Straßen ritt, und mit einem Flegel alle Diebe tödtete; dann eine Lampe, die immer brannte, bis sie dreihundert Jahre nach seinem Tode von einem Metallmann erschossen wurde, den er mit gespanntem Bogen dabei gesetzt. Dann legt er sich einen Baumgarten an, worin täglich Früchte reiften, Blumen blühten, unsichtbare Vögel sangen, Quellen rieselten in denen Fische spielten; Alles nur mit einer Luftwand, und doch so beschlossen, daß niemand hineindringen mogte. Er verliebt sich weiterhin in des Sultans Tochter von Babylon, führt sie auf ihre Bitte mehrmal durch die Luft in seinen Baumgarten; der Sultan, der einst ihre nächtliche Abwesenheit bemerkte, und sie Morgens wieder im Bette findet, fragt sie um ihr Abentheuer, sie entdeckt ihm des Meisters Kunst. Der Sultan gebietet ihr, ihm, wenn er wiederkehre, einen Schlaftrank zu geben; sie thut, wie er ihr geheißen, und V. wird gefangen, und soll getödtet werden. Da zaubert er dem Sultan den Euphrat auf den Richtplatz, daß er mit seinem ganzen Hofe in ihm schwimmt und zappelt, wie die Fische; er selbst aber baut sich eine Luftbrücke, entführt seine Geliebte, und gründet dann Neapel mit einem Thurme darin, auf dem ein Apfel an einer eisernen Kette hängt, und wenn man ihn erschütterte, dann mußte ein Erdbeben die ganze Stadt erschüttern,
Straßen ritt, und mit einem Flegel alle Diebe tödtete; dann eine Lampe, die immer brannte, bis ſie dreihundert Jahre nach ſeinem Tode von einem Metallmann erſchoſſen wurde, den er mit geſpanntem Bogen dabei geſetzt. Dann legt er ſich einen Baumgarten an, worin täglich Früchte reiften, Blumen blühten, unſichtbare Vögel ſangen, Quellen rieſelten in denen Fiſche ſpielten; Alles nur mit einer Luftwand, und doch ſo beſchloſſen, daß niemand hineindringen mogte. Er verliebt ſich weiterhin in des Sultans Tochter von Babylon, führt ſie auf ihre Bitte mehrmal durch die Luft in ſeinen Baumgarten; der Sultan, der einſt ihre nächtliche Abweſenheit bemerkte, und ſie Morgens wieder im Bette findet, fragt ſie um ihr Abentheuer, ſie entdeckt ihm des Meiſters Kunſt. Der Sultan gebietet ihr, ihm, wenn er wiederkehre, einen Schlaftrank zu geben; ſie thut, wie er ihr geheißen, und V. wird gefangen, und ſoll getödtet werden. Da zaubert er dem Sultan den Euphrat auf den Richtplatz, daß er mit ſeinem ganzen Hofe in ihm ſchwimmt und zappelt, wie die Fiſche; er ſelbſt aber baut ſich eine Luftbrücke, entführt ſeine Geliebte, und gründet dann Neapel mit einem Thurme darin, auf dem ein Apfel an einer eiſernen Kette hängt, und wenn man ihn erſchütterte, dann mußte ein Erdbeben die ganze Stadt erſchüttern,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0245"n="227"/>
Straßen ritt, und mit einem Flegel alle Diebe tödtete;<lb/>
dann eine Lampe, die immer brannte, bis ſie dreihundert<lb/>
Jahre nach ſeinem Tode von einem Metallmann erſchoſſen<lb/>
wurde, den er mit geſpanntem Bogen dabei geſetzt.<lb/>
Dann legt er ſich einen Baumgarten an, worin täglich<lb/>
Früchte reiften, Blumen blühten, unſichtbare Vögel<lb/>ſangen, Quellen rieſelten in denen Fiſche ſpielten;<lb/>
Alles nur mit einer Luftwand, und doch ſo beſchloſſen,<lb/>
daß niemand hineindringen mogte. Er verliebt ſich<lb/>
weiterhin in des Sultans Tochter von Babylon, führt<lb/>ſie auf ihre Bitte mehrmal durch die Luft in ſeinen<lb/>
Baumgarten; der Sultan, der einſt ihre nächtliche<lb/>
Abweſenheit bemerkte, und ſie Morgens wieder im<lb/>
Bette findet, fragt ſie um ihr Abentheuer, ſie entdeckt<lb/>
ihm des Meiſters Kunſt. Der Sultan gebietet ihr,<lb/>
ihm, wenn er wiederkehre, einen Schlaftrank zu geben;<lb/>ſie thut, wie er ihr geheißen, und V. wird gefangen,<lb/>
und ſoll getödtet werden. Da zaubert er dem Sultan<lb/>
den Euphrat auf den Richtplatz, daß er mit ſeinem<lb/>
ganzen Hofe in ihm ſchwimmt und zappelt, wie die<lb/>
Fiſche; er ſelbſt aber baut ſich eine Luftbrücke, entführt<lb/>ſeine Geliebte, und gründet dann Neapel mit einem<lb/>
Thurme darin, auf dem ein Apfel an einer eiſernen<lb/>
Kette hängt, und wenn man ihn erſchütterte, dann<lb/>
mußte ein Erdbeben die ganze Stadt erſchüttern,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[227/0245]
Straßen ritt, und mit einem Flegel alle Diebe tödtete;
dann eine Lampe, die immer brannte, bis ſie dreihundert
Jahre nach ſeinem Tode von einem Metallmann erſchoſſen
wurde, den er mit geſpanntem Bogen dabei geſetzt.
Dann legt er ſich einen Baumgarten an, worin täglich
Früchte reiften, Blumen blühten, unſichtbare Vögel
ſangen, Quellen rieſelten in denen Fiſche ſpielten;
Alles nur mit einer Luftwand, und doch ſo beſchloſſen,
daß niemand hineindringen mogte. Er verliebt ſich
weiterhin in des Sultans Tochter von Babylon, führt
ſie auf ihre Bitte mehrmal durch die Luft in ſeinen
Baumgarten; der Sultan, der einſt ihre nächtliche
Abweſenheit bemerkte, und ſie Morgens wieder im
Bette findet, fragt ſie um ihr Abentheuer, ſie entdeckt
ihm des Meiſters Kunſt. Der Sultan gebietet ihr,
ihm, wenn er wiederkehre, einen Schlaftrank zu geben;
ſie thut, wie er ihr geheißen, und V. wird gefangen,
und ſoll getödtet werden. Da zaubert er dem Sultan
den Euphrat auf den Richtplatz, daß er mit ſeinem
ganzen Hofe in ihm ſchwimmt und zappelt, wie die
Fiſche; er ſelbſt aber baut ſich eine Luftbrücke, entführt
ſeine Geliebte, und gründet dann Neapel mit einem
Thurme darin, auf dem ein Apfel an einer eiſernen
Kette hängt, und wenn man ihn erſchütterte, dann
mußte ein Erdbeben die ganze Stadt erſchüttern,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/245>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.