ihre Sprache gefunden, und es es war ein Wogen und ein Rauschen und ein Schlagen der Gesanges Wellen, als hätte ein harmonischer Tonsturm die Zeit ergriffen. Es brach das Zarte durch die Rohheit, und die Liebe durch den Sinnestrieb, und die Religion durch die Weltlichkeit und des Lebens Ueberfülle; in freier Unge- bundenheit spielte der Witz sein frivoles Spiel, und alle die Richtungen schossen durcheinander, wie bei'm Teppichwürken das Weberschiff durch die aufgezognen Fäden fährt; die bunten Bilder aber, die sich würkten, fielen auf die Erde, und wurzelten in ihr, und wurden neue, phantastisch seltsam zusammengesetzte Blumen. Was so im Uebermuthe der Begeisterung, und im freudigen Lebensrausche sich gebildet, das faßten die Herolde der Dichtkunst auf, und die Conteurs zogen im Lande um, und declamirten die Gedichte, und die Jongleurs stellten sie mimisch und dramatisch dar, die Menetriers aber statteten sie mit dem Zauber der Tonkunst aus. In der Poesie aber hatte sich aller Unterschied der Stände ausgeglichen; die Liebe schlug wie Himmelsblitz aus der Höhe in die Tiefe nieder, und zog sich wie ein Erdenblitz aus den Tiefen funkelnd, sprühend, schimmernd an den erhabnen Gegenständen hinauf, und die Schönheit im Geschlechte fühlte sich eng mit der Schönheit in der Kunst befreundet, und
ihre Sprache gefunden, und es es war ein Wogen und ein Rauſchen und ein Schlagen der Geſanges Wellen, als hätte ein harmoniſcher Tonſturm die Zeit ergriffen. Es brach das Zarte durch die Rohheit, und die Liebe durch den Sinnestrieb, und die Religion durch die Weltlichkeit und des Lebens Ueberfülle; in freier Unge- bundenheit ſpielte der Witz ſein frivoles Spiel, und alle die Richtungen ſchoſſen durcheinander, wie bei’m Teppichwürken das Weberſchiff durch die aufgezognen Fäden fährt; die bunten Bilder aber, die ſich würkten, fielen auf die Erde, und wurzelten in ihr, und wurden neue, phantaſtiſch ſeltſam zuſammengeſetzte Blumen. Was ſo im Uebermuthe der Begeiſterung, und im freudigen Lebensrauſche ſich gebildet, das faßten die Herolde der Dichtkunſt auf, und die Conteurs zogen im Lande um, und declamirten die Gedichte, und die Jongleurs ſtellten ſie mimiſch und dramatiſch dar, die Menetriers aber ſtatteten ſie mit dem Zauber der Tonkunſt aus. In der Poeſie aber hatte ſich aller Unterſchied der Stände ausgeglichen; die Liebe ſchlug wie Himmelsblitz aus der Höhe in die Tiefe nieder, und zog ſich wie ein Erdenblitz aus den Tiefen funkelnd, ſprühend, ſchimmernd an den erhabnen Gegenſtänden hinauf, und die Schönheit im Geſchlechte fühlte ſich eng mit der Schönheit in der Kunſt befreundet, und
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ihre Sprache gefunden, und es es war ein Wogen und
ein Rauſchen und ein Schlagen der Geſanges Wellen,
als hätte ein harmoniſcher Tonſturm die Zeit ergriffen.
Es brach das Zarte durch die Rohheit, und die Liebe
durch den Sinnestrieb, und die Religion durch die
Weltlichkeit und des Lebens Ueberfülle; in freier Unge-
bundenheit ſpielte der Witz ſein frivoles Spiel, und
alle die Richtungen ſchoſſen durcheinander, wie bei’m
Teppichwürken das Weberſchiff durch die aufgezognen
Fäden fährt; die bunten Bilder aber, die ſich würkten,
fielen auf die Erde, und wurzelten in ihr, und wurden
neue, phantaſtiſch ſeltſam zuſammengeſetzte Blumen.
Was ſo im Uebermuthe der Begeiſterung, und im
freudigen Lebensrauſche ſich gebildet, das faßten die
Herolde der Dichtkunſt auf, und die Conteurs zogen
im Lande um, und declamirten die Gedichte, und die
Jongleurs ſtellten ſie mimiſch und dramatiſch dar, die
Menetriers aber ſtatteten ſie mit dem Zauber der
Tonkunſt aus. In der Poeſie aber hatte ſich aller
Unterſchied der Stände ausgeglichen; die Liebe ſchlug
wie Himmelsblitz aus der Höhe in die Tiefe nieder,
und zog ſich wie ein Erdenblitz aus den Tiefen funkelnd,
ſprühend, ſchimmernd an den erhabnen Gegenſtänden
hinauf, und die Schönheit im Geſchlechte fühlte ſich
eng mit der Schönheit in der Kunſt befreundet, und
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/301>, abgerufen am 25.11.2024.
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