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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De divisione rerum et qualitate.
zuerkannt werde 86), sondern nur darauf abzielen, daß
Implorant die Posseßion erhalte, oder behalte. Ein
Beweiß, daß die Posseßion an sich weder ein dingliches
Recht sey, noch ein solches wirke 87). Denn ein ding-
liches Recht haftet unmittelbar auf der Sache selbst,
(§. 176.) sie mag übrigens sich befinden, bey wem sie
wolle. Allein von der Art ist kein Besitz. Denn man
betrachtet den Besitz entweder, in sofern er facti, oder
in sofern er iuris ist. Im ersten Fall dauert der Be-
sitz nur so lange, als man das physische Vermögen hat,
über die Sache zu disponiren, mithin die Sache in un-
serer Gewahrsam ist. Hierin stimmen Paulus 88) und
Cajus überein
89). Allein auch im letztern Fall, wenn
man sich unter dem Besitz das Possessionsrecht denkt,
kann dieses kein dingliches Recht seyn. Denn es ent-
springt aus dem Besitz, der Besitz ist aber kein dingliches
Recht. Die römischen Gesetze geben auch um des blosen
Besitzes willen keine actionem in rem. Paulus 90) lehrt
vielmehr das Gegentheil, wenn er lib. 24. ad Edictum
sagt: Cum a te vi dejectus sim, si Titius eandem rem pos-
sidere coeperit: non possum cum alio, quam tecum, Interdi-
cto experiri.
Man wende nicht ein, daß dem bonae fidei
possessor
des verlohrnen Besitzes wegen die actio publi-
ciana
zustehe, und diese eine dingliche Klage sey. Denn
die publicianische Klage ist ein petitorisches, und kein

possesso-
86) Nur das Interdictum de itinere actuque privats macht eine
Ausnahme, wie ebenfalls Ulpian L. 3. §. 13. D. de Iti-
nere actuq. priv.
bezeuget.
87) S. Huber a. a. O. §. 2. pag. 544.
88) L. 3. §. 13. D. de acquir. vel amitt. possess.
89) L. 15. D. de acquir. possess. L. 5. D. de Usurpat. et
usucap.
90) L. 7. D. de vi et vi armata.

De diviſione rerum et qualitate.
zuerkannt werde 86), ſondern nur darauf abzielen, daß
Implorant die Poſſeßion erhalte, oder behalte. Ein
Beweiß, daß die Poſſeßion an ſich weder ein dingliches
Recht ſey, noch ein ſolches wirke 87). Denn ein ding-
liches Recht haftet unmittelbar auf der Sache ſelbſt,
(§. 176.) ſie mag uͤbrigens ſich befinden, bey wem ſie
wolle. Allein von der Art iſt kein Beſitz. Denn man
betrachtet den Beſitz entweder, in ſofern er facti, oder
in ſofern er iuris iſt. Im erſten Fall dauert der Be-
ſitz nur ſo lange, als man das phyſiſche Vermoͤgen hat,
uͤber die Sache zu diſponiren, mithin die Sache in un-
ſerer Gewahrſam iſt. Hierin ſtimmen Paulus 88) und
Cajus uͤberein
89). Allein auch im letztern Fall, wenn
man ſich unter dem Beſitz das Poſſeſſionsrecht denkt,
kann dieſes kein dingliches Recht ſeyn. Denn es ent-
ſpringt aus dem Beſitz, der Beſitz iſt aber kein dingliches
Recht. Die roͤmiſchen Geſetze geben auch um des bloſen
Beſitzes willen keine actionem in rem. Paulus 90) lehrt
vielmehr das Gegentheil, wenn er lib. 24. ad Edictum
ſagt: Cum a te vi dejectus ſim, ſi Titius eandem rem poſ-
ſidere coeperit: non poſſum cum alio, quam tecum, Interdi-
cto experiri.
Man wende nicht ein, daß dem bonae fidei
poſſeſſor
des verlohrnen Beſitzes wegen die actio publi-
ciana
zuſtehe, und dieſe eine dingliche Klage ſey. Denn
die publicianiſche Klage iſt ein petitoriſches, und kein

poſſeſſo-
86) Nur das Interdictum de itinere actuque privats macht eine
Ausnahme, wie ebenfalls Ulpian L. 3. §. 13. D. de Iti-
nere actuq. priv.
bezeuget.
87) S. Huber a. a. O. §. 2. pag. 544.
88) L. 3. §. 13. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ.
89) L. 15. D. de acquir. poſſeſſ. L. 5. D. de Uſurpat. et
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90) L. 7. D. de vi et vi armata.
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[551/0565] De diviſione rerum et qualitate. zuerkannt werde 86), ſondern nur darauf abzielen, daß Implorant die Poſſeßion erhalte, oder behalte. Ein Beweiß, daß die Poſſeßion an ſich weder ein dingliches Recht ſey, noch ein ſolches wirke 87). Denn ein ding- liches Recht haftet unmittelbar auf der Sache ſelbſt, (§. 176.) ſie mag uͤbrigens ſich befinden, bey wem ſie wolle. Allein von der Art iſt kein Beſitz. Denn man betrachtet den Beſitz entweder, in ſofern er facti, oder in ſofern er iuris iſt. Im erſten Fall dauert der Be- ſitz nur ſo lange, als man das phyſiſche Vermoͤgen hat, uͤber die Sache zu diſponiren, mithin die Sache in un- ſerer Gewahrſam iſt. Hierin ſtimmen Paulus 88) und Cajus uͤberein 89). Allein auch im letztern Fall, wenn man ſich unter dem Beſitz das Poſſeſſionsrecht denkt, kann dieſes kein dingliches Recht ſeyn. Denn es ent- ſpringt aus dem Beſitz, der Beſitz iſt aber kein dingliches Recht. Die roͤmiſchen Geſetze geben auch um des bloſen Beſitzes willen keine actionem in rem. Paulus 90) lehrt vielmehr das Gegentheil, wenn er lib. 24. ad Edictum ſagt: Cum a te vi dejectus ſim, ſi Titius eandem rem poſ- ſidere coeperit: non poſſum cum alio, quam tecum, Interdi- cto experiri. Man wende nicht ein, daß dem bonae fidei poſſeſſor des verlohrnen Beſitzes wegen die actio publi- ciana zuſtehe, und dieſe eine dingliche Klage ſey. Denn die publicianiſche Klage iſt ein petitoriſches, und kein poſſeſſo- 86) Nur das Interdictum de itinere actuque privats macht eine Ausnahme, wie ebenfalls Ulpian L. 3. §. 13. D. de Iti- nere actuq. priv. bezeuget. 87) S. Huber a. a. O. §. 2. pag. 544. 88) L. 3. §. 13. D. de acquir. vel amitt. poſſeſſ. 89) L. 15. D. de acquir. poſſeſſ. L. 5. D. de Uſurpat. et uſucap. 90) L. 7. D. de vi et vi armata.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/565>, abgerufen am 23.11.2024.