Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De divisione rerum et qualitate. streitung der öffentlichen Ausgaben und Steuerung derallgemeinen Bedürfnisse des Staats bestimmt sind. Die Cammergüter etc. sind diejenigen, welche zum Unterhalt des Regenten und seiner Familie gewidmet sind. Das Eigenthum an beyden Gattungen öffentlicher Güter kommt ordentlicher Weise dem Staate zu; die bürgerliche Ober- herrschaft darüber aber gebührt dem Regenten, welcher sie den Fundamentalbestimmungen derselben, den Grund- gesetzen des Staats gemäß, ausüben muß 50). Cha- tullgüter des Regenten endlich sind solche, welche dersel- be nicht als Regent, sondern als Privatperson betrachtet, besitzt und in seinem Eigenthum hat, deren Gefälle also nicht in die Staatscaße fließen, sondern worüber dem Regenten die freye Verwaltung und Disposition zuste- het 51). Ob wir in Teutschland öffentliche oder Staats- domi- 50) von Buri Erläuterung des Teutsch. Lehnrechts S. 477 -- 485. Runde Anmerkungen zu Buri S. 77. Schnaubert Erläuterung des Lehnrechts §. 59. S. 95. 51) Bey den Römern hieß die kaiserliche Chatoul, ratio Cae-
saris, res Principis privata, dominica. L. 6. §. 1. L. 9. C. de iure fisci, L. 1. C. de offic com rer. privatar. L. ult. C. de agr. et manc. domin. rer. Conf. gutherius de officiis domus Aug. lib. III. cap. 25. sqq. und A. F. rivini Diss. de bonis principis patrimonialibus. Lipsiae 1737. De diviſione rerum et qualitate. ſtreitung der oͤffentlichen Ausgaben und Steuerung derallgemeinen Beduͤrfniſſe des Staats beſtimmt ſind. Die Cammerguͤter ꝛc. ſind diejenigen, welche zum Unterhalt des Regenten und ſeiner Familie gewidmet ſind. Das Eigenthum an beyden Gattungen oͤffentlicher Guͤter kommt ordentlicher Weiſe dem Staate zu; die buͤrgerliche Ober- herrſchaft daruͤber aber gebuͤhrt dem Regenten, welcher ſie den Fundamentalbeſtimmungen derſelben, den Grund- geſetzen des Staats gemaͤß, ausuͤben muß 50). Cha- tullguͤter des Regenten endlich ſind ſolche, welche derſel- be nicht als Regent, ſondern als Privatperſon betrachtet, beſitzt und in ſeinem Eigenthum hat, deren Gefaͤlle alſo nicht in die Staatscaße fließen, ſondern woruͤber dem Regenten die freye Verwaltung und Diſpoſition zuſte- het 51). Ob wir in Teutſchland oͤffentliche oder Staats- domi- 50) von Buri Erlaͤuterung des Teutſch. Lehnrechts S. 477 — 485. Runde Anmerkungen zu Buri S. 77. Schnaubert Erlaͤuterung des Lehnrechts §. 59. S. 95. 51) Bey den Roͤmern hieß die kaiſerliche Chatoul, ratio Cae-
ſaris, res Principis privata, dominica. L. 6. §. 1. L. 9. C. de iure fiſci, L. 1. C. de offic com rer. privatar. L. ult. C. de agr. et manc. domin. rer. Conf. gutherius de officiis domus Aug. lib. III. cap. 25. ſqq. und A. F. rivini Diſſ. de bonis principis patrimonialibus. Lipſiae 1737. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0461" n="447"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De diviſione rerum et qualitate.</hi></fw><lb/> ſtreitung der oͤffentlichen Ausgaben und Steuerung der<lb/> allgemeinen Beduͤrfniſſe des Staats beſtimmt ſind. Die<lb/><hi rendition="#fr">Cammerguͤter</hi> ꝛc. ſind diejenigen, welche zum Unterhalt<lb/> des Regenten und ſeiner Familie gewidmet ſind. Das<lb/> Eigenthum an beyden Gattungen oͤffentlicher Guͤter kommt<lb/> ordentlicher Weiſe dem Staate zu; die buͤrgerliche Ober-<lb/> herrſchaft daruͤber aber gebuͤhrt dem Regenten, welcher<lb/> ſie den Fundamentalbeſtimmungen derſelben, den Grund-<lb/> geſetzen des Staats gemaͤß, ausuͤben muß <note place="foot" n="50)">von <hi rendition="#g">Buri</hi> Erlaͤuterung des Teutſch. Lehnrechts S. 477 —<lb/> 485. <hi rendition="#g">Runde</hi> Anmerkungen zu Buri S. 77. <hi rendition="#g">Schnaubert</hi><lb/> Erlaͤuterung <choice><corr>des Lehnrechts</corr><sic>desLehnrechts</sic></choice> §. 