den Witzenbürgern und seine frühere Bewillkommnung, die Hochzeit, die der Sauhirt seinem Sohne ausrichtet, das Verstecken der Glocken im See, das Abentheuer mit dem Krebse und dem Maushund in dem ersten Buche, dann das Lochausgraben, die Reise der drei Abgesandten nach Witzenburg, so wie die ganze Ver- handlung über das fehlende Rad und den Deichsel, und des Schlottfegers Expedition, um sie in der Stadt zu holen, im Zweiten, gehören zum Trefflichsten, was Witz und Ironie irgend producirten. Dabei ist Alles in einem und demselben Geist empfangen, und daher wie in einem Guß gegossen, selten nur verliert sich der reiche Fluß in allgemeine leere Weitschweisigkeit. Es ist erfreulich, daß das meisterhafte Werk, das die höhere Literatur unverdient der Vergessenheit überge- hen, sich darum nicht hat umbringen lassen, sondern fort- dauernd unter dem Volke sich erhalten hat, und wenn es auch dort als Ganzes wieder zu verlieren sich an- fängt, doch in die Masse eingedrungen in der Tradition fortlebt. Was Tiek in seinen Schildbürgern wieder in die höheren Kreise zurückgeführt hat, ist nur der kleinste Theil des Ganzen, weil er wahrscheinlich das vollständige Werk nicht kannte, überdem ist auch die neuere Sprache nicht so dem Geiste des Werks zusprechend, wie die Alte, sorglose, breite,
den Witzenbürgern und ſeine frühere Bewillkommnung, die Hochzeit, die der Sauhirt ſeinem Sohne ausrichtet, das Verſtecken der Glocken im See, das Abentheuer mit dem Krebſe und dem Maushund in dem erſten Buche, dann das Lochausgraben, die Reiſe der drei Abgeſandten nach Witzenburg, ſo wie die ganze Ver- handlung über das fehlende Rad und den Deichſel, und des Schlottfegers Expedition, um ſie in der Stadt zu holen, im Zweiten, gehören zum Trefflichſten, was Witz und Ironie irgend producirten. Dabei iſt Alles in einem und demſelben Geiſt empfangen, und daher wie in einem Guß gegoſſen, ſelten nur verliert ſich der reiche Fluß in allgemeine leere Weitſchweiſigkeit. Es iſt erfreulich, daß das meiſterhafte Werk, das die höhere Literatur unverdient der Vergeſſenheit überge- hen, ſich darum nicht hat umbringen laſſen, ſondern fort- dauernd unter dem Volke ſich erhalten hat, und wenn es auch dort als Ganzes wieder zu verlieren ſich an- fängt, doch in die Maſſe eingedrungen in der Tradition fortlebt. Was Tiek in ſeinen Schildbürgern wieder in die höheren Kreiſe zurückgeführt hat, iſt nur der kleinſte Theil des Ganzen, weil er wahrſcheinlich das vollſtändige Werk nicht kannte, überdem iſt auch die neuere Sprache nicht ſo dem Geiſte des Werks zuſprechend, wie die Alte, ſorgloſe, breite,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0204"n="186"/>
den Witzenbürgern und ſeine frühere Bewillkommnung,<lb/>
die Hochzeit, die der Sauhirt ſeinem Sohne ausrichtet,<lb/>
das Verſtecken der Glocken im See, das Abentheuer<lb/>
mit dem Krebſe und dem Maushund in dem erſten<lb/>
Buche, dann das Lochausgraben, die Reiſe der drei<lb/>
Abgeſandten nach Witzenburg, ſo wie die ganze Ver-<lb/>
handlung über das fehlende Rad und den Deichſel,<lb/>
und des Schlottfegers Expedition, um ſie in der Stadt<lb/>
zu holen, im Zweiten, gehören zum Trefflichſten, was<lb/>
Witz und Ironie irgend producirten. Dabei iſt Alles<lb/>
in einem und demſelben Geiſt empfangen, und daher<lb/>
wie in einem Guß gegoſſen, ſelten nur verliert ſich<lb/>
der reiche Fluß in allgemeine leere Weitſchweiſigkeit.<lb/>
Es iſt erfreulich, daß das meiſterhafte Werk, das die<lb/>
höhere Literatur unverdient der Vergeſſenheit überge-<lb/>
hen, ſich darum nicht hat umbringen laſſen, ſondern fort-<lb/>
dauernd unter dem Volke ſich erhalten hat, und wenn<lb/>
es auch dort als Ganzes wieder zu verlieren ſich an-<lb/>
fängt, doch in die Maſſe eingedrungen in der Tradition<lb/>
fortlebt. Was Tiek in ſeinen Schildbürgern wieder<lb/>
in die höheren Kreiſe zurückgeführt hat, iſt nur der<lb/>
kleinſte Theil des Ganzen, weil er wahrſcheinlich das<lb/>
vollſtändige Werk nicht kannte, überdem iſt<lb/>
auch die neuere Sprache nicht ſo dem Geiſte des<lb/>
Werks zuſprechend, wie die Alte, ſorgloſe, breite,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[186/0204]
den Witzenbürgern und ſeine frühere Bewillkommnung,
die Hochzeit, die der Sauhirt ſeinem Sohne ausrichtet,
das Verſtecken der Glocken im See, das Abentheuer
mit dem Krebſe und dem Maushund in dem erſten
Buche, dann das Lochausgraben, die Reiſe der drei
Abgeſandten nach Witzenburg, ſo wie die ganze Ver-
handlung über das fehlende Rad und den Deichſel,
und des Schlottfegers Expedition, um ſie in der Stadt
zu holen, im Zweiten, gehören zum Trefflichſten, was
Witz und Ironie irgend producirten. Dabei iſt Alles
in einem und demſelben Geiſt empfangen, und daher
wie in einem Guß gegoſſen, ſelten nur verliert ſich
der reiche Fluß in allgemeine leere Weitſchweiſigkeit.
Es iſt erfreulich, daß das meiſterhafte Werk, das die
höhere Literatur unverdient der Vergeſſenheit überge-
hen, ſich darum nicht hat umbringen laſſen, ſondern fort-
dauernd unter dem Volke ſich erhalten hat, und wenn
es auch dort als Ganzes wieder zu verlieren ſich an-
fängt, doch in die Maſſe eingedrungen in der Tradition
fortlebt. Was Tiek in ſeinen Schildbürgern wieder
in die höheren Kreiſe zurückgeführt hat, iſt nur der
kleinſte Theil des Ganzen, weil er wahrſcheinlich das
vollſtändige Werk nicht kannte, überdem iſt
auch die neuere Sprache nicht ſo dem Geiſte des
Werks zuſprechend, wie die Alte, ſorgloſe, breite,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/204>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.