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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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der Wunderinsel, und innen glüht's und blüht's zart
und süß und licht und glanzvoll; Engel fliegen wie
bunte Paradiesvögel durch die Zweige, und unten
wandelt das göttliche Kind und seine Pfleger; und
wie die Wanderer voraneilen, wandelt der Schein mit
ihnen und die Zauberwelt, einer leichten bunten Glanzwolke
gleich; und Alles ist ein süßes Lächeln der ernsten
Natur, die über das kalte, starre Antlitz eine freudige
Bewegung kreisen läßt, da sie das Kind erblickt, das,
obgleich seiner hohen Abkunft und seiner großen Bestim-
mung sich bewußt, doch fromm und spielend bleibt.
Gleich den Präsepen, die um Weynachten erblühen,
wo nächtlich still die heilige Landschaft für die Feyer
wacht und betet, und der Mond ungewöhnlich klar
sein Silber im Aether flüssig löst, und unten die
drei Könige fern über die Brücke ziehen, und die
Hirten sich geschäftig um die Krippe drängen, und
wunderbare Schimmer durch die Lüfte auf und nieder-
steigen, und irre Töne schweifen und auch den Erlöser
suchen, und im Schweifen sich begegnen, und zu
Chören sich verbinden und miteinander ziehen, und
Alle endlich jubelnd und anbetend über dem stillen
Heiligenscheine schweben, der ausströmt von des Kindes
Lager: so bietet dies kleine Werk sich dem Beschauer
dar, und dem Kinde folgt es bald, wie es dahin

der Wunderinſel, und innen glüht’s und blüht’s zart
und ſüß und licht und glanzvoll; Engel fliegen wie
bunte Paradiesvögel durch die Zweige, und unten
wandelt das göttliche Kind und ſeine Pfleger; und
wie die Wanderer voraneilen, wandelt der Schein mit
ihnen und die Zauberwelt, einer leichten bunten Glanzwolke
gleich; und Alles iſt ein ſüßes Lächeln der ernſten
Natur, die über das kalte, ſtarre Antlitz eine freudige
Bewegung kreiſen läßt, da ſie das Kind erblickt, das,
obgleich ſeiner hohen Abkunft und ſeiner großen Beſtim-
mung ſich bewußt, doch fromm und ſpielend bleibt.
Gleich den Präſepen, die um Weynachten erblühen,
wo nächtlich ſtill die heilige Landſchaft für die Feyer
wacht und betet, und der Mond ungewöhnlich klar
ſein Silber im Aether flüſſig löſt, und unten die
drei Könige fern über die Brücke ziehen, und die
Hirten ſich geſchäftig um die Krippe drängen, und
wunderbare Schimmer durch die Lüfte auf und nieder-
ſteigen, und irre Töne ſchweifen und auch den Erlöſer
ſuchen, und im Schweifen ſich begegnen, und zu
Chören ſich verbinden und miteinander ziehen, und
Alle endlich jubelnd und anbetend über dem ſtillen
Heiligenſcheine ſchweben, der ausſtrömt von des Kindes
Lager: ſo bietet dies kleine Werk ſich dem Beſchauer
dar, und dem Kinde folgt es bald, wie es dahin

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[252/0270] der Wunderinſel, und innen glüht’s und blüht’s zart und ſüß und licht und glanzvoll; Engel fliegen wie bunte Paradiesvögel durch die Zweige, und unten wandelt das göttliche Kind und ſeine Pfleger; und wie die Wanderer voraneilen, wandelt der Schein mit ihnen und die Zauberwelt, einer leichten bunten Glanzwolke gleich; und Alles iſt ein ſüßes Lächeln der ernſten Natur, die über das kalte, ſtarre Antlitz eine freudige Bewegung kreiſen läßt, da ſie das Kind erblickt, das, obgleich ſeiner hohen Abkunft und ſeiner großen Beſtim- mung ſich bewußt, doch fromm und ſpielend bleibt. Gleich den Präſepen, die um Weynachten erblühen, wo nächtlich ſtill die heilige Landſchaft für die Feyer wacht und betet, und der Mond ungewöhnlich klar ſein Silber im Aether flüſſig löſt, und unten die drei Könige fern über die Brücke ziehen, und die Hirten ſich geſchäftig um die Krippe drängen, und wunderbare Schimmer durch die Lüfte auf und nieder- ſteigen, und irre Töne ſchweifen und auch den Erlöſer ſuchen, und im Schweifen ſich begegnen, und zu Chören ſich verbinden und miteinander ziehen, und Alle endlich jubelnd und anbetend über dem ſtillen Heiligenſcheine ſchweben, der ausſtrömt von des Kindes Lager: ſo bietet dies kleine Werk ſich dem Beſchauer dar, und dem Kinde folgt es bald, wie es dahin

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/270>, abgerufen am 10.06.2024.