Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite
zum Beyspiel, denen kuriösen Liebhabern
aber zum Schröcken in Druck gegeben. Köln
am Rhein und Nürnberg.

Der Roman gründet sich auf ein älteres Gedicht
unter dem Titel: Von eines Küniges Tochter von
Frankreich ein hübsches Lesen, wie der Künig sie selb
zu d' Ee wolt hon, des sie doch got vor im behüt, und
darumb sie vil trübsal und not erlidt. zu letst ein
Küngin in Engellant ward. Cin großes episches Ge-
dicht in 72 Quartblättern. Es erzählt davon, wie ein
König von Frankreich seine Tochter zur Ehe nehmen
wollte, wie sie deswegen allein in einem Schifflein sich
flüchtete, und nach Engelland getrieben wurde, wo
der König sie liebgewann, und sie zu seiner Gemahlinn
machte. Wie sie dann, als er zu einem Feldzug gegen die
Schotten auszog, mit einem Sohne niederkam,
und wie als der Marschall, dessen Hut sie anbefohlen
war, dem Könige Nachricht davon sandte, seine Mutter
den Boten aufhielt, und ihm an die Stelle von des
Marschalls Brief einen Andern unterschob, worin sie ihn
erzählen ließ, die Königinn sey mit einem Ungethüm,
halb Thier halb Mensch, niedergekommen; wie sie
dann bey der Rückkehr des Boten die Antwort abermal
verfälschte, und dem Marschall im Namen des

18.
zum Beyſpiel, denen kurioͤſen Liebhabern
aber zum Schroͤcken in Druck gegeben. Koͤln
am Rhein und Nuͤrnberg.

Der Roman gründet ſich auf ein älteres Gedicht
unter dem Titel: Von eines Küniges Tochter von
Frankreich ein hübſches Leſen, wie der Künig ſie ſelb
zu d’ Ee wolt hon, des ſie doch got vor im behüt, und
darumb ſie vil trübſal und not erlidt. zu letſt ein
Küngin in Engellant ward. Cin großes epiſches Ge-
dicht in 72 Quartblättern. Es erzählt davon, wie ein
König von Frankreich ſeine Tochter zur Ehe nehmen
wollte, wie ſie deswegen allein in einem Schifflein ſich
flüchtete, und nach Engelland getrieben wurde, wo
der König ſie liebgewann, und ſie zu ſeiner Gemahlinn
machte. Wie ſie dann, als er zu einem Feldzug gegen die
Schotten auszog, mit einem Sohne niederkam,
und wie als der Marſchall, deſſen Hut ſie anbefohlen
war, dem Könige Nachricht davon ſandte, ſeine Mutter
den Boten aufhielt, und ihm an die Stelle von des
Marſchalls Brief einen Andern unterſchob, worin ſie ihn
erzählen ließ, die Königinn ſey mit einem Ungethüm,
halb Thier halb Menſch, niedergekommen; wie ſie
dann bey der Rückkehr des Boten die Antwort abermal
verfälſchte, und dem Marſchall im Namen des

18.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <bibl><pb facs="#f0155" n="137"/>
zum Bey&#x017F;piel, denen kurio&#x0364;&#x017F;en Liebhabern<lb/>
aber zum Schro&#x0364;cken in Druck gegeben. Ko&#x0364;ln<lb/>
am Rhein und Nu&#x0364;rnberg.</bibl><lb/>
          <p>Der Roman gründet &#x017F;ich auf ein älteres Gedicht<lb/>
unter dem Titel: Von eines Küniges Tochter von<lb/>
Frankreich ein hüb&#x017F;ches Le&#x017F;en, wie der Künig &#x017F;ie &#x017F;elb<lb/>
zu d&#x2019; Ee wolt hon, des &#x017F;ie doch got vor im behüt, und<lb/>
darumb &#x017F;ie vil trüb&#x017F;al und not erlidt. zu let&#x017F;t ein<lb/>
Küngin in Engellant ward. Cin großes epi&#x017F;ches Ge-<lb/>
dicht in 72 Quartblättern. Es erzählt davon, wie ein<lb/>
König von Frankreich &#x017F;eine Tochter zur Ehe nehmen<lb/>
wollte, wie &#x017F;ie deswegen allein in einem Schifflein &#x017F;ich<lb/>
flüchtete, und nach Engelland getrieben wurde, wo<lb/>
der König &#x017F;ie liebgewann, und &#x017F;ie zu &#x017F;einer Gemahlinn<lb/>
machte. Wie &#x017F;ie dann, als er zu einem Feldzug gegen die<lb/>
Schotten auszog, mit einem Sohne niederkam,<lb/>
und wie als der Mar&#x017F;chall, de&#x017F;&#x017F;en Hut &#x017F;ie anbefohlen<lb/>
war, dem Könige Nachricht davon &#x017F;andte, &#x017F;eine Mutter<lb/>
den Boten aufhielt, und ihm an die Stelle von des<lb/>
Mar&#x017F;challs Brief einen Andern unter&#x017F;chob, worin &#x017F;ie ihn<lb/>
erzählen ließ, die Königinn &#x017F;ey mit einem Ungethüm,<lb/>
halb Thier halb Men&#x017F;ch, niedergekommen; wie &#x017F;ie<lb/>
dann bey der Rückkehr des Boten die Antwort abermal<lb/>
verfäl&#x017F;chte, und dem Mar&#x017F;chall im Namen des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">18.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0155] zum Beyſpiel, denen kurioͤſen Liebhabern aber zum Schroͤcken in Druck gegeben. Koͤln am Rhein und Nuͤrnberg. Der Roman gründet ſich auf ein älteres Gedicht unter dem Titel: Von eines Küniges Tochter von Frankreich ein hübſches Leſen, wie der Künig ſie ſelb zu d’ Ee wolt hon, des ſie doch got vor im behüt, und darumb ſie vil trübſal und not erlidt. zu letſt ein Küngin in Engellant ward. Cin großes epiſches Ge- dicht in 72 Quartblättern. Es erzählt davon, wie ein König von Frankreich ſeine Tochter zur Ehe nehmen wollte, wie ſie deswegen allein in einem Schifflein ſich flüchtete, und nach Engelland getrieben wurde, wo der König ſie liebgewann, und ſie zu ſeiner Gemahlinn machte. Wie ſie dann, als er zu einem Feldzug gegen die Schotten auszog, mit einem Sohne niederkam, und wie als der Marſchall, deſſen Hut ſie anbefohlen war, dem Könige Nachricht davon ſandte, ſeine Mutter den Boten aufhielt, und ihm an die Stelle von des Marſchalls Brief einen Andern unterſchob, worin ſie ihn erzählen ließ, die Königinn ſey mit einem Ungethüm, halb Thier halb Menſch, niedergekommen; wie ſie dann bey der Rückkehr des Boten die Antwort abermal verfälſchte, und dem Marſchall im Namen des 18.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/155
Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/155>, abgerufen am 22.11.2024.