im Staate aber das Eine das demokratische, das An¬ dere das monarchische Prinzip darstellen. Die Demo¬ cratie strebt ihrem Wesen nach eigenwillig allein auf sich selber zu beruhen; sie will sich so viel wie möglich selbst bestimmen, und scheut jede Gewalt, die von oben herab nach allgemeinen Abstraktionen zu ordnen und zu richten sich anmaßen will; sie ist darum wesent¬ lich theilend und zersetzend; das Allgemeine auflö¬ send bis zum Besondersten, so lange bis die einzelne Persönlichkeit als letztes Element der Gemeinde der Theilung Gränze setzt. Darum ist ihr die Autorität nichts, die eigne Ueberzeugung aber die einzige Richte¬ rin der Handlungen; die Gemeinschaft hat nur eine von unten herauf delegirte Gewalt; die Einheit ist nur aus einer einstimmigen Vielheit abgeleitet, und hat ohne diese keinen idealen Bestand und keine Macht in sich. Das monarchische Prinzip aber ist wesentlich Entsagung und Selbstentäußerung; es steigt synthetisch in einer Folge von Abstraktionen auf bis zur höchsten Gewalt, und betrachtet von da wieder absteigend alles Untergeordnete als Ausfluß jenes ersten Setzenden, jener Einheit, die das Ganze in sich beschlossen trägt. Darum behauptet das Einzelne hier keinen Bestand in sich, es verliert sich willig an jenes Ganze, das alle Theile aus sich hervorgetrieben, und sie nun in einer stetigen Gemeinschaft hält, so daß ein Jegliches in dem Andern sey, und jeder Theil der zum Organe des Allgemeinen wird, seine ganze Kraft erhält. Darum ist der wesentliche Charakter des Monarchischen Glaube und Gehorsam an jene einige Allgemeinheit, die aus dem Aufgehen alles Besondern hervorgegangen, und
im Staate aber das Eine das demokratiſche, das An¬ dere das monarchiſche Prinzip darſtellen. Die Demo¬ cratie ſtrebt ihrem Weſen nach eigenwillig allein auf ſich ſelber zu beruhen; ſie will ſich ſo viel wie möglich ſelbſt beſtimmen, und ſcheut jede Gewalt, die von oben herab nach allgemeinen Abſtraktionen zu ordnen und zu richten ſich anmaßen will; ſie iſt darum weſent¬ lich theilend und zerſetzend; das Allgemeine auflö¬ ſend bis zum Beſonderſten, ſo lange bis die einzelne Perſönlichkeit als letztes Element der Gemeinde der Theilung Gränze ſetzt. Darum iſt ihr die Autorität nichts, die eigne Ueberzeugung aber die einzige Richte¬ rin der Handlungen; die Gemeinſchaft hat nur eine von unten herauf delegirte Gewalt; die Einheit iſt nur aus einer einſtimmigen Vielheit abgeleitet, und hat ohne dieſe keinen idealen Beſtand und keine Macht in ſich. Das monarchiſche Prinzip aber iſt weſentlich Entſagung und Selbſtentäußerung; es ſteigt ſynthetiſch in einer Folge von Abſtraktionen auf bis zur höchſten Gewalt, und betrachtet von da wieder abſteigend alles Untergeordnete als Ausfluß jenes erſten Setzenden, jener Einheit, die das Ganze in ſich beſchloſſen trägt. Darum behauptet das Einzelne hier keinen Beſtand in ſich, es verliert ſich willig an jenes Ganze, das alle Theile aus ſich hervorgetrieben, und ſie nun in einer ſtetigen Gemeinſchaft hält, ſo daß ein Jegliches in dem Andern ſey, und jeder Theil der zum Organe des Allgemeinen wird, ſeine ganze Kraft erhält. Darum iſt der weſentliche Charakter des Monarchiſchen Glaube und Gehorſam an jene einige Allgemeinheit, die aus dem Aufgehen alles Beſondern hervorgegangen, und
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im Staate aber das Eine das demokratiſche, das An¬
dere das monarchiſche Prinzip darſtellen. Die Demo¬
cratie ſtrebt ihrem Weſen nach eigenwillig allein auf
ſich ſelber zu beruhen; ſie will ſich ſo viel wie möglich
ſelbſt beſtimmen, und ſcheut jede Gewalt, die von
oben herab nach allgemeinen Abſtraktionen zu ordnen
und zu richten ſich anmaßen will; ſie iſt darum weſent¬
lich theilend und zerſetzend; das Allgemeine auflö¬
ſend bis zum Beſonderſten, ſo lange bis die einzelne
Perſönlichkeit als letztes Element der Gemeinde der
Theilung Gränze ſetzt. Darum iſt ihr die Autorität
nichts, die eigne Ueberzeugung aber die einzige Richte¬
rin der Handlungen; die Gemeinſchaft hat nur eine
von unten herauf delegirte Gewalt; die Einheit iſt
nur aus einer einſtimmigen Vielheit abgeleitet, und
hat ohne dieſe keinen idealen Beſtand und keine Macht
in ſich. Das monarchiſche Prinzip aber iſt weſentlich
Entſagung und Selbſtentäußerung; es ſteigt ſynthetiſch
in einer Folge von Abſtraktionen auf bis zur höchſten
Gewalt, und betrachtet von da wieder abſteigend alles
Untergeordnete als Ausfluß jenes erſten Setzenden,
jener Einheit, die das Ganze in ſich beſchloſſen trägt.
Darum behauptet das Einzelne hier keinen Beſtand in
ſich, es verliert ſich willig an jenes Ganze, das alle
Theile aus ſich hervorgetrieben, und ſie nun in einer
ſtetigen Gemeinſchaft hält, ſo daß ein Jegliches in dem
Andern ſey, und jeder Theil der zum Organe des
Allgemeinen wird, ſeine ganze Kraft erhält. Darum
iſt der weſentliche Charakter des Monarchiſchen Glaube
und Gehorſam an jene einige Allgemeinheit, die aus
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Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/159>, abgerufen am 20.07.2024.
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