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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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in sein Werk verflocht, wurde bei der allgemeinen Ver-
breitung, die dasselbe in seinem Zeitalter gewann, zum
unmittelbaren Organe jener neuen Mythe und zu ih-
rem Zeugen; er erscheint daher gleichsam als der
Odysseus der neuern Zeit, der vom fernen Fabellande
Kunde brachte, und wahrhaften Bericht, wie er es be-
funden. Indem aber in der Folge bei dem Sinken der
Poesie und dem abstracteren Character, den die Religion
annahm, die Mythe ihre Bedeutung verlohr, da blieb
der Reise nichts als allein das geographisch Scientifische
zurück, und als der Verstand sie nun zum Object seiner
Anschauung nahm, mußten alle jene Fabeln ihm als
reine Lügen erscheinen, und so kam er in der spätern
Zeit in den Ruf des größten Lügners und Aufschnei-
ders unter allen Reisenden. Diese Beschuldigung ist
indessen keineswegs gegründet; was er selbst sah, be-
schreibt er genau und treu, und seine Autorität ist
durchaus gültig, und sein Zeugniß wahrhaftig. Was
er über den Zustand Palästinas sagt, wird Alles be-
stätigt durch den Bericht seines Zeitgenossen, des
Mönchs Proccardus, der auch eine Reise nach dem
gelobten Land geschrieben. Bei dem was er über die
entlegneren Gegenden beigebracht, muß man Rücksicht
nehmen auf seine Vorgänger, die dieselben Gegenden
wie er besucht und beschrieben haben. Montevilla

in ſein Werk verflocht, wurde bei der allgemeinen Ver-
breitung, die daſſelbe in ſeinem Zeitalter gewann, zum
unmittelbaren Organe jener neuen Mythe und zu ih-
rem Zeugen; er erſcheint daher gleichſam als der
Odyſſeus der neuern Zeit, der vom fernen Fabellande
Kunde brachte, und wahrhaften Bericht, wie er es be-
funden. Indem aber in der Folge bei dem Sinken der
Poeſie und dem abſtracteren Character, den die Religion
annahm, die Mythe ihre Bedeutung verlohr, da blieb
der Reiſe nichts als allein das geographiſch Scientifiſche
zurück, und als der Verſtand ſie nun zum Object ſeiner
Anſchauung nahm, mußten alle jene Fabeln ihm als
reine Lügen erſcheinen, und ſo kam er in der ſpätern
Zeit in den Ruf des größten Lügners und Aufſchnei-
ders unter allen Reiſenden. Dieſe Beſchuldigung iſt
indeſſen keineswegs gegründet; was er ſelbſt ſah, be-
ſchreibt er genau und treu, und ſeine Autorität iſt
durchaus gültig, und ſein Zeugniß wahrhaftig. Was
er über den Zuſtand Paläſtinas ſagt, wird Alles be-
ſtätigt durch den Bericht ſeines Zeitgenoſſen, des
Mönchs Proccardus, der auch eine Reiſe nach dem
gelobten Land geſchrieben. Bei dem was er über die
entlegneren Gegenden beigebracht, muß man Rückſicht
nehmen auf ſeine Vorgänger, die dieſelben Gegenden
wie er beſucht und beſchrieben haben. Montevilla

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[62/0080] in ſein Werk verflocht, wurde bei der allgemeinen Ver- breitung, die daſſelbe in ſeinem Zeitalter gewann, zum unmittelbaren Organe jener neuen Mythe und zu ih- rem Zeugen; er erſcheint daher gleichſam als der Odyſſeus der neuern Zeit, der vom fernen Fabellande Kunde brachte, und wahrhaften Bericht, wie er es be- funden. Indem aber in der Folge bei dem Sinken der Poeſie und dem abſtracteren Character, den die Religion annahm, die Mythe ihre Bedeutung verlohr, da blieb der Reiſe nichts als allein das geographiſch Scientifiſche zurück, und als der Verſtand ſie nun zum Object ſeiner Anſchauung nahm, mußten alle jene Fabeln ihm als reine Lügen erſcheinen, und ſo kam er in der ſpätern Zeit in den Ruf des größten Lügners und Aufſchnei- ders unter allen Reiſenden. Dieſe Beſchuldigung iſt indeſſen keineswegs gegründet; was er ſelbſt ſah, be- ſchreibt er genau und treu, und ſeine Autorität iſt durchaus gültig, und ſein Zeugniß wahrhaftig. Was er über den Zuſtand Paläſtinas ſagt, wird Alles be- ſtätigt durch den Bericht ſeines Zeitgenoſſen, des Mönchs Proccardus, der auch eine Reiſe nach dem gelobten Land geſchrieben. Bei dem was er über die entlegneren Gegenden beigebracht, muß man Rückſicht nehmen auf ſeine Vorgänger, die dieſelben Gegenden wie er beſucht und beſchrieben haben. Montevilla

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/80>, abgerufen am 24.11.2024.