wie sie uns von den Naturforschern überliefert worden. Wenn man nehmlich, anstatt die Farben bey reflectir- tem Lichte zu betrachten, sie bey durchfallendem Licht beobachtet; so sollen an derselben Stelle die entgegen- gesetzten, und zwar auf eben die Weise, wie wir solche oben physiologisch, als Farben, die einander for- dern, angegeben haben, erscheinen. An der Stelle des Blauen soll man das Gelbe, und umgekehrt; an der Stelle des Rothen das Grüne u. s. w. sehen. Die näheren Versuche sollen künftig angegeben werden, um so mehr, als bey uns über diesen Punct noch einige Zweifel obwalten.
451.
Verlangte man nun von uns, daß wir über diese bisher vorgetragenen epoptischen Farben, die unter der ersten Bedingung erscheinen, etwas Allgemeines aus- sprechen und diese Phänomene an die frühern physi- schen Erscheinungen anknüpfen sollten; so würden wir folgendermaßen zu Werke gehen.
452.
Die Gläser, welche zu den Versuchen gebraucht werden, sind als ein empirisch möglichst Durchsichtiges anzusehen. Sie werden aber, nach unsrer Ueberzeugung, durch eine innige Berührung, wie sie der Druck ver- ursacht, sogleich auf ihren Oberflächen, jedoch nur auf das leiseste, getrübt. Innerhalb dieser Trübe ent- stehn sogleich die Farben, und zwar enthält jeder Ring das ganze System: denn indem die beyden entgegen- gesetzten, das Gelb und Blau, mit ihren rothen En-
wie ſie uns von den Naturforſchern uͤberliefert worden. Wenn man nehmlich, anſtatt die Farben bey reflectir- tem Lichte zu betrachten, ſie bey durchfallendem Licht beobachtet; ſo ſollen an derſelben Stelle die entgegen- geſetzten, und zwar auf eben die Weiſe, wie wir ſolche oben phyſiologiſch, als Farben, die einander for- dern, angegeben haben, erſcheinen. An der Stelle des Blauen ſoll man das Gelbe, und umgekehrt; an der Stelle des Rothen das Gruͤne u. ſ. w. ſehen. Die naͤheren Verſuche ſollen kuͤnftig angegeben werden, um ſo mehr, als bey uns uͤber dieſen Punct noch einige Zweifel obwalten.
451.
Verlangte man nun von uns, daß wir uͤber dieſe bisher vorgetragenen epoptiſchen Farben, die unter der erſten Bedingung erſcheinen, etwas Allgemeines aus- ſprechen und dieſe Phaͤnomene an die fruͤhern phyſi- ſchen Erſcheinungen anknuͤpfen ſollten; ſo wuͤrden wir folgendermaßen zu Werke gehen.
452.
Die Glaͤſer, welche zu den Verſuchen gebraucht werden, ſind als ein empiriſch moͤglichſt Durchſichtiges anzuſehen. Sie werden aber, nach unſrer Ueberzeugung, durch eine innige Beruͤhrung, wie ſie der Druck ver- urſacht, ſogleich auf ihren Oberflaͤchen, jedoch nur auf das leiſeſte, getruͤbt. Innerhalb dieſer Truͤbe ent- ſtehn ſogleich die Farben, und zwar enthaͤlt jeder Ring das ganze Syſtem: denn indem die beyden entgegen- geſetzten, das Gelb und Blau, mit ihren rothen En-
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wie ſie uns von den Naturforſchern uͤberliefert worden.
Wenn man nehmlich, anſtatt die Farben bey reflectir-
tem Lichte zu betrachten, ſie bey durchfallendem Licht
beobachtet; ſo ſollen an derſelben Stelle die entgegen-
geſetzten, und zwar auf eben die Weiſe, wie wir
ſolche oben phyſiologiſch, als Farben, die einander for-
dern, angegeben haben, erſcheinen. An der Stelle
des Blauen ſoll man das Gelbe, und umgekehrt; an
der Stelle des Rothen das Gruͤne u. ſ. w. ſehen. Die
naͤheren Verſuche ſollen kuͤnftig angegeben werden, um
ſo mehr, als bey uns uͤber dieſen Punct noch einige
Zweifel obwalten.
451.
Verlangte man nun von uns, daß wir uͤber dieſe
bisher vorgetragenen epoptiſchen Farben, die unter der
erſten Bedingung erſcheinen, etwas Allgemeines aus-
ſprechen und dieſe Phaͤnomene an die fruͤhern phyſi-
ſchen Erſcheinungen anknuͤpfen ſollten; ſo wuͤrden wir
folgendermaßen zu Werke gehen.
452.
Die Glaͤſer, welche zu den Verſuchen gebraucht
werden, ſind als ein empiriſch moͤglichſt Durchſichtiges
anzuſehen. Sie werden aber, nach unſrer Ueberzeugung,
durch eine innige Beruͤhrung, wie ſie der Druck ver-
urſacht, ſogleich auf ihren Oberflaͤchen, jedoch nur
auf das leiſeſte, getruͤbt. Innerhalb dieſer Truͤbe ent-
ſtehn ſogleich die Farben, und zwar enthaͤlt jeder Ring
das ganze Syſtem: denn indem die beyden entgegen-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/227>, abgerufen am 21.11.2024.
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