Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.im Staate aber das Eine das demokratische, das An¬ im Staate aber das Eine das demokratiſche, das An¬ <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0159" n="151"/> im Staate aber das Eine das demokratiſche, das An¬<lb/> dere das monarchiſche Prinzip darſtellen. Die Demo¬<lb/> cratie ſtrebt ihrem Weſen nach eigenwillig allein auf<lb/> ſich ſelber zu beruhen; ſie will ſich ſo viel wie möglich<lb/> ſelbſt beſtimmen, und ſcheut jede Gewalt, die von<lb/> oben herab nach allgemeinen Abſtraktionen zu ordnen<lb/> und zu richten ſich anmaßen will; ſie iſt darum weſent¬<lb/> lich theilend und zerſetzend; das Allgemeine auflö¬<lb/> ſend bis zum Beſonderſten, ſo lange bis die einzelne<lb/> Perſönlichkeit als letztes Element der Gemeinde der<lb/> Theilung Gränze ſetzt. Darum iſt ihr die Autorität<lb/> nichts, die eigne Ueberzeugung aber die einzige Richte¬<lb/> rin der Handlungen; die Gemeinſchaft hat nur eine<lb/> von unten herauf delegirte Gewalt; die Einheit iſt<lb/> nur aus einer einſtimmigen Vielheit abgeleitet, und<lb/> hat ohne dieſe keinen idealen Beſtand und keine Macht<lb/> in ſich. Das monarchiſche Prinzip aber iſt weſentlich<lb/> Entſagung und Selbſtentäußerung; es ſteigt ſynthetiſch<lb/> in einer Folge von Abſtraktionen auf bis zur höchſten<lb/> Gewalt, und betrachtet von da wieder abſteigend alles<lb/> Untergeordnete als Ausfluß jenes erſten Setzenden,<lb/> jener Einheit, die das Ganze in ſich beſchloſſen trägt.<lb/> Darum behauptet das Einzelne hier keinen Beſtand in<lb/> ſich, es verliert ſich willig an jenes Ganze, das alle<lb/> Theile aus ſich hervorgetrieben, und ſie nun in einer<lb/> ſtetigen Gemeinſchaft hält, ſo daß ein Jegliches in dem<lb/> Andern ſey, und jeder Theil der zum Organe des<lb/> Allgemeinen wird, ſeine ganze Kraft erhält. Darum<lb/> iſt der weſentliche Charakter des Monarchiſchen Glaube<lb/> und Gehorſam an jene einige Allgemeinheit, die aus<lb/> dem Aufgehen alles Beſondern hervorgegangen, und<lb/></p> </body> </text> </TEI> [151/0159]
im Staate aber das Eine das demokratiſche, das An¬
dere das monarchiſche Prinzip darſtellen. Die Demo¬
cratie ſtrebt ihrem Weſen nach eigenwillig allein auf
ſich ſelber zu beruhen; ſie will ſich ſo viel wie möglich
ſelbſt beſtimmen, und ſcheut jede Gewalt, die von
oben herab nach allgemeinen Abſtraktionen zu ordnen
und zu richten ſich anmaßen will; ſie iſt darum weſent¬
lich theilend und zerſetzend; das Allgemeine auflö¬
ſend bis zum Beſonderſten, ſo lange bis die einzelne
Perſönlichkeit als letztes Element der Gemeinde der
Theilung Gränze ſetzt. Darum iſt ihr die Autorität
nichts, die eigne Ueberzeugung aber die einzige Richte¬
rin der Handlungen; die Gemeinſchaft hat nur eine
von unten herauf delegirte Gewalt; die Einheit iſt
nur aus einer einſtimmigen Vielheit abgeleitet, und
hat ohne dieſe keinen idealen Beſtand und keine Macht
in ſich. Das monarchiſche Prinzip aber iſt weſentlich
Entſagung und Selbſtentäußerung; es ſteigt ſynthetiſch
in einer Folge von Abſtraktionen auf bis zur höchſten
Gewalt, und betrachtet von da wieder abſteigend alles
Untergeordnete als Ausfluß jenes erſten Setzenden,
jener Einheit, die das Ganze in ſich beſchloſſen trägt.
Darum behauptet das Einzelne hier keinen Beſtand in
ſich, es verliert ſich willig an jenes Ganze, das alle
Theile aus ſich hervorgetrieben, und ſie nun in einer
ſtetigen Gemeinſchaft hält, ſo daß ein Jegliches in dem
Andern ſey, und jeder Theil der zum Organe des
Allgemeinen wird, ſeine ganze Kraft erhält. Darum
iſt der weſentliche Charakter des Monarchiſchen Glaube
und Gehorſam an jene einige Allgemeinheit, die aus
dem Aufgehen alles Beſondern hervorgegangen, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |