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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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zuletzt von seiner Mutter für todtliegend
gefunden, aufgehoben, und erst von neuem
gebohren worden. Item von seiner Hoch-
zeit, eine satyrische doch lehrreiche Sache,
wie sich jeder in den Ehestand schicken soll.
Ferner Monsieur Gucks wohlgemeinte und
fleißig gesammelte Scherzreden. Gedruckt
in der jetzigen Welt. Nürnberg.

Eigner, origineller, schwebender, gestaltloser,
phantastischer, prahlender, verlogener Witz; zusam-
mengesetzt aus dem italienischen Burchiellesco und
dem Boschereccio; oft erinnernd an Schelmufkys
Ton, mit dem der Finkenritter gleichen Zweck und gleiche
Anlage hat. Wie ein Irrwisch fährt der Ritter durch
die Welt, hält genaues Diarium von dem was ihm
begegnet, und kein Traum geht so frech mit der
Wirklichkeit um, als dieser irrende Ritter, dem der
Teufel vorn die Straße mit Bratwürsten pflastern,
und hinter ihm wieder Alle auffressen muß; vor dem
die Lügen schnell wie Pilze aus der Erde schießen,
und nachdem sie ihn angelächelt, und er vorbeigesaust,
wieder in die Erde sich verkriechen. In der fünften
Tagreise heißt's: "Wie ich mit einem Tuch, zu einem

zuletzt von ſeiner Mutter fuͤr todtliegend
gefunden, aufgehoben, und erſt von neuem
gebohren worden. Item von ſeiner Hoch-
zeit, eine ſatyriſche doch lehrreiche Sache,
wie ſich jeder in den Eheſtand ſchicken ſoll.
Ferner Monſieur Gucks wohlgemeinte und
fleißig geſammelte Scherzreden. Gedruckt
in der jetzigen Welt. Nuͤrnberg.

Eigner, origineller, ſchwebender, geſtaltloſer,
phantaſtiſcher, prahlender, verlogener Witz; zuſam-
mengeſetzt aus dem italieniſchen Burchiellesco und
dem Boschereccio; oft erinnernd an Schelmufkys
Ton, mit dem der Finkenritter gleichen Zweck und gleiche
Anlage hat. Wie ein Irrwiſch fährt der Ritter durch
die Welt, hält genaues Diarium von dem was ihm
begegnet, und kein Traum geht ſo frech mit der
Wirklichkeit um, als dieſer irrende Ritter, dem der
Teufel vorn die Straße mit Bratwürſten pflaſtern,
und hinter ihm wieder Alle auffreſſen muß; vor dem
die Lügen ſchnell wie Pilze aus der Erde ſchießen,
und nachdem ſie ihn angelächelt, und er vorbeigeſauſt,
wieder in die Erde ſich verkriechen. In der fünften
Tagreiſe heißt’s: „Wie ich mit einem Tuch, zu einem

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[180/0198] zuletzt von ſeiner Mutter fuͤr todtliegend gefunden, aufgehoben, und erſt von neuem gebohren worden. Item von ſeiner Hoch- zeit, eine ſatyriſche doch lehrreiche Sache, wie ſich jeder in den Eheſtand ſchicken ſoll. Ferner Monſieur Gucks wohlgemeinte und fleißig geſammelte Scherzreden. Gedruckt in der jetzigen Welt. Nuͤrnberg. Eigner, origineller, ſchwebender, geſtaltloſer, phantaſtiſcher, prahlender, verlogener Witz; zuſam- mengeſetzt aus dem italieniſchen Burchiellesco und dem Boschereccio; oft erinnernd an Schelmufkys Ton, mit dem der Finkenritter gleichen Zweck und gleiche Anlage hat. Wie ein Irrwiſch fährt der Ritter durch die Welt, hält genaues Diarium von dem was ihm begegnet, und kein Traum geht ſo frech mit der Wirklichkeit um, als dieſer irrende Ritter, dem der Teufel vorn die Straße mit Bratwürſten pflaſtern, und hinter ihm wieder Alle auffreſſen muß; vor dem die Lügen ſchnell wie Pilze aus der Erde ſchießen, und nachdem ſie ihn angelächelt, und er vorbeigeſauſt, wieder in die Erde ſich verkriechen. In der fünften Tagreiſe heißt’s: „Wie ich mit einem Tuch, zu einem

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/198>, abgerufen am 18.05.2024.