten Zuſtande er- ſcheint es uns gelb, verdichtet, wie es in den Adern ſich befindet, roth, und zwar zeigt das arterielle Blut ein hoͤheres Roth, wahrſcheinlich wegen der Saͤurung, die ihm beym Athemholen widerfaͤhrt; das venoͤſe Blut geht mehr nach dem Violetten hin, und zeigt durch dieſe Beweglichkeit auf jenes uns genug- ſam bekannte Steigern und Wandern.
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642.
Wir haͤtten alſo hier eine Steigerung von der
Minusſeite bis zur Culmination, die wir bey den un-
organiſchen Faͤllen nicht leicht gewahr wurden; ja wir
koͤnnen dieſe Erſcheinung beynahe ein Durchwandern
des ganzen Kreiſes nennen, und wir ſind uͤberzeugt,
daß durch gehoͤrige Verſuche wirklich die ganze Durch-
wanderung des Kreiſes bewirkt werden koͤnne: denn
es iſt wohl kein Zweifel, daß ſich durch wohl ange-
wendete Saͤuern der Purpur vom Culminationspuncte
heruͤber nach dem Scharlach fuͤhren ließe.
643.
Dieſe Feuchtigkeit ſcheint von der einen Seite mit
der Begattung zuſammenzuhaͤngen, ja ſogar finden
ſich Eier, die Anfaͤnge kuͤnftiger Schalthiere, welche
ein ſolches faͤrbendes Weſen enthalten. Von der an-
dern Seite ſcheint aber dieſer Saft auf das bey hoͤher
ſtehenden Thieren ſich entwickelnde Blut zu deuten.
Denn das Blut laͤßt uns aͤhnliche Eigenſchaften der
Farbe ſehen. In ſeinem verduͤnnteſten Zuſtande er-
ſcheint es uns gelb, verdichtet, wie es in den Adern
ſich befindet, roth, und zwar zeigt das arterielle
Blut ein hoͤheres Roth, wahrſcheinlich wegen der
Saͤurung, die ihm beym Athemholen widerfaͤhrt; das
venoͤſe Blut geht mehr nach dem Violetten hin, und
zeigt durch dieſe Beweglichkeit auf jenes uns genug-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/292>, abgerufen am 21.11.2024.
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