Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De Senatoribus et officio Magistratuum Rom. der 29). Tit. XV de officio Praefecti vigilum. Er com-mandirte die Policey-Soldaten, mußte besonders zur Nachtszeit die nöthige Sicherheitsanstalten gegen Diebe- rey und Feuersbrünste treffen, und hatte auch in derglei- chen Fällendie Cognition und ein Strafrecht. Schwerere peinliche Fälle muste er dem Praefectus urbi überlassen. Tit. XVI. de officio Proconsulis et Legati. Tit. XVII. de officio Praefecti Augustalis, Tit. XVIII. de officio Praesidis. In jeder Provinz war ein Gouverneur, Praeses Provinciae, welches eine allgemeine Benennung war; wurde derselbe vom Senat ernannt, und in eine senatorische Provinz geschickt, so hieß er Proconsul, Propraetor; ernannte ihn der Kaiser zum Gouverneur, so hieß er Legatus Caesa- ris; Praefectus Augustalis 30), dieser letztere Name war besonders dem Gouverneur von Egypten eigen. Der Gou- verneur hatte in der Provinz die Jurisdiction sowohl in bürgerlichen als peinlichen Rechtsfällen. Allein solche Rechtshandlungen, die zur iurisdictione voluntaria ge- hören, z. B. Emancipationen, Adoptionen, Manumissio- nen, konnte er auch ausser der Provinz bestätigen (L. 2. pr. de off. Procons.) Er hatte zugleich die Sorge für die Policey, u. s. m. Beym Antritte seines Amts erhielt er eine Instruction vom Kaiser (mandatum). Gewöhn- lich hatte ein Gouverneur seinen Stellvertreter (Legatus), dem er jedoch nur das übertragen konnte, was ihm selbst Kraft seiner Charge zukam (quae jure magistratus com- petunt), nicht was seiner Charge erst besonders vermöge eines Volksschlusses, Senatusconsultum, oder kaiserli- cher Verordnung beygelegt worden. Hierher gehört Tit. XXI. de officio eius cui mandata est iurisdictio. Also was zur legisactio oder merum imperium gehört, durfte der 29) ulpianus Fragm. Tit. XI. §. 18. 30) S. gebaueri Progr. de differentia inter Proconsulem et
Legatum Caesaris Goettingac 1737. De Senatoribus et officio Magiſtratuum Rom. der 29). Tit. XV de officio Praefecti vigilum. Er com-mandirte die Policey-Soldaten, mußte beſonders zur Nachtszeit die noͤthige Sicherheitsanſtalten gegen Diebe- rey und Feuersbruͤnſte treffen, und hatte auch in derglei- chen Faͤllendie Cognition und ein Strafrecht. Schwerere peinliche Faͤlle muſte er dem Praefectus urbi uͤberlaſſen. Tit. XVI. de officio Proconſulis et Legati. Tit. XVII. de officio Praefecti Auguſtalis, Tit. XVIII. de officio Praeſidis. In jeder Provinz war ein Gouverneur, Praeſes Provinciae, welches eine allgemeine Benennung war; wurde derſelbe vom Senat ernannt, und in eine ſenatoriſche Provinz geſchickt, ſo hieß er Proconſul, Propraetor; ernannte ihn der Kaiſer zum Gouverneur, ſo hieß er Legatus Caeſa- ris; Praefectus Auguſtalis 30), dieſer letztere Name war beſonders dem Gouverneur von Egypten eigen. Der Gou- verneur hatte in der Provinz die Jurisdiction ſowohl in buͤrgerlichen als peinlichen Rechtsfaͤllen. Allein ſolche Rechtshandlungen, die zur iurisdictione voluntaria ge- hoͤren, z. B. Emancipationen, Adoptionen, Manumiſſio- nen, konnte er auch auſſer der Provinz beſtaͤtigen (L. 2. pr. de off. Proconſ.) Er hatte zugleich die Sorge fuͤr die Policey, u. ſ. m. Beym Antritte ſeines Amts erhielt er eine Inſtruction vom Kaiſer (mandatum). Gewoͤhn- lich hatte ein Gouverneur ſeinen Stellvertreter (Legatus), dem er jedoch nur das uͤbertragen konnte, was ihm ſelbſt Kraft ſeiner Charge zukam (quae jure magiſtratus com- petunt), nicht was ſeiner Charge erſt beſonders vermoͤge eines Volksſchluſſes, Senatusconſultum, oder kaiſerli- cher Verordnung beygelegt worden. Hierher gehoͤrt Tit. XXI. de officio eius cui mandata eſt iurisdictio. Alſo was zur legisactio oder merum imperium gehoͤrt, durfte der 29) ulpianus Fragm. Tit. XI. §. 18. 30) S. gebaueri Progr. de differentia inter Proconſulem et
