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Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.

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so tyrannisch entgegensetzt, wie es wohl irgend wo
im rheinischen Bunde je der Fall gewesen.

Indem auf diese Weise im jenseitigen Teutsch¬
land die politische Reformation sich nach und nach
auf einer Stufe befestigt hat, die man jener verglei¬
chen kann, auf die im Kirchlichen die Episcopalkirche
in England sich gestellt; haben die diesseitigen dissen¬
tirenden Rheinprovinzen vielmehr eine Art von politi¬
schen Calvinism bey sich ausgebildet, in der Art wie
früher schon die Schweiz mit dem Beyspiele vorange¬
gangen, dem dann die schwäbischen und rheinischen
Städte, aber ohne Erfolg nachzugehen versucht, und
wie es später die holländischen Provinzen, zuletzt auch
Belgien ausgeführt. In dem herben, strengen, phan¬
tasielosen Geiste, wie er der dort allgemein verbrei¬
teten politischen Schule eigen ist, haben die Deputir¬
ten des Rheinkreises in der bayrischen allgemeinen
Ständeversammlung gestimmt; in allgemeinen Dingen
oft von fixen Ideen und vorgefaßten Meinungen hin¬
gerissen, in Allem aber was die praktischen Interessen ihrer
Provinz betraf, immer wacker und tüchtig sich beweisend;
dieser Geist hat im diesseitigen Rheinhessen in den
meisten öffentlichen Stimmen sich laut gethan; in ihm
hat in den kleineren Landesstrichen die heftige Opposi¬
tion gegen die entlegenen Regierungen sich ausgebil¬
det; und er mußte vor Allem in dem preußischen An¬
theil, in dem die meisten Rheinländer in Masse ver¬
bunden sind, am entschiedensten sich offenbaren.

Indem diese Länderstriche mit Preußen vereinigt
wurden, hatte man gleichsam die äußersten Extreme
Teutschlands, nach allen Richtungen hin, gewaltsam

ſo tyranniſch entgegenſetzt, wie es wohl irgend wo
im rheiniſchen Bunde je der Fall geweſen.

Indem auf dieſe Weiſe im jenſeitigen Teutſch¬
land die politiſche Reformation ſich nach und nach
auf einer Stufe befeſtigt hat, die man jener verglei¬
chen kann, auf die im Kirchlichen die Episcopalkirche
in England ſich geſtellt; haben die dieſſeitigen diſſen¬
tirenden Rheinprovinzen vielmehr eine Art von politi¬
ſchen Calvinism bey ſich ausgebildet, in der Art wie
früher ſchon die Schweiz mit dem Beyſpiele vorange¬
gangen, dem dann die ſchwäbiſchen und rheiniſchen
Städte, aber ohne Erfolg nachzugehen verſucht, und
wie es ſpäter die holländiſchen Provinzen, zuletzt auch
Belgien ausgeführt. In dem herben, ſtrengen, phan¬
taſieloſen Geiſte, wie er der dort allgemein verbrei¬
teten politiſchen Schule eigen iſt, haben die Deputir¬
ten des Rheinkreiſes in der bayriſchen allgemeinen
Ständeverſammlung geſtimmt; in allgemeinen Dingen
oft von fixen Ideen und vorgefaßten Meinungen hin¬
geriſſen, in Allem aber was die praktiſchen Intereſſen ihrer
Provinz betraf, immer wacker und tüchtig ſich beweiſend;
dieſer Geiſt hat im diesſeitigen Rheinheſſen in den
meiſten öffentlichen Stimmen ſich laut gethan; in ihm
hat in den kleineren Landesſtrichen die heftige Oppoſi¬
tion gegen die entlegenen Regierungen ſich ausgebil¬
det; und er mußte vor Allem in dem preußiſchen An¬
theil, in dem die meiſten Rheinländer in Maſſe ver¬
bunden ſind, am entſchiedenſten ſich offenbaren.

Indem dieſe Länderſtriche mit Preußen vereinigt
wurden, hatte man gleichſam die äußerſten Extreme
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[67/0075] ſo tyranniſch entgegenſetzt, wie es wohl irgend wo im rheiniſchen Bunde je der Fall geweſen. Indem auf dieſe Weiſe im jenſeitigen Teutſch¬ land die politiſche Reformation ſich nach und nach auf einer Stufe befeſtigt hat, die man jener verglei¬ chen kann, auf die im Kirchlichen die Episcopalkirche in England ſich geſtellt; haben die dieſſeitigen diſſen¬ tirenden Rheinprovinzen vielmehr eine Art von politi¬ ſchen Calvinism bey ſich ausgebildet, in der Art wie früher ſchon die Schweiz mit dem Beyſpiele vorange¬ gangen, dem dann die ſchwäbiſchen und rheiniſchen Städte, aber ohne Erfolg nachzugehen verſucht, und wie es ſpäter die holländiſchen Provinzen, zuletzt auch Belgien ausgeführt. In dem herben, ſtrengen, phan¬ taſieloſen Geiſte, wie er der dort allgemein verbrei¬ teten politiſchen Schule eigen iſt, haben die Deputir¬ ten des Rheinkreiſes in der bayriſchen allgemeinen Ständeverſammlung geſtimmt; in allgemeinen Dingen oft von fixen Ideen und vorgefaßten Meinungen hin¬ geriſſen, in Allem aber was die praktiſchen Intereſſen ihrer Provinz betraf, immer wacker und tüchtig ſich beweiſend; dieſer Geiſt hat im diesſeitigen Rheinheſſen in den meiſten öffentlichen Stimmen ſich laut gethan; in ihm hat in den kleineren Landesſtrichen die heftige Oppoſi¬ tion gegen die entlegenen Regierungen ſich ausgebil¬ det; und er mußte vor Allem in dem preußiſchen An¬ theil, in dem die meiſten Rheinländer in Maſſe ver¬ bunden ſind, am entſchiedenſten ſich offenbaren. Indem dieſe Länderſtriche mit Preußen vereinigt wurden, hatte man gleichſam die äußerſten Extreme Teutſchlands, nach allen Richtungen hin, gewaltſam

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Zitationshilfe: Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/75>, abgerufen am 28.11.2024.