alle Fehler wieder aus. Was aber diese Probe besteht, was Allen zusagt, Individuen und Geschlechtern, was Allen, eine widerhaltende, kräftige Nahrung giebt, wie Brod, das muß nothwendig Brodeskraft in sich besitzen, und lebensstärkend seyn. Wenn daher auch der Zufall bei der Wahl dieser Schriften gewal- tet zu haben scheint, indem man dem Volke sie gebo- ten, bey der Aufnahme hat er keineswegs vorgeherrscht; ein großes fortdauerndes Bedürfniß muß im Volk bestehen, dem jede Einzelne für sich zusagt, und das daher fortdauernd sie erhält: nur gerade das Schlechte mag durch den Zufall oben schwimmend eine Weile erhalten werden, muß aber nothwendig auch über lang oder kurz von ihm zerrieben werden. Und dies Bedürfniß ist gerade das unvertilgbar der mensch- lichen Ratur eingepflanzte Streben, zu sättigen den Geist mit Gedanken, und mit Empfindungen das Ge- müth; ein Streben, das gerade am überraschendsten auf dieser Stufe siegreich sich offenbart, wo es schei- nen sollte, als ob der dunkle sinnliche Trieb, und die Lust, die mit seiner glücklichen Befriedigung verbun- den ist, alle die Kräfte fesseln müßte, deren Spiel- raum in Regionen fällt, wo das körperliche Bedürf- niß nichts zu suchen hat. Aber durchbrechend durch die feste Corallenrinde, in der das Leben gegen die
alle Fehler wieder aus. Was aber dieſe Probe beſteht, was Allen zuſagt, Individuen und Geſchlechtern, was Allen, eine widerhaltende, kräftige Nahrung giebt, wie Brod, das muß nothwendig Brodeskraft in ſich beſitzen, und lebensſtärkend ſeyn. Wenn daher auch der Zufall bei der Wahl dieſer Schriften gewal- tet zu haben ſcheint, indem man dem Volke ſie gebo- ten, bey der Aufnahme hat er keineswegs vorgeherrſcht; ein großes fortdauerndes Bedürfniß muß im Volk beſtehen, dem jede Einzelne für ſich zuſagt, und das daher fortdauernd ſie erhält: nur gerade das Schlechte mag durch den Zufall oben ſchwimmend eine Weile erhalten werden, muß aber nothwendig auch über lang oder kurz von ihm zerrieben werden. Und dies Bedürfniß iſt gerade das unvertilgbar der menſch- lichen Ratur eingepflanzte Streben, zu ſättigen den Geiſt mit Gedanken, und mit Empfindungen das Ge- müth; ein Streben, das gerade am überraſchendſten auf dieſer Stufe ſiegreich ſich offenbart, wo es ſchei- nen ſollte, als ob der dunkle ſinnliche Trieb, und die Luſt, die mit ſeiner glücklichen Befriedigung verbun- den iſt, alle die Kräfte feſſeln müßte, deren Spiel- raum in Regionen fällt, wo das körperliche Bedürf- niß nichts zu ſuchen hat. Aber durchbrechend durch die feſte Corallenrinde, in der das Leben gegen die
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alle Fehler wieder aus. Was aber dieſe Probe beſteht,
was Allen zuſagt, Individuen und Geſchlechtern,
was Allen, eine widerhaltende, kräftige Nahrung
giebt, wie Brod, das muß nothwendig Brodeskraft in
ſich beſitzen, und lebensſtärkend ſeyn. Wenn daher
auch der Zufall bei der Wahl dieſer Schriften gewal-
tet zu haben ſcheint, indem man dem Volke ſie gebo-
ten, bey der Aufnahme hat er keineswegs vorgeherrſcht;
ein großes fortdauerndes Bedürfniß muß im Volk
beſtehen, dem jede Einzelne für ſich zuſagt, und
das daher fortdauernd ſie erhält: nur gerade das
Schlechte mag durch den Zufall oben ſchwimmend
eine Weile erhalten werden, muß aber nothwendig auch
über lang oder kurz von ihm zerrieben werden. Und
dies Bedürfniß iſt gerade das unvertilgbar der menſch-
lichen Ratur eingepflanzte Streben, zu ſättigen den
Geiſt mit Gedanken, und mit Empfindungen das Ge-
müth; ein Streben, das gerade am überraſchendſten
auf dieſer Stufe ſiegreich ſich offenbart, wo es ſchei-
nen ſollte, als ob der dunkle ſinnliche Trieb, und die
Luſt, die mit ſeiner glücklichen Befriedigung verbun-
den iſt, alle die Kräfte feſſeln müßte, deren Spiel-
raum in Regionen fällt, wo das körperliche Bedürf-
niß nichts zu ſuchen hat. Aber durchbrechend durch
die feſte Corallenrinde, in der das Leben gegen die
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/30>, abgerufen am 24.11.2024.
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