Legatum Caeſaris Goettingac 1737. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0577" n="563"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De Senatoribus et officio Magiſtratuum Rom.</hi></fw><lb/> der <note place="foot" n="29)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ulpianus</hi> Fragm. Tit. XI.</hi> §. 18.</note>. <hi rendition="#aq">Tit. XV <hi rendition="#i">de officio Praefecti vigilum.</hi></hi> Er com-<lb/> mandirte die Policey-Soldaten, mußte beſonders zur<lb/> Nachtszeit die noͤthige Sicherheitsanſtalten gegen Diebe-<lb/> rey und Feuersbruͤnſte treffen, und hatte auch in derglei-<lb/> chen Faͤllendie Cognition und ein Strafrecht. Schwerere<lb/> peinliche Faͤlle muſte er dem <hi rendition="#aq">Praefectus urbi</hi> uͤberlaſſen.<lb/><hi rendition="#aq">Tit. XVI. <hi rendition="#i">de officio Proconſulis et Legati.</hi> Tit. XVII. <hi rendition="#i">de<lb/> officio Praefecti Auguſtalis,</hi> Tit. XVIII. <hi rendition="#i">de officio Praeſidis.</hi></hi><lb/> In jeder Provinz war ein Gouverneur, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Praeſes Provinciae</hi>,</hi><lb/> welches eine allgemeine Benennung war; wurde derſelbe<lb/> vom Senat ernannt, und in eine ſenatoriſche Provinz<lb/> geſchickt, ſo hieß er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Proconſul, Propraetor</hi>;</hi> ernannte ihn<lb/> der Kaiſer zum Gouverneur, ſo hieß er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Legatus Caeſa-<lb/> ris; Praefectus Auguſtalis</hi></hi> <note place="foot" n="30)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">gebaueri</hi> Progr. de differentia inter Proconſulem et<lb/> Legatum Caeſaris <hi rendition="#i">Goettingac</hi></hi> 1737.</note>, dieſer letztere Name war<lb/> beſonders dem Gouverneur von Egypten eigen. Der Gou-<lb/> verneur hatte in der Provinz die Jurisdiction ſowohl in<lb/> buͤrgerlichen als peinlichen Rechtsfaͤllen. Allein ſolche<lb/> Rechtshandlungen, die zur <hi rendition="#aq">iurisdictione voluntaria</hi> ge-<lb/> hoͤren, z. B. Emancipationen, Adoptionen, Manumiſſio-<lb/> nen, konnte er auch auſſer der Provinz beſtaͤtigen (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2.<lb/><hi rendition="#i">pr. de off. Proconſ.</hi></hi>) Er hatte zugleich die Sorge fuͤr<lb/> die Policey, u. ſ. m. Beym Antritte ſeines Amts erhielt<lb/> er eine Inſtruction vom Kaiſer (<hi rendition="#aq">mandatum</hi>). Gewoͤhn-<lb/> lich hatte ein Gouverneur ſeinen Stellvertreter (<hi rendition="#aq">Legatus</hi>),<lb/> dem er jedoch nur das uͤbertragen konnte, was ihm ſelbſt<lb/> Kraft ſeiner Charge zukam (<hi rendition="#aq">quae <hi rendition="#i">jure magiſtratus</hi> com-<lb/> petunt</hi>), nicht was ſeiner Charge erſt beſonders vermoͤge<lb/> eines Volksſchluſſes, Senatusconſultum, oder kaiſerli-<lb/> cher Verordnung beygelegt worden. Hierher gehoͤrt<lb/><hi rendition="#aq">Tit. XXI. <hi rendition="#i">de officio eius cui mandata eſt iurisdictio.</hi></hi> Alſo<lb/> was zur <hi rendition="#aq">legisactio</hi> oder <hi rendition="#aq">merum imperium</hi> gehoͤrt, durfte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [563/0577]
De Senatoribus et officio Magiſtratuum Rom.
der 29). Tit. XV de officio Praefecti vigilum. Er com-
mandirte die Policey-Soldaten, mußte beſonders zur
Nachtszeit die noͤthige Sicherheitsanſtalten gegen Diebe-
rey und Feuersbruͤnſte treffen, und hatte auch in derglei-
chen Faͤllendie Cognition und ein Strafrecht. Schwerere
peinliche Faͤlle muſte er dem Praefectus urbi uͤberlaſſen.
Tit. XVI. de officio Proconſulis et Legati. Tit. XVII. de
officio Praefecti Auguſtalis, Tit. XVIII. de officio Praeſidis.
In jeder Provinz war ein Gouverneur, Praeſes Provinciae,
welches eine allgemeine Benennung war; wurde derſelbe
vom Senat ernannt, und in eine ſenatoriſche Provinz
geſchickt, ſo hieß er Proconſul, Propraetor; ernannte ihn
der Kaiſer zum Gouverneur, ſo hieß er Legatus Caeſa-
ris; Praefectus Auguſtalis 30), dieſer letztere Name war
beſonders dem Gouverneur von Egypten eigen. Der Gou-
verneur hatte in der Provinz die Jurisdiction ſowohl in
buͤrgerlichen als peinlichen Rechtsfaͤllen. Allein ſolche
Rechtshandlungen, die zur iurisdictione voluntaria ge-
hoͤren, z. B. Emancipationen, Adoptionen, Manumiſſio-
nen, konnte er auch auſſer der Provinz beſtaͤtigen (L. 2.
pr. de off. Proconſ.) Er hatte zugleich die Sorge fuͤr
die Policey, u. ſ. m. Beym Antritte ſeines Amts erhielt
er eine Inſtruction vom Kaiſer (mandatum). Gewoͤhn-
lich hatte ein Gouverneur ſeinen Stellvertreter (Legatus),
dem er jedoch nur das uͤbertragen konnte, was ihm ſelbſt
Kraft ſeiner Charge zukam (quae jure magiſtratus com-
petunt), nicht was ſeiner Charge erſt beſonders vermoͤge
eines Volksſchluſſes, Senatusconſultum, oder kaiſerli-
cher Verordnung beygelegt worden. Hierher gehoͤrt
Tit. XXI. de officio eius cui mandata eſt iurisdictio. Alſo
was zur legisactio oder merum imperium gehoͤrt, durfte
der
29) ulpianus Fragm. Tit. XI. §. 18.
30) S. gebaueri Progr. de differentia inter Proconſulem et
Legatum Caeſaris Goettingac 1737.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |