Anversa 1573, und ins Englische: The seven wise masters, und überall in zahllos vielen Ausgaben, so daß also das Buch seit dem zwölften Jahrhundert beynahe in den Händen aller europäischen Nationen in allgemeinem Umlauf war. Fragt man aber wieder nach der Quelle, aus der Dolopathos geschöpft, dann wird man abermal weiter zurückgetrieben, und versichert, das Werk sey ganz aus einer Parabel des Indiers Sandeber genommen, und zunächst ins Hebräische übersetzt, daraus ins Arabische, Syrische, und dann endlich in's Griechische. Betrachtet man diese Angabe genauer, dann findet man, daß hier die Rede von den alten Fabeln des Pilpai oder Bidpai ist, in denen ein indischer König Disles einem seiner Philosophen Sendebar, der alle Anderen an Weisheit übertraf, Fragen vorlegte, die Dieser in Parabeln und Erzäh- lungen beantwortete, die in dem Buche dann gesammelt und der Nachwelt aufbehalten sind. Das aber ist die Geschichte dieses Buches, wie der erste persische Uebersetzer im Lateinischen des Johannes de Capua sie erzählt. In den Tagen der Könige von Edom, war ein König Anastres; dieser hörte, in Indien seyen Berge, auf denen Kräuter wüchsen, mit denen man, wenn sie gesammelt und zubereitet würden, Todte erwecken könne; er schickte daher einen Diener und Philosophen
Anversa 1573, und ins Engliſche: The seven wise masters, und überall in zahllos vielen Ausgaben, ſo daß alſo das Buch ſeit dem zwölften Jahrhundert beynahe in den Händen aller europäiſchen Nationen in allgemeinem Umlauf war. Fragt man aber wieder nach der Quelle, aus der Dolopathos geſchöpft, dann wird man abermal weiter zurückgetrieben, und verſichert, das Werk ſey ganz aus einer Parabel des Indiers Sandeber genommen, und zunächſt ins Hebräiſche überſetzt, daraus ins Arabiſche, Syriſche, und dann endlich in’s Griechiſche. Betrachtet man dieſe Angabe genauer, dann findet man, daß hier die Rede von den alten Fabeln des Pilpai oder Bidpai iſt, in denen ein indiſcher König Disles einem ſeiner Philoſophen Sendebar, der alle Anderen an Weisheit übertraf, Fragen vorlegte, die Dieſer in Parabeln und Erzäh- lungen beantwortete, die in dem Buche dann geſammelt und der Nachwelt aufbehalten ſind. Das aber iſt die Geſchichte dieſes Buches, wie der erſte perſiſche Ueberſetzer im Lateiniſchen des Johannes de Capua ſie erzählt. In den Tagen der Könige von Edom, war ein König Anaſtres; dieſer hörte, in Indien ſeyen Berge, auf denen Kräuter wüchſen, mit denen man, wenn ſie geſammelt und zubereitet würden, Todte erwecken könne; er ſchickte daher einen Diener und Philoſophen
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Anversa 1573, und ins Engliſche: The seven wise
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daß alſo das Buch ſeit dem zwölften Jahrhundert
beynahe in den Händen aller europäiſchen Nationen in
allgemeinem Umlauf war. Fragt man aber wieder
nach der Quelle, aus der Dolopathos geſchöpft, dann
wird man abermal weiter zurückgetrieben, und verſichert,
das Werk ſey ganz aus einer Parabel des Indiers
Sandeber genommen, und zunächſt ins Hebräiſche
überſetzt, daraus ins Arabiſche, Syriſche, und dann
endlich in’s Griechiſche. Betrachtet man dieſe Angabe
genauer, dann findet man, daß hier die Rede von den
alten Fabeln des Pilpai oder Bidpai iſt, in denen
ein indiſcher König Disles einem ſeiner Philoſophen
Sendebar, der alle Anderen an Weisheit übertraf,
Fragen vorlegte, die Dieſer in Parabeln und Erzäh-
lungen beantwortete, die in dem Buche dann geſammelt
und der Nachwelt aufbehalten ſind. Das aber iſt die
Geſchichte dieſes Buches, wie der erſte perſiſche Ueberſetzer
im Lateiniſchen des Johannes de Capua ſie erzählt.
In den Tagen der Könige von Edom, war ein König
Anaſtres; dieſer hörte, in Indien ſeyen Berge, auf
denen Kräuter wüchſen, mit denen man, wenn ſie
geſammelt und zubereitet würden, Todte erwecken
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/181>, abgerufen am 22.11.2024.
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