59. S. 95.</note>. <hi rendition="#fr">Cha-<lb/> tullguͤter</hi> des Regenten endlich ſind ſolche, welche derſel-<lb/> be nicht als Regent, ſondern als Privatperſon betrachtet,<lb/> beſitzt und in ſeinem Eigenthum hat, deren Gefaͤlle alſo<lb/> nicht in die Staatscaße fließen, ſondern woruͤber dem<lb/> Regenten die freye Verwaltung und Diſpoſition zuſte-<lb/> het <note place="foot" n="51)">Bey den Roͤmern hieß die kaiſerliche <hi rendition="#g">Chatoul,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ratio Cae-<lb/> ſaris, res Principis privata, dominica. L. 6. §. 1. L. 9. C.<lb/> de iure fiſci, L. 1. C. de offic com rer. privatar. L. ult. C.<lb/> de agr. et manc. domin. rer.</hi> Conf. <hi rendition="#k">gutherius</hi> de officiis<lb/> domus Aug. lib. III. cap. 25. ſqq.</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A. F.</hi><hi rendition="#k">rivini</hi> Diſſ. de<lb/> bonis principis patrimonialibus. <hi rendition="#i">Lipſiae</hi></hi> 1737.</note>.</p><lb/> <p>Ob wir in Teutſchland <hi rendition="#g">oͤffentliche</hi> oder <hi rendition="#g">Staats-<lb/> ſachen</hi> im Sinne des ehemaligen roͤmiſchen Rechts ha-<lb/> ben? iſt eine Frage, die wenigſtens in ſo ferne mit Nein<lb/> beantwortet werden muß, als wir mit den heutigen<lb/> Staatsrechtslehrern zum Grundſatz annehmen, daß unſere<lb/> teutſche Landesherren nicht fuͤr bloſe Nutznieſer ihrer Laͤn-<lb/> der und der zu ihrem Unterhalt ausgeſetzten Guͤter, ſon-<lb/> dern fuͤr wirkliche und wahre Herren und Eigenthuͤmer<lb/> derſelben zu halten ſind, woruͤber ihnen entweder ein<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">domi-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [447/0461]
De diviſione rerum et qualitate.
ſtreitung der oͤffentlichen Ausgaben und Steuerung der
allgemeinen Beduͤrfniſſe des Staats beſtimmt ſind. Die
Cammerguͤter ꝛc. ſind diejenigen, welche zum Unterhalt
des Regenten und ſeiner Familie gewidmet ſind. Das
Eigenthum an beyden Gattungen oͤffentlicher Guͤter kommt
ordentlicher Weiſe dem Staate zu; die buͤrgerliche Ober-
herrſchaft daruͤber aber gebuͤhrt dem Regenten, welcher
ſie den Fundamentalbeſtimmungen derſelben, den Grund-
geſetzen des Staats gemaͤß, ausuͤben muß 50). Cha-
tullguͤter des Regenten endlich ſind ſolche, welche derſel-
be nicht als Regent, ſondern als Privatperſon betrachtet,
beſitzt und in ſeinem Eigenthum hat, deren Gefaͤlle alſo
nicht in die Staatscaße fließen, ſondern woruͤber dem
Regenten die freye Verwaltung und Diſpoſition zuſte-
het 51).
Ob wir in Teutſchland oͤffentliche oder Staats-
ſachen im Sinne des ehemaligen roͤmiſchen Rechts ha-
ben? iſt eine Frage, die wenigſtens in ſo ferne mit Nein
beantwortet werden muß, als wir mit den heutigen
Staatsrechtslehrern zum Grundſatz annehmen, daß unſere
teutſche Landesherren nicht fuͤr bloſe Nutznieſer ihrer Laͤn-
der und der zu ihrem Unterhalt ausgeſetzten Guͤter, ſon-
dern fuͤr wirkliche und wahre Herren und Eigenthuͤmer
derſelben zu halten ſind, woruͤber ihnen entweder ein
domi-
50) von Buri Erlaͤuterung des Teutſch. Lehnrechts S. 477 —
485. Runde Anmerkungen zu Buri S. 77. Schnaubert
Erlaͤuterung des Lehnrechts §. 59. S. 95.
51) Bey den Roͤmern hieß die kaiſerliche Chatoul, ratio Cae-
ſaris, res Principis privata, dominica. L. 6. §. 1. L. 9. C.
de iure fiſci, L. 1. C. de offic com rer. privatar. L. ult. C.
de agr. et manc. domin. rer. Conf. gutherius de officiis
domus Aug. lib. III. cap. 25. ſqq. und A. F. rivini Diſſ. de
bonis principis patrimonialibus. Lipſiae 1737.
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Zitationshilfe: | Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/461>, abgerufen am 25.07.2024. |