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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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Folge der Zeiten geschieden haben. Man giebt gewöhn-
lich den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts als den
Zeitpunkt an, in dem die Heymonskinder gedichtet wor-
den seyen; indessen mögte ihre Entstehung wohl in einer
noch entferntern Zeit gesucht werden müssen. Betrachtet
man nämlich die verschiednen romantischen Dichtungen,
die innerhalb dem Kreise der Heldengenossenschaft und
um ihren Mittelpunkt, Carl den Großen, sich bewegen,
dann sieht man sie durch eine bestimmte Gränze geschie-
den, um die sie nach entgegengesetzten Richtungen auch
einen entgegengesetzten Character tragen. In der Hei-
ligsprechung Carls findet jene sondernde Gränze sich
gegeben. Vor dieser Periode nämlich mußte der große
Mann mit seinen Zeitgenossen einer verwandten, rein
heroischen Zeit auch allein als Heros, als tapferer, kriege-
rischer Regent erscheinen. Sobald mehrere Jahrhunderte
über ihre Thaten sich hergegossen, sobald eine dämmernde
Ferne sie umhüllt, da trat jene Erscheinung ein, die
man am Meeres-Ufer bemerkt, und Mirage nennt;
wie die fernen Berge, losgerissen von der Erde, auf
dem Dufte schwebende Luftbilder hängen, so wurden
diese Thaten gleichfalls in die Höhen der Poesie hin-
aufgespiegelt, und ein an sich schon romantisches Leben,
wurde vollends zum Heldenromane ausgedichtet. So
mußten daher diese ersten Gedichte durchaus einen

Folge der Zeiten geſchieden haben. Man giebt gewöhn-
lich den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts als den
Zeitpunkt an, in dem die Heymonskinder gedichtet wor-
den ſeyen; indeſſen mögte ihre Entſtehung wohl in einer
noch entferntern Zeit geſucht werden müſſen. Betrachtet
man nämlich die verſchiednen romantiſchen Dichtungen,
die innerhalb dem Kreiſe der Heldengenoſſenſchaft und
um ihren Mittelpunkt, Carl den Großen, ſich bewegen,
dann ſieht man ſie durch eine beſtimmte Gränze geſchie-
den, um die ſie nach entgegengeſetzten Richtungen auch
einen entgegengeſetzten Character tragen. In der Hei-
ligſprechung Carls findet jene ſondernde Gränze ſich
gegeben. Vor dieſer Periode nämlich mußte der große
Mann mit ſeinen Zeitgenoſſen einer verwandten, rein
heroiſchen Zeit auch allein als Heros, als tapferer, kriege-
riſcher Regent erſcheinen. Sobald mehrere Jahrhunderte
über ihre Thaten ſich hergegoſſen, ſobald eine dämmernde
Ferne ſie umhüllt, da trat jene Erſcheinung ein, die
man am Meeres-Ufer bemerkt, und Mirage nennt;
wie die fernen Berge, losgeriſſen von der Erde, auf
dem Dufte ſchwebende Luftbilder hängen, ſo wurden
dieſe Thaten gleichfalls in die Höhen der Poeſie hin-
aufgeſpiegelt, und ein an ſich ſchon romantiſches Leben,
wurde vollends zum Heldenromane ausgedichtet. So
mußten daher dieſe erſten Gedichte durchaus einen

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[120/0138] Folge der Zeiten geſchieden haben. Man giebt gewöhn- lich den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts als den Zeitpunkt an, in dem die Heymonskinder gedichtet wor- den ſeyen; indeſſen mögte ihre Entſtehung wohl in einer noch entferntern Zeit geſucht werden müſſen. Betrachtet man nämlich die verſchiednen romantiſchen Dichtungen, die innerhalb dem Kreiſe der Heldengenoſſenſchaft und um ihren Mittelpunkt, Carl den Großen, ſich bewegen, dann ſieht man ſie durch eine beſtimmte Gränze geſchie- den, um die ſie nach entgegengeſetzten Richtungen auch einen entgegengeſetzten Character tragen. In der Hei- ligſprechung Carls findet jene ſondernde Gränze ſich gegeben. Vor dieſer Periode nämlich mußte der große Mann mit ſeinen Zeitgenoſſen einer verwandten, rein heroiſchen Zeit auch allein als Heros, als tapferer, kriege- riſcher Regent erſcheinen. Sobald mehrere Jahrhunderte über ihre Thaten ſich hergegoſſen, ſobald eine dämmernde Ferne ſie umhüllt, da trat jene Erſcheinung ein, die man am Meeres-Ufer bemerkt, und Mirage nennt; wie die fernen Berge, losgeriſſen von der Erde, auf dem Dufte ſchwebende Luftbilder hängen, ſo wurden dieſe Thaten gleichfalls in die Höhen der Poeſie hin- aufgeſpiegelt, und ein an ſich ſchon romantiſches Leben, wurde vollends zum Heldenromane ausgedichtet. So mußten daher dieſe erſten Gedichte durchaus einen

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/138>, abgerufen am 22.11.2024.