Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

Bild:
<< vorherige Seite

streben der Mobeden und dortigen Religions-
bewahrer. Wie denn doch die mancherlei
Verdrüsslichkeiten, ja grosses Unglück selbst,
das den trefflichen Fürsten Chosru Parvis
überfiel, bloss daher seinen Ursprung nahm,
weil Schirin, liebenswürdig und reizend, am
christlichen Glauben festhielt.

Dieses alles, auch nur obenhin betrach-
tet, nöthigt uns zu gestehen, dass die Vor-
sätze, die Verfahrungsweise der Sassaniden
alles Lob verdienen; nur waren sie nicht
mächtig genug, in einer von Feinden rings
umgebenen Lage, zur bewegtesten Zeit sich
zu erhalten. Sie wurden, nach tüchtigem
Widerstand, von den Arabern unterjocht,
welche Mahomet durch Einheit zur furcht-
barsten Macht erhoben hatte.


streben der Mobeden und dortigen Religions-
bewahrer. Wie denn doch die mancherlei
Verdrüſslichkeiten, ja groſses Unglück selbst,
das den trefflichen Fürsten Chosru Parvis
überfiel, bloſs daher seinen Ursprung nahm,
weil Schirin, liebenswürdig und reizend, am
christlichen Glauben festhielt.

Dieses alles, auch nur obenhin betrach-
tet, nöthigt uns zu gestehen, daſs die Vor-
sätze, die Verfahrungsweise der Sassaniden
alles Lob verdienen; nur waren sie nicht
mächtig genug, in einer von Feinden rings
umgebenen Lage, zur bewegtesten Zeit sich
zu erhalten. Sie wurden, nach tüchtigem
Widerstand, von den Arabern unterjocht,
welche Mahomet durch Einheit zur furcht-
barsten Macht erhoben hatte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0289" n="279"/>
streben der Mobeden und dortigen Religions-<lb/>
bewahrer. Wie denn doch die mancherlei<lb/>
Verdrü&#x017F;slichkeiten, ja gro&#x017F;ses Unglück selbst,<lb/>
das den trefflichen Fürsten Chosru Parvis<lb/>
überfiel, blo&#x017F;s daher seinen Ursprung nahm,<lb/>
weil Schirin, liebenswürdig und reizend, am<lb/>
christlichen Glauben festhielt.</p><lb/>
          <p>Dieses alles, auch nur obenhin betrach-<lb/>
tet, nöthigt uns zu gestehen, da&#x017F;s die Vor-<lb/>
sätze, die Verfahrungsweise der Sassaniden<lb/>
alles Lob verdienen; nur waren sie nicht<lb/>
mächtig genug, in einer von Feinden rings<lb/>
umgebenen Lage, zur bewegtesten Zeit sich<lb/>
zu erhalten. Sie wurden, nach tüchtigem<lb/>
Widerstand, von den Arabern unterjocht,<lb/>
welche Mahomet durch Einheit zur furcht-<lb/>
barsten Macht erhoben hatte.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0289] streben der Mobeden und dortigen Religions- bewahrer. Wie denn doch die mancherlei Verdrüſslichkeiten, ja groſses Unglück selbst, das den trefflichen Fürsten Chosru Parvis überfiel, bloſs daher seinen Ursprung nahm, weil Schirin, liebenswürdig und reizend, am christlichen Glauben festhielt. Dieses alles, auch nur obenhin betrach- tet, nöthigt uns zu gestehen, daſs die Vor- sätze, die Verfahrungsweise der Sassaniden alles Lob verdienen; nur waren sie nicht mächtig genug, in einer von Feinden rings umgebenen Lage, zur bewegtesten Zeit sich zu erhalten. Sie wurden, nach tüchtigem Widerstand, von den Arabern unterjocht, welche Mahomet durch Einheit zur furcht- barsten Macht erhoben hatte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/289
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/289>, abgerufen am 22.12.2024.