Barone frei, und Carl reitet auf dem Roß Bayard in sein Lager zurück. Die Belagerung aber wird noch mit größerer Obstination fortgesetzt; der alte Heymon ist gleichfalls wieder bei der Belagerungsarmee, und muß wie die andern Schleudermaschinen bauen, um die Thürme einzuwerfen; es entsteht in der Festung große Noth; alle Pferde sind verzehrt, und nun soll auch Bayard geschlachtet werden. Wie R. aber zu dem Zwecke eintritt in den Stall, seufzt das Pferd tief auf; R. davon gerührt, erklärt, daß er sich lieber selber tödten wolle; die Kinder aber weinen sehr, des großen Hungers wegen. R. giebt ihm etwas Heu, denn er hatte nichts anderst ihm zu geben, und als er zu seinen Brüdern kömmt, findet er Alard, der seinen Sohn Aymonet weinend hält; Richard hält Yon, Clara aber liegt in Ohnmacht. R. reitet darauf hinaus zu seinem Vater ins Lager, und dieser läßt sich bereden, und giebt ihm Lebensmittel mit, Bayard trägt soviel als zwei Pferde tragen mögen; und dann wirft er ihnen noch Fleisch und Brod mit den Wurfmaschinen ins Schloß. Carl aber, erzürnt darüber, gebietet ihm die Armee zu verlassen. Die Noth kehrt daher bald zurück; Bayard wird Blut abgezapft; endlich da auch er entkräftet keines mehr geben kann, verlassen sie Montalban durch einen unterirdischen Weg, den sie
Barone frei, und Carl reitet auf dem Roß Bayard in ſein Lager zurück. Die Belagerung aber wird noch mit größerer Obſtination fortgeſetzt; der alte Heymon iſt gleichfalls wieder bei der Belagerungsarmee, und muß wie die andern Schleudermaſchinen bauen, um die Thürme einzuwerfen; es entſteht in der Feſtung große Noth; alle Pferde ſind verzehrt, und nun ſoll auch Bayard geſchlachtet werden. Wie R. aber zu dem Zwecke eintritt in den Stall, ſeufzt das Pferd tief auf; R. davon gerührt, erklärt, daß er ſich lieber ſelber tödten wolle; die Kinder aber weinen ſehr, des großen Hungers wegen. R. giebt ihm etwas Heu, denn er hatte nichts anderſt ihm zu geben, und als er zu ſeinen Brüdern kömmt, findet er Alard, der ſeinen Sohn Aymonet weinend hält; Richard hält Yon, Clara aber liegt in Ohnmacht. R. reitet darauf hinaus zu ſeinem Vater ins Lager, und dieſer läßt ſich bereden, und giebt ihm Lebensmittel mit, Bayard trägt ſoviel als zwei Pferde tragen mögen; und dann wirft er ihnen noch Fleiſch und Brod mit den Wurfmaſchinen ins Schloß. Carl aber, erzürnt darüber, gebietet ihm die Armee zu verlaſſen. Die Noth kehrt daher bald zurück; Bayard wird Blut abgezapft; endlich da auch er entkräftet keines mehr geben kann, verlaſſen ſie Montalban durch einen unterirdiſchen Weg, den ſie
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Barone frei, und Carl reitet auf dem Roß Bayard in
ſein Lager zurück. Die Belagerung aber wird noch mit
größerer Obſtination fortgeſetzt; der alte Heymon iſt
gleichfalls wieder bei der Belagerungsarmee, und muß
wie die andern Schleudermaſchinen bauen, um die
Thürme einzuwerfen; es entſteht in der Feſtung große
Noth; alle Pferde ſind verzehrt, und nun ſoll auch
Bayard geſchlachtet werden. Wie R. aber zu dem
Zwecke eintritt in den Stall, ſeufzt das Pferd tief auf;
R. davon gerührt, erklärt, daß er ſich lieber ſelber
tödten wolle; die Kinder aber weinen ſehr, des großen
Hungers wegen. R. giebt ihm etwas Heu, denn er
hatte nichts anderſt ihm zu geben, und als er zu ſeinen
Brüdern kömmt, findet er Alard, der ſeinen Sohn
Aymonet weinend hält; Richard hält Yon, Clara aber
liegt in Ohnmacht. R. reitet darauf hinaus zu ſeinem
Vater ins Lager, und dieſer läßt ſich bereden, und
giebt ihm Lebensmittel mit, Bayard trägt ſoviel
als zwei Pferde tragen mögen; und dann wirft er
ihnen noch Fleiſch und Brod mit den Wurfmaſchinen
ins Schloß. Carl aber, erzürnt darüber, gebietet ihm
die Armee zu verlaſſen. Die Noth kehrt daher bald
zurück; Bayard wird Blut abgezapft; endlich da auch
er entkräftet keines mehr geben kann, verlaſſen ſie
Montalban durch einen unterirdiſchen Weg, den ſie
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/133>, abgerufen am 22.11.2024.
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