Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.will, wenn die Flamme, der sie von ferne mit Vergnügen Man hat dem Thäter frevelhaften Hochmuth vorge¬ Kennst du noch nicht das finstere Reich des Ab¬ im
will, wenn die Flamme, der ſie von ferne mit Vergnügen Man hat dem Thäter frevelhaften Hochmuth vorge¬ Kennſt du noch nicht das finſtere Reich des Ab¬ im
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0120" n="112"/> will, wenn die Flamme, der ſie von ferne mit Vergnügen<lb/> zugeſehen, endlich das eigene Dach ergreift.</p><lb/> <p>Man hat dem Thäter frevelhaften Hochmuth vorge¬<lb/> worfen, daß er alſo Gott und der Obrigkeit aus eig¬<lb/> ner beſchränkter, ſchwacher Perſönlichkeit ins Amt<lb/> gegriffen: das iſt die rechte und wahre Anſicht für ſich<lb/> und Andere, denen etwa nach ſolcher That gelüſten<lb/> möchte; aber dem Thäter gegenüber nach vollbrachtem<lb/> Werke ausgeſprochen, möchte der Ausſpruch in Bezug<lb/> auf ihn ſelbſt nicht allzu chriſtlich ſeyn. Was würde<lb/> der Sprechende erwiedern, wenn dieſer ſich etwa in<lb/> ſolcher Weiſe vertheidigte: Du ſprichſt von Hoch¬<lb/> muth, ſieh dich vor, daß du nicht ſelbſt von chriſt¬<lb/> lichem Hochmuth beſeſſen ſeyeſt, bethend ich danke<lb/> dir Gott, daß ich nicht bin gleich Dieſem! Glaubſt<lb/> du, daß ich ſo leichtſinnig mich zu jener That ent¬<lb/> ſchloſſen, deren furchtbare Verantwortung ich gar wohl<lb/> gekannt? glaubſt du, daß Gott ein Leben, ſonſt rein<lb/> und fromm geführt, ſo grauſam durch kalten geiſti¬<lb/> gen Hochmuth verderben werde, und einen ſonſt lich¬<lb/> ten Geiſt ſo hart verblenden, daß er die Täuſchung<lb/> einer groben Eitelkeit nicht mehr gewahre?</p><lb/> <p>Kennſt du noch nicht das finſtere Reich des Ab¬<lb/> grundes, das die Natur beſchließt, glücklich du, wenn<lb/> es immer beſchloſſen dir geblieben! alle ſeine dun¬<lb/> keln Mächte hat der Geiſt beſiegt, und ſie in jene<lb/> Tiefe eingeſchloſſen; aber durch des Menſchen Herz<lb/> gehen tiefe Brunnen nieder in ihre Finſterniß; um<lb/> den Eingang drängen ſich, Freyheit ſuchend alle Lei¬<lb/> denſchaften, aber ihn hält Religion und Sitte feſt<lb/> geſchloſſen und verſiegelt, und ſo lange die Pforten<lb/> <fw place="bottom" type="catch">im<lb/></fw> </p> </body> </text> </TEI> [112/0120]
will, wenn die Flamme, der ſie von ferne mit Vergnügen
zugeſehen, endlich das eigene Dach ergreift.
Man hat dem Thäter frevelhaften Hochmuth vorge¬
worfen, daß er alſo Gott und der Obrigkeit aus eig¬
ner beſchränkter, ſchwacher Perſönlichkeit ins Amt
gegriffen: das iſt die rechte und wahre Anſicht für ſich
und Andere, denen etwa nach ſolcher That gelüſten
möchte; aber dem Thäter gegenüber nach vollbrachtem
Werke ausgeſprochen, möchte der Ausſpruch in Bezug
auf ihn ſelbſt nicht allzu chriſtlich ſeyn. Was würde
der Sprechende erwiedern, wenn dieſer ſich etwa in
ſolcher Weiſe vertheidigte: Du ſprichſt von Hoch¬
muth, ſieh dich vor, daß du nicht ſelbſt von chriſt¬
lichem Hochmuth beſeſſen ſeyeſt, bethend ich danke
dir Gott, daß ich nicht bin gleich Dieſem! Glaubſt
du, daß ich ſo leichtſinnig mich zu jener That ent¬
ſchloſſen, deren furchtbare Verantwortung ich gar wohl
gekannt? glaubſt du, daß Gott ein Leben, ſonſt rein
und fromm geführt, ſo grauſam durch kalten geiſti¬
gen Hochmuth verderben werde, und einen ſonſt lich¬
ten Geiſt ſo hart verblenden, daß er die Täuſchung
einer groben Eitelkeit nicht mehr gewahre?
Kennſt du noch nicht das finſtere Reich des Ab¬
grundes, das die Natur beſchließt, glücklich du, wenn
es immer beſchloſſen dir geblieben! alle ſeine dun¬
keln Mächte hat der Geiſt beſiegt, und ſie in jene
Tiefe eingeſchloſſen; aber durch des Menſchen Herz
gehen tiefe Brunnen nieder in ihre Finſterniß; um
den Eingang drängen ſich, Freyheit ſuchend alle Lei¬
denſchaften, aber ihn hält Religion und Sitte feſt
geſchloſſen und verſiegelt, und ſo lange die Pforten
im
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |