Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Nun zieht sich aber bey kriegerischen Nun zieht sich aber bey kriegerischen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0282" n="272"/> <p>Nun zieht sich aber bey kriegerischen<lb/> Nationen derselbe Zustand durch die kur-<lb/> zen Friedenszeiten. Um den König her<lb/> ist’s immer Krieg, und niemanden bey Hofe<lb/> das Leben gesichert. Eben so werden die<lb/> Steuern fort erhoben, die der Krieg nöthig<lb/> machte. Deſshalb setzte denn auch Darius<lb/> Codomannus, vorsichtig, regelmäſsige Abga-<lb/> ben fest, statt freywilliger Geschenke. Nach<lb/> diesem Grundsatz, mit dieser Verfassung<lb/> stieg die Persische Monarchie zu höchster<lb/> Macht und Glückseligkeit, die denn doch<lb/> zuletzt an dem Hochsinn einer benachbar-<lb/> ten, kleinen, zerstückelten Nation endlich<lb/> scheiterte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [272/0282]
Nun zieht sich aber bey kriegerischen
Nationen derselbe Zustand durch die kur-
zen Friedenszeiten. Um den König her
ist’s immer Krieg, und niemanden bey Hofe
das Leben gesichert. Eben so werden die
Steuern fort erhoben, die der Krieg nöthig
machte. Deſshalb setzte denn auch Darius
Codomannus, vorsichtig, regelmäſsige Abga-
ben fest, statt freywilliger Geschenke. Nach
diesem Grundsatz, mit dieser Verfassung
stieg die Persische Monarchie zu höchster
Macht und Glückseligkeit, die denn doch
zuletzt an dem Hochsinn einer benachbar-
ten, kleinen, zerstückelten Nation endlich
scheiterte.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/282>, abgerufen am 16.06.2024. |